Eine sichere Bank für Papst Franziskus

Der letzte seiner Art: Kurienkardinal Kurt Koch wird 75

Veröffentlicht am 15.03.2025 um 00:01 Uhr – Von Ludwig Ring-Eifel (KNA) – Lesedauer: 5 MINUTEN

Vatikanstadt ‐ Seit knapp 15 Jahren ist Kardinal Kurt Koch der Ökumene-Präfekt des Papstes. Er diente schon unter Benedikt XVI. und hat manche Krise überstanden. Auch für die Zukunft hat der ehemalige Bischof von Basel noch wichtige Projekte.

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Von den Kardinälen, die im Vatikan eine Behörde leiten, ist Kurt Koch der letzte, der noch von Papst Benedikt XVI. ernannt wurde. Und seit Papst Franziskus den deutschen Kardinal Gerhard Ludwig Müller im Jahr 2017 nicht erneut im Amt als Präfekt der Glaubenskongregation bestätigt hat, ist der Schweizer der letzte deutschsprachige Kardinalpräfekt an der römischen Kurie. Am Samstag wird er 75 Jahre alt.

Unter konservativen Katholiken im deutschen Sprachraum ist der einstige Bischof von Basel und heutige Leiter des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen ein gerngesehener Gast und Prediger. Er nutzt diese Gelegenheiten mitunter, um die überlieferte katholische Lehre zu verteidigen und vor Verirrungen zu warnen. Doch tut er dies in der Regel weniger polemisch als andere Konservative. Fast immer verbindet er Klarheit in der Sache mit sanften Tönen in der Rede.

Eine sichere Bank für Papst Franziskus

Doch das ist nicht der einzige Grund, warum Papst Franziskus länger an ihm festgehalten hat als an jedem anderen Kurienpräfekten. Der Schweizer Koch ist mit seiner theologischen Expertise und seinem weit verzweigten Netz aus Dialogpartnern in anderen christlichen Kirchen und Konfessionen sowie im Judentum eine sichere Bank für den Papst. Allzu Überschwängliches oder Undiplomatisches in Richtung anderer Kirchen aus dem Mund des Papstes muss Kardinal Koch nicht selten nachträglich wieder zurechtrücken.

Manchmal gelingt ihm das trotz aller Mühen nicht. So etwa in den Monaten nach dem Hamas-Überfall auf Israel vom 7. Oktober 2023, als der Papst aus Sicht vieler Juden etwas zu einseitig Partei für die Palästinenser ergriff. Der religiöse Dialog der katholischen Kirche mit dem Judentum – auch der fällt in Kochs Zuständigkeit – kam daraufhin fast vollständig zum Erliegen, und auch der geduldige Schweizer Kardinal konnte das nicht reparieren.

Nun hofft er auf das 60-jährige Jubiläum der Konzils-Erklärung "Nostra aetate" im Oktober. In dem Dokument hatte die katholische Kirche 1965 ihr Verhältnis zum Judentum auf einen neue, respektvolle Grundlage gestellt. Daran will Koch anknüpfen und den Dialog neu beleben.

Papst Franziskus und Kurienkardinal Kurt Koch reichen sich die Hand
Bild: ©KNA/Vatican Media/Romano Siciliani

An Kardinal Kurt Koch hielt Papst Franziskus länger fest als an jedem anderen Kurienkardinal.

Auch bei einem anderen Jubiläum dieses Jahres ist das kirchendiplomatische Geschick und theologische Feingespür des päpstlichen Ökumene-Ministers gefordert. Im Mai wollen die christlichen Kirchen aus Ost und West gemeinsam des Konzils von Nizäa gedenken, das vor genau 1.700 Jahren getagt hat.

Das damals formulierte Glaubensbekenntnis ist bis heute gemeinsame Grundlage fast aller christlichen Kirchen. Diesen Anlass zu nutzen, um die Einheit der Christen voranzubringen, ist keine leichte Aufgabe – zumal die Kirchen derzeit gerade in moraltheologischen und anthropologischen Fragen weiter auseinanderliegen als je zuvor.

Ein anderes Petrusamt

Hinzu kommt die anhaltende Debatte um das Osterdatum, das wegen unterschiedlicher Kalendersysteme in Ost und West nur selten auf denselben Tag fällt. Papst Franziskus wäre bereit, in dieser Frage den östlichen Kirchen in einer spektakulären Einheitsgeste entgegenzukommen – doch Kardinal Koch will verhindern, dass dadurch die protestantischen Brüder und Schwestern vor den Kopf gestoßen werden. Denn die meisten von ihnen wollen am "westlichen" Osterdatum festhalten.

Kochs Herzensanliegen ist aber ein anderer Dauerbrenner der Ökumene: Er will die bereits von Papst Johannes Paul II. vor 30 Jahren mit der Enzyklika "Ut unum sint" angestoßene Reform des Papstamts endlich voranbringen.

In der auch in anderen Kirchen viel beachteten Bestandsaufnahme mit dem Titel "Der Bischof von Rom" hat er 2024 dargelegt, dass schon heute eine Form des päpstlichen Primats möglich ist, die als ein "Dienstamt der Einheit" auch für viele andere christliche Kirchen und Gemeinschaften akzeptabel wäre. Und weil Franziskus sein Amt schon immer als das des "Bischofs von Rom" begreift, ziehen der Papst aus Argentinien und der Kardinal aus der Schweiz bei diesem wichtigen Vorhaben an einem Strang.

Von Ludwig Ring-Eifel (KNA)