Asche zu Asche

Veröffentlicht am 28.11.2012 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Geschichte

Bonn/Berlin. ‐ Die Berlinerin Johanna Arend hat ein Stück deutsche Bestattungsgeschichte geschrieben. Am 28. November 1912, also heute vor genau 100 Jahren, fällt ihr toter Körper im gerade neu gebauten Krematorium in Berlin-Wedding den Flammen zum Opfer – es war die erste Bestattung dieser Form in Preußen.

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Orte für Feuerbestattungen waren zu dieser Zeit in Deutschland noch sehr ungewöhnlich: Das erste Krematorium wurde am 10. Dezember 1878 in Gotha eröffnet, das zweite 1891 in Heidelberg.

Im preußischen Berlin wurde die Feuerbestattung erst 1911 erlaubt. Dass Johanna Arend laut Sterberegister jüdischen Glaubens war, ist nicht unwichtig. Für Katholiken war die Feuerbestattung damals keine wirkliche Option. Lange Zeit von der Kirche stillschweigend geduldet, verbot die Glaubenskongregation unter Papst Leo XIII. 1886 die Feuerbestattung ausdrücklich, da man in ihr eine Demonstration gegen die Glauben an die Auferstehung sah. Fortan mussten Katholiken, die diese Form der Bestattung wählten, ohne kirchliche Trauerfeier auskommen. Zudem durften sie nicht auf einem kirchlichen Friedhof begraben werden.

Neue Bestimmung als Kunst- und Kulturzentrum

Nach kirchlichem Recht galt dies bis zum Jahr 1964. Erst als glaubensfeindliche Gründe in den Hintergrund getreten waren, wurde das Verbot von Feuerbestattungen aufgehoben. Heute ist es katholischen Christen erlaubt, sich nach ihrem Tod verbrennen zu lassen, wenn dadurch der christliche Glaube nicht ausdrücklich geleugnet werden soll.

Nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Bestatter wird heutzutage gut die Hälfte aller Verstorbenen verbrannt. Unter anderem liegt das an den deutlichen höheren Kosten einer klassischen Erdbestattung in einem Sarg. Darüber hinaus geht der Trend mehr und mehr zu einer individuellen Form der Beisetzung .

Vielleicht auch aus Rücksicht auf die Kirche orientierten sich die Erbauer des Berliner Krematoriums im Wedding an einer Basilika. Als Verbrennungsort wird das erste Krematorium Preußens seit 2001 nicht mehr genutzt. 2012 wurde das denkmalgeschützte Gebäude von Privatleuten gekauft, die es zu einem Zentrum für Kunst und Kultur machen wollen.

Von Christoph Meurer

Link-Tipp

Weitere Informationen zu Bestattung und Friedhof gibt es im katholisch.de-Dossier zu dem Thema.