Pilgern für den Frieden
"Ein großes Unternehmen, das nur aus der Liebe zum Frieden entstehen kann", beschrieb Neudeck die Absicht, Vertreter der verschiedenen Weltanschauungen zusammenzubringen. Niemand sei ausgeschlossen, an diesem Tag für den Frieden in besonderer Weise unterwegs zu sein, es sei denn, er schließe sich selbst aus. Neudeck zeigte sich zuversichtlich, dass die Wallfahrt "ein enthusiastisches Zeichen" setzen werde. "Wir wollen, dass nicht mehr über den Ausbruch von Krieg und Konflikten gesprochen wird. Wir wollen, dass der Weltfrieden ausbricht."
Zusammen beten trotz unterschiedlicher Religion?
Rolf Lohmann, Wallfahrtsrektor von Kevelaer und Mitorganisator, hob die Besonderheit des Ortes mit einem Hinweis auf die Gottesmutter hervor, die in Kevelaer als "Trösterin der Betrübten" verehrt wird. So werde die Bedeutung des Ortes im Hinblick auf den Schutz der Menschen vor Hass und Streit und den Willen, in Frieden zu leben, noch deutlicher. "Kennen Sie einen besseren Ort als Kevelaer, um eine solche Wallfahrt für den Frieden durchzuführen?", fragte Neudeck.
An der interreligiösen Friedenswallfahrt nehmen nach Angaben der Organisatoren Juden, Muslime, Jesiden, Hindus und Christen teil. Die theologische Frage, ob man trotz unterschiedlicher Religion zusammen beten könne, ist Neudeck zu theoretisch. "Das ist eine sehr europäische Sicht auf die Dinge", erklärte er. Mit seinen Grünhelmen baue er gerade mit Muslimen in Ruanda eine "Kirchenmoschee" als interreligiöses Projekt. Diese solle ein Gebetsort an einer Stelle sein, an der viele Menschen bei dem Völkermord in dem afrikanischen Land ihr Leben verloren hätten. "Dort werden solche Fragen nicht problematisiert", fügte Neudeck hinzu.
Die Organisatoren kündigten an, dass es nicht um das gemeinsame Gebet, sondern um die Gemeinschaft gehe. Zunächst sollen die Menschen nach Religionen getrennt ihren eigenen Pilgerweg nach Kevelaer laufen. Auf den Stufen der Basilika werden dann die einzelnen religiösen Gruppen ihr Programm präsentieren. Dabei können sie je eigene Ausdrucksformen wählen, um den Wunsch nach Frieden deutlich zu machen. Geplant sind Gebete, Meditation, Reden und Musik für den Frieden. "An dieser Stelle werden wir zusammen sein, den jeweils Anderen in seinem Tun hörend und schauend wahrnehmen, kennenlernen, respektieren und achten", machte Wallfahrtsrektor Lohmann deutlich. Leitgedanke der ganzen Veranstaltung ist der Satz "I have a dream..." aus der historischen Rede des US-Bürgerrechtlers Martin Luther King am 28. August 1963 in Washington.
Von Kevelaer soll ein Zeichen ausgehen
Auch sie hätten einen Traum, sagten Neudeck und die Mitinitiatoren, Lohmann und Elke Kleuren-Schryvers von der Aktion Pro Humanität. Sie wollten die Religionen zusammenbringen in dem unbedingten Willen, der Welt die "Kraft des Zusammenlebens" zu zeigen. Von Kevelaer aus müsse ein Stoß durch die Gesellschaft gehen. Die interreligiöse Friedenswallfahrt solle ein Zeichen sein, dass auch in andere Regionen hinein wirke, so Neudeck. "Wir müssen nicht immer nach Santiago de Compostela gehen, wir können auch mal nur für einen Tag weg sein und in unserem Umfeld bleiben", ergänzte er.
Info: Der Wallfahrtsweg
Die Wallfahrt am 28. August wird ab 14 Uhr mit dem Start der verschiedenen Religionsgruppen von unterschiedlichen Orten beginnen. Die Muslime machen sich vom Markplatz in Wetten auf den Weg, die jüdischen Wallfahrsteilnehmer beginnen an der Schule in Winnekendonk, die Christen ziehen vom Schloss Wissen los. Die Religionsgruppe der Hindu beginnt um 15 Uhr an der Hubertuskapelle in Keylaer.Hass und Gegnerschaft müssten durch Gemeinsames überwunden werden, ist sich Neudeck sicher. Das gelte in besonderem Maß für die drei abrahamitischen Religionen Judentum, Christentum und Islam. "Wir, die wir an den einen Gott glauben, müssen erkennen, dass wir etwas dafür tun müssen, wenn wir den Frieden wollen", betonte er die politische Botschaft der interreligiösen Wallfahrt. Um daran zu erinnern, wird zum Abschluss der Veranstaltung eine eigens für diesen Zweck erstellte Friedensstele aufgestellt werden. Sie wird das Friedenslicht tragen, das 1949 von Lourdes aus in die Gnadenkapelle von Kevelaer gebracht worden war. (jml/KNA)