Übergangsverwalter für Erzbistum Wien ernannt

Papst Franziskus nimmt Rücktritt von Kardinal Schönborn an

Veröffentlicht am 22.01.2025 um 12:11 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt/Wien ‐ 1995 wurde Christoph Schönborn Erzbischof von Wien. Bereits vor fünf Jahren erreichte er die für Bischöfe geltende Altersgrenze, doch erst jetzt, mit 80, darf der Kardinal in den Ruhestand gehen. Ein Übergangsverwalter ist ernannt.

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Der österreichische Kardinal Christoph Schönborn tritt in den Ruhestand. Papst Franziskus nahm am Mittwoch, an Schönborns 80. Geburtstag, dessen Amtsverzicht als Wiener Erzbischof an. Übergangsverwalter des Erzbistums wird Bischofsvikar Josef Grünwidl (62).

Als Theologe, Ökumeniker und internationaler Vermittler gehört Schönborn zu den profiliertesten Vertretern der katholischen Weltkirche. Schon zum 75. Geburtstag 2020 hatte er dem Papst gemäß dem Kirchenrecht seinen Rücktritt angeboten. Doch Franziskus beließ ihn bis heute weiter im Amt. Schönborn leitet Österreichs Hauptstadterzbistum seit 1995; er übernahm es auf dem Höhepunkt eines Missbrauchsskandals um seinen Vorgänger Kardinal Hans Hermann Groer (1919-2003). Auch als langjähriger Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz (bis 2020) warb er in Dialogprozessen auf verschiedenen Ebenen um neues Vertrauen für die Kirche.

Im Vatikan gehört Schönborn zu den Vertrauten von Papst Franziskus. Bei den Papstwahlen von 2005 und 2013 wurde er selbst als möglicher Kandidat genannt. Mit Erreichen der Altersgrenze von 80 Jahren verliert er nun sein Stimmrecht beim Konklave. Zur Papstwahl sind künftig noch 138 der 253 Kardinäle berechtigt.

Schönborn: Denkwürdiger Tag

Der am 22. Januar 1945, kurz vor Kriegsende, im böhmischen Skalka (Skalken bei Leitmeritz) geborene Adelsspross Schönborn ist für seine Freundlichkeit, Eloquenz und Konzilianz bekannt. Diese wurde ihm von Kritikern mitunter auch als Schwäche ausgelegt. Zu Schönborns Schwerpunkten zählte die moderne Großstadtseelsorge. Die Erosion der Katholikenzahl in Österreich konnte er verlangsamen. Die internationale Drehscheibe Wien nutzte der Dominikaner, der 1998 zum Kardinal erhoben wurde, zu Kontakten mit den Ostkirchen. Schönborn zählte zu den Mitarbeitern am Weltkatechismus und war Initiator des Jugendkatechismus "Youcat".

Der Kardinal ist schon seit einiger Zeit gesundheitlich angeschlagen. 2019 musste er sich einer Prostata-Operation unterziehen. Im selben Jahr erlitt er als Folge einer Lungenembolie einen Lungeninfarkt. Nun will er in ein Wiener Frauenkloster als Alterssitz übersiedeln. Auf dem YouTube-Kanal der Wiener Erzdiözese sprach Schönborn am Mittwoch von einem für ihn denkwürdigen Tag. Für die fast 30 Jahre im Amt zeigte er sich dankbar, erwähnte dabei aber auch schwierige Phasen.

Zuletzt hatte er 2023 und 2024 auf ausdrücklichen Wunsch von Papst Franziskus an den beiden Herbst-Vollversammlungen der Weltsynode im Vatikan teilgenommen. Am Rand der Synode warb er unter anderem dafür, die langen Erfahrungen der östlichen Kirchen mit synodalen Entscheidungsprozessen auch für die katholische Kirche zu entdecken. (tmg/KNA)

22.1., 12:30 Uhr: Ergänzt um weitere Details. 12:47 Uhr: Ergänzt um Statement und weitere Angaben.