Religionskritischer Verein will sich nicht selbst auflösen, aber...

Gericht entscheidet Streit um Evangelischen Kirchentag

Veröffentlicht am 13.01.2025 um 15:15 Uhr – Lesedauer: 

Düsseldorf/Fulda ‐ Kirchenkritiker wollen den Kirchentag kapern: Sie haben einen Verein gegründet, um selbst den Evangelischen Kirchentag 2027 auszurichten. Die Kirche wehrt sich dagegen. Nun entscheidet ein Gericht.

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Im Streit religionskritischer Aktivisten mit der evangelischen Kirche rund um den Kirchentag 2027 in Düsseldorf steht eine gerichtliche Entscheidung an. Der offizielle Deutsche Evangelische Kirchentag sieht durch die Gründung des Aktivisten-Vereins "40. Deutscher Evangelischer Kirchentag Düsseldorf 2027" seine Namensrechte verletzt und hat ein Amtslöschungsverfahren gegen die Gruppe beantragt. Ein Sprecher des zuständigen Amtsgerichts Fulda bestätigte am Montag, dass die Entscheidung zur Löschung des Vereins aus dem Register noch ausstehe.

Zuvor hatte der Vereinsvorstand erklärt, dem Verfahren nicht zu widersprechen. Medien hatten in diesem Zusammenhang von einer Selbstauflösung berichtet. Nicht zu widersprechen heiße aber nicht, dass der Verein sich selbst auflöse, sagte Vorstandsmitglied David Farago. Der Verein wolle nur die anstehende Entscheidung des Gerichts akzeptieren.

Zuschuss von 5,8 Millionen Euro

Die Aktivisten berufen sich auf eine Ankündigung der Stadt Düsseldorf vom Juni 2022, einem noch zu gründenden Verein für die Durchführung des Kirchentages 5,8 Millionen Euro zukommen zu lassen. Der am 31. Oktober 2024 in Fulda eingetragene kirchenkritische Verein verfolge genau diesen Zweck – auch wenn die Stadt Düsseldorf erklärt habe, nur einen Verein zu unterstützen, der eindeutig mit dem offiziellen Kirchentag verbunden sei.

Am vergangenen Donnerstag hatten die Aktivisten ihr Programm für den Kirchentag 2027 vorgestellt. Ziel sei es, eine Mehrheit der Düsseldorfer Bürger anzusprechen und nicht bloß die 13 Prozent evangelischen Glaubens. Außerdem solle besonders Kirchenkritikern ein Forum geboten werden. Die Aktivisten zeigten sich enttäuscht, dass die Kirche die Zusammenarbeit bei dem Vorhaben verweigere und stattdessen das Amtslöschungsverfahren anstrebe.

Verhältnis von Staat und Kirche

Die Vorsitzende des ebenfalls am Verein beteiligten religionskritischen Düsseldorfer Aufklärungsdienstes, Ricarda Hinz, erklärte, es sei eigentlich die Absicht der Aktivisten gewesen, den Kirchentag weltoffen zu gestalten. "Unser subversiver Streich, einen eigenen Kirchentagsverein zu gründen, hat sich dennoch gelohnt. Schließlich wollten wir damit nicht zuletzt auch aufzeigen, wie eng das Verhältnis von Staat und Kirche noch immer ist", so Hinz.

Die Aktivisten hatten bereits 2022 ein Bürgerbegehren gegen die Einladung der Veranstaltung nach Düsseldorf initiiert. Dieses hatte aber nicht die erforderliche Unterstützung erfahren. Zudem hatte die Gruppe in der Vergangenheit immer wieder Proteste gegen die öffentliche Finanzierung kirchlicher Veranstaltungen unter dem Titel "11. Gebot: Du sollst deinen Kirchentag selbst zahlen" gestartet. Zu den Unterstützern des Vereins zählen nach dessen Angaben die frühere Bundestagsabgeordnete Ingrid Matthäus-Maier (SPD, früher FDP) und der Philosoph Michael Schmidt-Salomon. (KNA)