Münchner Liebfrauendom erhält Mahnmal gegen Missbrauch

Im Münchner Liebfrauendom wird am 9. Februar ein Mahnmal gegen das Vergessen des Missbrauchs errichtet. Das 60 Zentimeter hohe Werk "Heart" des Münchner Künstlers Michael Pendry soll bis Ostern am Altar und anschließend dauerhaft auf einer Stele in der Krypta des Gotteshauses stehen, wie die Pressestelle des Erzbistums München und Freising am Freitag bekanntgab. In Anlehnung an Psalm 147,3 sei das Werk mit der Inschrift versehen: "Wer heilt die zerbrochenen Herzen?" Die Enthüllung der Skulptur nimmt der Vorsitzende des Betroffenenbeirats, Richard Kick, mit dem Münchner Kardinal Reinhard Marx vor.
Die gitterartig aus Vierkantstahl gefertigte und mit Goldton-Pulver beschichtete Skulptur "Heart" steht laut Mitteilung für die Brüche und Lücken im Leben von Missbrauchsbetroffenen. Zugleich solle damit die emotionale Verbindung zum erlittenen Leid, zur Kirche und zum Glauben zum Ausdruck kommen. "Das Kunstwerk zeigt die Verletztheit, Fragilität und Erstarrtheit der Herzen von Missbrauchten und Geschändeten. Die Taten haben die Lebendigkeit und das Vertrauen in das Leben geraubt. Das goldene, strahlende Leuchten der Skulptur weist uns den Weg zu Glaube, Liebe, Zuversicht und Heilung", heißt es im Programm zur Installation.
"Heart"-Skulptur-Serie als Geschenk für den Papst
Der 1974 geborene Michael Pendry ist bekannt für seine vielfältigen Installationen. Dazu gehören auch "Les Colombes", jener Schwarm von Papiertauben, der in vielen Kirchengebäuden weltweit zu Gast war. Im Juni 2016 zeigte er im Rahmen der multimedialen Kunstinstallation "Heart Number One" eine fünf Meter hohe Gitterstruktur aus PVC- und Stahlrohren in Form eines Herzens in der Heilig-Geist-Kirche in München.
Für ihre Radpilgerreise im Mai 2023 wählten die von Missbrauch Betroffenen in der Erzdiözese eine Ausfertigung der "Heart"-Skulptur-Serie von Pendry als Geschenk für Papst Franziskus aus. Im Begleitbrief hieß es: "Das Kunstwerk zeigt kein gewöhnliches und anschmiegsames Herz. Das Herz hat viele offene Stellen, lässt Einblicke zu, ist kantig und verletzt. Wir Betroffene von Missbrauch können uns in dieser Darstellung gut wiederfinden. Auch in unserem Innern, in der Mitte unseres Wesens, in unserer Herz-Mitte sieht es so aus!" (KNA)