Teils jahrzehntealte Fälle

74 Missbrauchsanzeigen in Polens Kirche im vergangenen Jahr

Veröffentlicht am 20.03.2025 um 19:28 Uhr – Lesedauer: 4 MINUTEN

Warschau ‐ Polens Bischöfe informieren regelmäßig über ihre Hilfe für Betroffene von sexualisierter Gewalt. Knapp 150.000 Euro zahlte eine Kirchenstiftung 2024 für Psychotherapien und andere Behandlungen. Das ist mehr als 2023.

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Bei der katholischen Kirche in Polen sind im vergangenen Jahr 74 Anzeigen wegen sexualisierter Gewalt an Minderjährigen eingegangen. Die Fälle reichen teilweise bis ins Jahr 1969 zurück, wie aus dem am Donnerstag von der polnischen Bischofskonferenz vorgelegten Jahresbericht über ihre nationalen Maßnahmen zum Schutz vor sexuellem Missbrauch hervorgeht. In bisher 36 Fällen sind demnach die Vorwürfe durch Ermittlungen bestätigt oder als glaubwürdig erachtet worden.

Neun Anzeigen wurden den Angaben zufolge hingegen als nicht glaubwürdig eingestuft oder aus anderen Gründen zurückgewiesen. In den übrigen Fällen dauerten die Untersuchungen noch an. Etwa ein Drittel der Betroffenen sei zum Zeitpunkt der Tat unter 15 Jahren alt gewesen. Bei 62 Prozent der Anzeigen seien die Betroffenen weiblich. Bei etwa einem Fünftel der glaubwürdigen Fälle seien Messdiener geschädigt worden.

Stiftung stellte 150.000 Euro für Betroffene zur Verfügung

Die kirchliche Sankt-Josef-Stiftung half laut dem Bericht 2024 insgesamt 131 Personen. Sie habe etwa Psychotherapien, Medikamente oder Rechtsberatung finanziert. 61 Betroffenen habe die Stiftung dafür insgesamt knapp 150.000 Euro zur Verfügung gestellt, hieß es. 2023 hatte sie knapp 60 Personen 128.000 Euro bereitgestellt. Die Bischofskonferenz hatte die Stiftung 2019 gegründet, um Missbrauchsbetroffene zu unterstützen.

Die polnische Bischofskonferenz hatte im März 2023 angekündigt, ein unabhängiges Expertenteam zu berufen, das Missbrauchsfälle aus der Zeit seit 1945 untersuchen soll. Die Bischöfe bekräftigten bei ihrer Vollversammlung in der vergangenen Woche, dass die Kommission notwendig sei, konnten sich aber nicht auf die Einrichtung einigen. Sie solle eine historische und interdisziplinäre Analyse vornehmen, betonte der Bischofskonferenz-Vorsitzende Tadeusz Wojda: "Es gibt absolut den Willen und den Wunsch aller Bischöfe, das umzusetzen und eine Reinigung der Kirche in dieser Hinsicht durchzuführen." (fxn/KNA)