Heribert Prantl fordert Aufwertung des heiligen Josef

Publizist: Jungfrauengeburt Marias wurde zwei Jahrtausende missbraucht

Veröffentlicht am 14.03.2025 um 12:29 Uhr – Lesedauer: 5 MINUTEN

München ‐ Am 19. März ist der Gedenktag des heiligen Josef. Der steht in der Bibel eher in der zweiten Reihe. Der Publizist Heribert Prantl fordert dessen Aufwertung – und kritisiert Deutungen der Jungfrauengeburt Marias.

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Der Münchner Publizist Heribert Prantl sieht im heiligen Josef einen Helden und Schutzheiligen der Emanzipation und kritisiert zugleich Deutungen der Jungfrauengeburt Mariens. In einem Beitrag für das katholische Magazin "Innehalten" wirft er den Kirchenlehrern vor, die Jungfrauengeburt fast zwei Jahrtausende lang missbraucht zu haben, um die Sexualität zu verdammen sowie Jungfräulichkeit und sexuelle Enthaltsamkeit als das große Ideal zu preisen. Laut Prantl ist die Jungfrauengeburt aber eine Chiffre für den Freiheitsbegriff. "Das Neue kommt ohne Zutun männlicher Potenz zur Welt – durch die Kraft des Geistes." Damit werde die Axt ans Stammbaum-Denken und die klassischen Machtstrukturen gelegt.

Mit Josef, dem Pflegevater Jesu, beginnt nach Ansicht des Publizisten eine Revolution, auf die die römisch-katholische Kirche ungeheuer stolz sein könnte, gegen die sie sich aber bis zum heutigen Tage wehre. Josef sei der "Held der Weihnachtsrevolution", zugleich beginne mit ihm der Abschied vom Patriarchat. Nach Ansicht des langjährigen Autors der "Süddeutschen Zeitung" sollte der Josefitag (19. März) wieder zum Feiertag werden.

Vielleicht doch der biologische Vater Jesu?

Man habe Josef beizeiten zum alten Mann gemacht, weil niemand auf die Idee kommen sollte, dass er als Ehemann von Maria vielleicht doch der biologische Vater Jesu sein könnte, gibt Prantl zu bedenken: "Das ist Unfug, nach den biblischen Texten war er ziemlich viril, denn Jesus hat einen Haufen Brüder und Schwestern gehabt." In den Evangelien sei zwar kein gesprochenes Wort von ihm überliefert, dennoch legten die Evangelisten Wert darauf, Josef als beherzten Mann zu zeigen. Offensichtlich werde das etwa darin, dass er mit Maria und dem neugeborenen Kind nach Ägypten fliehe, um den Todesschwadronen zu entkommen.

Josef sei der Antityp zum patriarchalen Männerbild, notiert Prantl. "Deswegen belächelte man ihn mitleidig als heiliges Weichei, machte aus ihm einen alten, impotenten Mann." Doch die Weihnachtsgeschichte sei der Abschied klassischer Machtstrukturen. Sie lehre den Auf- und Ausbruch aus den überlieferten Verhaltensweisen. "Eine josefinische Kirche wäre eine, die den Frauen den Rang gibt, der ihnen gebührt", ist der Publizist überzeugt. Josef sei ein Held, der eigentlich keiner habe sein wollen. "Es bräuchte eine Vermehrung der Josefs in dieser Welt, dann würde sie menschlicher", schreibt Prantl. (tmg/KNA)