Das darf bei der Vorbereitung auf die Erstkommunion nicht fehlen

Kommunionkleider – Zwischen Glitzer, Traditionen und hohen Preisen

Veröffentlicht am 05.03.2025 um 00:01 Uhr – Von Beate Kampen – Lesedauer: 7 MINUTEN

Köln/Heiligenhaus ‐ Das richtige Kommunionkleid zu finden, ist oft gar nicht so einfach. Einige Familien streiten über Farbe und Form, anderen fehlt Geld für das oftmals teure Vergnügen. Zwei Verkäuferinnen geben Einblicke in die Welt der weißen Roben.

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Monatelang bereiten sich Acht- bis Neunjährige auf diesen ganz besonderen Tag vor. Sie beschäftigen sich mit dem Christentum und lernen, was die Eucharistiefeier bedeutet. Am Tag der Erstkommunion geben sich viele Familien Mühe, um ihre Kinder ganz besonders einzukleiden. Traditionell tragen die Mädchen lange weiße Kleider, die schon fast an Brautkleider erinnern. Die Jungen werfen sich oft mit eleganten, dunklen Anzügen in Schale. In Modehäusern gibt es ganze Abteilungen für diesen großen Tag. Ein Blick auf die Preisschilder kann die Eltern aber ziemlich erschrecken.  

Im Kölner Modehaus Weingarten hängen eng an eng die Kleider aus Satin, Tüll oder Chiffon auf den Kleiderstangen. Jedes Kleidungsstück ist umhüllt von schützendem Plastik. Direkt daneben gibt es Hemden, Anzüge, Schleifen und Krawatten in den unterschiedlichsten Farben. Aus einer Kiste holt Magret Klein neue Ware hervor. Sie arbeitet schon seit 46 Jahren in der Kinderabteilung des Modehauses. Im November hat sie ihre letzte Kommunionsaison vor der Rente gestartet. Nach all den Jahren im Verkauf beobachtet sie, dass die Nachfrage nach Kommunionkleidern früher viel größer gewesen sei. Der Eindruck passt zur Statistik. Im Jahr 2023 sind circa 150.000 Kinder in Deutschland zur Erstkommunion gegangen, im Jahr 2000 waren es noch doppelt so viele. 

Bild: ©katholisch.de/bak

Die Auswahl im Modehaus Weingarten in Köln ist groß.

Im Modehaus will man das Sortiment dennoch groß halten. Das ist auch der Verkäuferin wichtig. Nach und nach holt sie verschiedene Kleider hervor. Neben unterschiedlichen Größen bietet das Modehaus auch verschiedene Passformen wie slim, regular und comfort an. Es gibt weiße oder cremefarbene Kleider. Einige haben viel Spitze und Glitzer, andere sind schlichter. Auch auf Mädchen, die kein Kleid wollen, ist das Modehaus eingestellt. Neu im Sortiment ist ein Overall mit einer Hose aus Plissee und ein weißer Hosenanzug mit passenden Chiffon-Top. „Viel Glitzer kommt bei den meisten Mädchen am besten an“, so Klein.  Bei den Jungs seien Chinos und Sneaker dieses Jahr im Trend. 

Doch die besonderen Roben haben ihren Preis. Im Modehaus gibt es die günstigsten Kleider ab 70 Euro. Die teuersten kosten über 300 Euro. Nur mit einem Kleid sind die Mädchen aber noch nicht vollständig ausgestattet. Im Sortiment gibt es Schuhe, Jäckchen, Kopfschmuck, kleine Umhängetaschen, ein Tuch für die Kommunionkerze und weiße Strumpfhosen. Wer sich also voll ausstatten lässt, greift schnell tief in die Tasche. Für ein Outfit wechseln nicht selten über 500 Euro den Besitzer. Auch bei den Jungen sind Anzug, Hemd, Krawatte und Schuhe nicht zwangsläufig günstiger. Laut Klein kommen die Kosten häufig nahe an die der Mädchen heran. Vor jeder Beratung ist es der Verkäuferin deshalb wichtig, den preislichen Rahmen mit der Familie abzustimmen. „Wenn sich die Mädchen erstmal auf ein Kleid festgelegt haben, gibt es kein Zurück mehr“, so die 63-Jährige. 

Kommunionkleider sind keine Brautkleider 

Ein Punkt ist Klein besonders wichtig: Trotz der Festtagskleidung müssen sich die Mädchen frei bewegen können. „Das sind keine Bräute“, betont sie. Beim Blick auf die teils prunkvollen, schneeweißen Roben liegt der Gedanke an ein Brautkleid nahe. Dabei sollen die weißen Festtagskleider eigentlich an Taufkleider erinnern. Das weiß steht dabei für die Reinigung durch das Taufwasser. In den meisten Fällen haben bei der Taufe noch die Eltern und Paten für die Kinder die Glaubenszugehörigkeit ausgesprochen. Bei der Kommunion tun das die Kinder nun selbst.  

In einem weiteren Punkt ähneln die Kommunionoutfits der Brautmode: Beides wird meist nur an einem Tag angezogen – trotz des hohen Preises. Wer für den einmaligen Anlass weniger Geld ausgeben möchte, kann nach gebrauchten Kleidern Ausschau halten. Auf Onlineportalen wie Kleinanzeigen oder Vinted tummeln sich Angebote von Kleidern und Anzügen. In einigen Kirchengemeinden werden sogar Börsen veranstaltet, um gebrauchte Kommunionkleidung weiterzuverkaufen.  

Secondhand-Kommunionkleider kommen gut an 

Schon ab 30 Euro gibt es Festtagskleidung in der Pfarrei St. Suitbertus im nordrhein-westfälischen Heiligenhaus. Kleider, Anzüge, Schuhe und Accessoires, die dort verkauft werden, stammen von Gemeindemitgliedern. Sie konnten vorab alles abgeben und erhalten nach dem Verkaufstag den Kaufpreis. Zehn Prozent zieht die Gemeinde vom Verdienst ab und nutzt das Geld für Projekte. Im letzten Jahr wurde von dem Geld beispielsweise eine Romfahrt für Jugendliche bezuschusst. Die Nachfrage ist auch an diesem Sonntagvormittag hoch. „Mir gefällt der Aspekt der Nachhaltigkeit. Man selbst zieht die Kleider ja nur einmal an“, erklärt eine Mutter und stöbert durch das Angebot. An den drei Kleiderstangen hängen zwischenzeitlich nur noch wenige der rund 40 Kleider. Die meisten Besucher tummeln sich vor den improvisierten Umkleideräumen. Von Kabine zu Kabine werden die beliebtesten Stücke getauscht, bis sich jemand für eines entscheidet.   

Hinter einem Vorhang tritt ein neunjähriges Mädchen hervor. Sie klackert auf den Absätzen ihrer weißen Schuhe stolz vor ihrer Mutter hin und her. Dazu trägt sie das passende Kleid: eine weiße, schlichte A-Linie mit schmalem Taillengürtel. An der Hand hält sie Yvonne Laszig. „Jetzt dreh dich mal“, fordert die ehrenamtliche Verkäuferin das Mädchen auf. Der Rock weitet sich, das weiße Schleifenband ihres Haarschmucks schwingt mit der Bewegung. Mit großen Augen und geöffnetem Mund schaut das Mädchen an ihrem Spiegelbild herunter. „Ich glaube, das Kleid wird es“, lacht die Mutter.   

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Laszig berät zum zweiten Mal Kinder und Eltern bei der teils schwierigen Suche nach dem passenden Kleidungsstück. Dabei hat sie eine Priorität: Die Kinder sollen Kleider oder Anzüge finden, in denen sie sich wohlfühlen. Wenn Eltern und Kinder verschiedene Vorstellungen vom perfekten Kleid haben, schreitet sie ein. „Manchmal muss man zu den Eltern etwas ruppig sein,“ sagt sie und lacht. In der Beratung versucht sie auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen.  

Ein weiteres Mädchen steht mit einem gerade geschnittenen Kleid vor dem Spiegel. Auf der Vorderseite des Kleides wimmelt es von kleinen Blümchen und Glitzersteinen. Der Blick des Mädchens hängt an ihrem eigenen Spiegelbild. Die Mutter schaut skeptisch in den Spiegel. „Ihr Bauch ist immer ein kleines Thema“, erklärt sie und zeigt auf das enganliegende Kleid. Laszig hockt sich neben das Mädchen, fragt, ob sich das Kleid gut anfühle. Das Mädchen nickt. „Setz dich mal hin“, schlägt die ehrenamtliche Verkäuferin vor. Die beiden nehmen nebeneinander auf einer Bank Platz – mit etwas Abstand zur Mutter. „Wie fühlt sich das Sitzen an?“, fragt sie das Mädchen leise und bekommt ein leises “Okay” als Antwort. „In dem Kleid muss aber noch Platz für Sahnetorte sein und spielen musst du darin auch noch“, erklärt sie ruhig und schafft es so, dem Kind ein passenderes Kleid zu vermitteln.  

Wer bei der Börse schnell war und Glück hatte, die richtige Größe zu finden, kann im Vergleich zu einem neuen Kleid ordentlich sparen. 110 Euro hat beispielsweise die gesamte Ausstattung für Hannah gekostet. Über den Preis für Kleid, Haarschmuck, Jäckchen und Schuhe freut sich ihre Mutter. Viel wichtiger ist ihr aber, dass das Thema jetzt endlich von ihrer To-Do-Liste gestrichen werden kann. „Jetzt kann die Kommunion kommen“, sagt sie erleichtert und schwingt sich die vollgefüllte Ikea-Tasche über die Schulter. Eine Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2015 gibt Einblick in die Kosten für eine Kommunionfeier. 57 Prozent der Familien gaben mindestens 500 Euro aus. Jede sechste Familie zahlte über 1000 Euro für den Festtag. Die Zahlen werden inflationsbedingt in den letzten zehn Jahren gestiegen sein. 

Kommunionkinder in weißen Gewändern stehen in einer Reihe.
Bild: ©stock.adobe.com/ChiccoDodiFC

Einheitliche Alben sind eine Alternative für teure Kommunionkleidung.

Um wenigstens bei den Kosten für die Kleidung die Familien zu entlasten, wird in manchen Gemeinden nach Alternativen zum prunkvollen Kommunionkleid und zum eleganten Anzug gesucht. Einige Pfarreien setzen auf ein weißes Einheitsgewand. Die Argumente für oder gegen die Albe, wie das Kleidungsstück genannt wird, werden schon seit Jahren diskutiert. Der Pastor Christian Olding wies schon 2019 darauf hin, dass eine Albe den Konkurrenzkampf reduzieren kann, wenn es um die Frage geht: Wer hat das schönste Kleid? Verkäuferin Klein verkauft im Modehaus aber auch viele Kleider an Kinder, die Alben an ihrer Kommunion tragen. Für die Feier wollen sich einige Familien das besondere Kleidungsstück dann doch nicht nehmen lassen.  

Von Beate Kampen