Kinder und Frauen in Madagaskar Opfer von Ausbeutung

Schutzengel-Aktion: missio kritisiert Hungerlöhne in Kosmetik-Minen

Veröffentlicht am 16.02.2025 um 15:21 Uhr – Lesedauer: 5 MINUTEN

Aachen/Madagaskar ‐ In den närrischen Tagen greifen viele Karnevalsfans auf Schminke zurück. Für die schuften aber auch Kinder in Madagaskar. Das muss nicht sein, findet das Hilfswerk missio Aachen. Ein Boykott ist aber nicht die Lösung, die es vorschlägt.

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Das katholische Hilfswerk missio Aachen kritisiert die Ausbeutung von Frauen und Kindern für Kosmetik-Produkte und startet zu Fastnacht, Fasching und Karneval die Kampagne "Fair schminken". Im Mittelpunkt steht das "Glitzermineral" Mica, das unter anderem in Make Up und Lippenstiften enthalten ist, aber auch in Autolacken, Kaminen und Solarpanels.

"Nicht mehr als einen Hungerlohn bekommen die Familien, die in Madagaskar in gefährlichen Gruben und Schächten nach Mica suchen", kritisierte missio-Präsident Dirk Bingener im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): "Auf dem Weg der internationalen Lieferketten werden dagegen horrende Profite erwirtschaftet."

Pro Jahr exportiere Madagaskar rund 50.000 Tonnen Mica, wovon der größte Teil nach China verschifft werde. Dafür aber erhielten die Familien oft gerade einmal umgerechnet zwei bis fünf Euro pro 100 Kilogramm des wertvollen Materials, fügte Bingener hinzu. Und für diese Menge müssten sie mehrere Tage arbeiten.

Bild: ©KNA (Archivbild)

"Wir haben in den Minen Männer getroffen, die uns klar und deutlich gesagt haben: Wir wollen hier arbeiten, aber zu einem fairen Preis, so dass unsere Frauen und Kinder es nicht tun müssen", betonte missio-Präsident Dirk Bingener.

Problematisch sei auch, dass in der Regel schon Kinder mitarbeiten müssten unter extrem gefährlichen Bedingungen, um das Überleben ihrer Familien zu sichern. Anfragen nach Kinderarbeit, Testkäufe und Recherchen bei asiatischen Online-Anbietern seien aber allesamt auf eine Mauer des Schweigens gestoßen, so der missio-Chef weiter.

Um den Menschen in Madagaskar zu helfen, startet missio jetzt sein neues Hilfsprogramm im Rahmen der bekannten Aktion Schutzengel "Eine Welt. Keine Sklaverei." Dabei war es bisher vor allem um den Kampf gegen Sextourismus, gegen moderne Sklaverei, für Aids-Waisen und für Kinder auf der Flucht gegangen.

Bio-Bauernhof statt Arbeit in der Mine

Mit kirchlichen Partnern vor Ort habe das Hilfswerk bisher 35 Frauen und deren Kinder aus den Minen rausgeholt, so Bingener weiter. Die Mütter hätten bei einem katholischen Priester und Bio-Bauern eine Ausbildung bekommen: Sie lernten Ferkel, Fische und Kälbchen zu züchten und Reis, Erdnüsse und Mais anzubauen. Dank einer besseren Bezahlung stünden sie jetzt auf eigenen Beinen, und ihre Kinder könnten endlich zur Schule gehen.

Der missio-Präsident ruft die Unternehmen auf, die Ausbeutung in den Minen zu stoppen und faire Mica-Produkte anzubieten. Es gehe ausdrücklich nicht um einen Boykott, stellt er klar: "Wir haben in den Minen Männer getroffen, die uns klar und deutlich gesagt haben: Wir wollen hier arbeiten, aber zu einem fairen Preis, so dass unsere Frauen und Kinder es nicht tun müssen." (KNA)