Vom Vatikan genehmigt

Italienische Bischöfe öffnen Priesterseminare für Homosexuelle

Veröffentlicht am 10.01.2025 um 17:40 Uhr – Lesedauer: 

Rom/Assisi ‐ Überraschung in Italien: Die dortigen katholischen Bischöfe haben entschieden, künftig auch Homosexuelle in ihre Priesterseminare aufzunehmen – trotz Warnung des Papstes.

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Die Italienische Bischofskonferenz hat entschieden, Homosexuelle künftig nicht mehr grundsätzlich vom Priesteramt auszuschließen. Dazu heißt es in den jetzt veröffentlichten neuen Richtlinien zur Priesterausbildung: "Wenn im Ausbildungsprozess von homosexuellen Neigungen die Rede ist, ist es auch angebracht, die Unterscheidung nicht nur auf diesen Aspekt zu beschränken, sondern wie bei jedem Kandidaten seine Bedeutung im Gesamtrahmen der Persönlichkeit des jungen Menschen zu erfassen." Sex bleibt für homosexuelle Seminaristen jedoch tabu – wie auch für ihre heterosexuelle Kollegen in der katholischen Kirche. Die Leitlinien wurden laut Mitteilung vom Vatikan genehmigt.

Mit dieser Entscheidung lockern die italienischen Bischöfe die bisherigen Zugangsregeln zur Priesterausbildung deutlich. In den 2016 vom Vatikan veröffentlichten Richtlinien heißt es, "praktizierende Homosexuelle" seien ebenso wie Männer, die "tiefsitzende homosexuelle Tendenzen haben oder eine sogenannte homosexuelle Kultur unterstützen", grundsätzlich von der Priesterausbildung ausgeschlossen.

Papst wünschte sich wohl anderes Ergebnis

In der mehrjährigen Ausbildung müsse die Begleitung und Reifung der persönlichen Sexualität eine wichtige Rolle spielen, so die Bischöfe in den neuen Richtlinien. "Der gegenwärtige soziokulturelle Kontext mit seinen Widersprüchen und Ambivalenzen bietet besondere Möglichkeiten für ein authentischeres Wachstum in diesem Bereich." Die Freiheit, mit der diese Themen heute angegangen würden, bilde eine gute Voraussetzung, dass die Priesteramtskandidaten zu immer größerer menschlicher, psychischer und spiritueller Reife gelangen könnten.

Die Bischöfe werben für offene Diskussionen in den Ausbildungskursen. Einem Kandidaten müsse es ermöglicht werden, "sich seiner selbst, seiner Persönlichkeit und aller Teile, die zu ihrer Definition beitragen, einschließlich seiner Sexualität und seiner Orientierung, immer bewusster zu werden, um sie zu integrieren und mit ausreichender Freiheit und Gelassenheit zu handhaben".

Die Frage nach Homosexualität in der katholischen Priesterausbildung und im Klerus wird immer wieder diskutiert. Nicht zuletzt Papst Franziskus sorgte mit Wortmeldungen dazu im vergangenen Jahr für Aufsehen. So soll er im Mai den italienischen Bischöfen geraten haben, ihre Seminare nicht für Homosexuelle zu öffnen. Berichten zufolge sagte der Papst in diesem Kontext, es gebe schon genug "Schwuchtelei" (frociaggine) in den Priesterausbildungsstätten. Das Wort leitet sich ab vom Vulgärbegriff "froci" für Schwule. (KNA)