Ein historischer Besuch: König Charles III. will den Papst treffen
Der Palast hat gesprochen: Am 8. April wollen König Charles III. und Königin Camilla den Papst und den Vatikan besuchen. Der Termin hat eine spezielle Bedeutung für beide Seiten: Am 8. April vor 20 Jahren nahm Charles, damals noch Thronfolger, an der Beisetzung von Papst Johannes Paul II. teil – und verschob dafür seine Hochzeit mit Camilla um einen Tag.
In der offiziellen Ankündigung heißt es nun: "Ihre Majestäten werden den Heiligen Stuhl besuchen, um gemeinsam mit Papst Franziskus das Jubiläum 2025 zu begehen." Auch das hat Geschichte, denn schon 2000 besuchte die mittlerweile verstorbene Königin Elizabeth II. den seinerzeit amtierenden Johannes Paul II. während des katholischen Heiligen Jahres. Das Jubeljahr, ein Großereignis in Rom, findet regulär nur alle 25 Jahre statt.

Papst Franziskus und Prinz Charles im Gespräch – als König hat der heutige britische Monarch den Papst noch nicht getroffen.
Wie soll der Besuch beim zurzeit schwerkranken Franziskus aussehen, der immer noch in der römischen Gemelli-Klinik behandelt wird? Zuletzt waren Charles und Camilla gemeinsam im April 2017 zu Gast. Ob die geplante Audienz tatsächlich stattfinden kann, ist unklar. Der Verlauf hängt vom Gesundheitszustand des Papstes ab, der seit Wochen gegen eine Lungenentzündung kämpft.
Das kann auf jeden Fall stattfinden
Auf der sicheren Seite sind die Planer indes mit den weiteren Veranstaltungen, die an diesem Tag im Vatikan und in der Stadt Rom stattfinden sollen. Nach der Audienz begeben sich Charles und Camilla demnach zu einem ökumenischen Gottesdienst in der Sixtinischen Kapelle – das Thema lautet "Bewahrung der Schöpfung". So soll das langjährige Engagement von Franziskus und Charles für die Umwelt aufgegriffen werden. Bei dem Gottesdienst können die königlichen Besucher auch die weltberühmten Fresken von Michelangelo bewundern.
Der historisch bedeutsame Programmpunkt zeigt, wie herzlich die Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und der anglikanischen Kirche von England sind, als deren weltliches Oberhaupt König Charles fungiert. Vor 40 Jahren wollte er schon einmal an einer Messe mit dem Papst in dessen Privatkapelle teilnehmen. Doch Queen Elizabeth II. pfiff ihn zurück, weil sie die Zeit noch nicht für reif hielt.
Historische Premiere
Als historische Premiere kündigt der Buckingham Palace überdies an, dass König Charles als Oberhaupt der Church of England die päpstliche Basilika Sankt Paul vor den Mauern aufsuchen wird. Das Gotteshaus, so der Palast, gelte als jene päpstliche Basilika, in der Versöhnung, Ökumene und Beziehungen über den christlichen Glauben hinweg gefeiert würden.

Auf dem Programm steht ein Besuch in der Basilika Sankt Paul vor den Mauern. Die Kirche ist eine der Papstbasiliken von Rom und zählt zu den sieben römischen Pilgerkirchen.
Außerdem, so der Palast weiter, hätten die englischen Könige vor dem Bruch mit der katholischen Kirche in den 1530er Jahren eine ganz besondere Beziehung zu dieser Basilika gehabt. Auf dem Wappen der angrenzenden Benediktinerabtei findet sich nämlich das Motto des Hosenbandordens (Order of the Garter): "Honi soit qui mal y pense" (Beschämt sei, wer schlecht darüber denkt). Der Hosenbandorden existiert seit Mitte des 14. Jahrhunderts und nimmt nur eine begrenzte Zahl von Personen auf, die der Monarch persönlich auswählt.
Charles und Camilla getrennt unterwegs
Anschließend trennen sich die Wege des Königspaares. Charles trifft sich dann laut dem Programm mit Priesteramtsanwärtern aus dem Commonwealth und britischen Mitarbeitern beim Vatikan. Camilla wird in dieser Zeit die Schwestern der Internationalen Union der Generaloberinnen besuchen, die sich weltweit für eine Stärkung der Rolle der Frau einsetzen. Ein Anliegen, das der Königin so sehr am Herzen liegt wie Charles der Einsatz für den Umweltschutz.
Offensichtlich ist sich der Buckingham Palace seiner Planung sicher genug, dass er jetzt das Programm für den Besuch bei Papst, Vatikan sowie in der Italienischen Republik veröffentlicht. Sollte die Papst-Audienz ausfallen, blieben die anderen Termine davon unberührt.
Die "Soft Power" des Königs
Die gesamte Visite findet wegen der aktuellen Weltlage unter besonderem öffentlichem Interesse statt. Charles wird als erster britischer Monarch eine Ansprache vor dem italienischen Parlament halten. Gerade jetzt kommt ihm und seiner "Soft Power" große Wichtigkeit zu, denn er kennt eigentlich alle relevanten Staatsführer und unterhält Beziehungen zu ihnen. Zwar darf er sich nicht in die Tagespolitik einmischen, aber hinter den Kulissen vermitteln – ähnlich wie der Papst.