Anonyme Briefe erheben schwere Vorwürfe

Kriminalpolizei ermittelt im Umfeld von Stift Heiligenkreuz

Veröffentlicht am 20.06.2025 um 11:23 Uhr – Lesedauer: 

Wien ‐ Der Vatikan will sich die Zisterzienserabtei Heiligenkreuz mit einer Apostolischen Visitation genauer anschauen. Auch die Polizei ermittelt – aber nicht gegen das Kloster, sondern gegen Unbekannt: In anonymen Briefen wurden schwere Vorwürfe erhoben.

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Die österreichische Polizei ermittelt im Umfeld von Stift Heiligenkreuz. Gegenüber katholisch.de bestätigte die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt am Freitag, dass aufgrund von anonymen Briefen ermittelt wird, in denen Vorwürfe gegen die Zisterzienserabtei erhoben werden. "Derzeit konzentrieren sich die Erhebungen auf die Ausforschung des Absenders der Schreiben", so der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Weitere allenfalls erforderliche Schritte würden nach Vorliegen der Ermittlungsergebnisse zu prüfen sein. Die anonym erhobenen Vorwürfe, die sich auf Nötigung, Missbrauch und Streitereien bei Postennachbesetzungen beziehen, sind demnach derzeit nicht Gegenstand der Ermittlungen. Details zu den erhobenen Vorwürfen sind nicht bekannt.

Am Mittwoch hatte die Zeitung "Heute" berichtet, dass in den vergangenen Monaten mehrere Dutzend anonyme Briefe mit schwerwiegenden Anschuldigungen an bis zu 50 Institutionen verschickt worden seien. Ob der Vatikan zu den Empfängern gehört, ist nicht bekannt. Ende März habe das Stift Heiligenkreuz Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt erstattet, die seither gegen Unbekannt wegen des Verdachts der versuchten Nötigung und Verleumdung ermittelt. Die Briefe werden dazu vom Landeskriminalamt Niederösterreich spurentechnisch untersucht.

Visitation nimmt Leitungsstil in den Blick

Anfang der Woche teilte das Stift mit, dass das vatikanische Ordensdikasterium eine Apostolische Visitation der Zisterzienserabtei angeordnet hat. In dem von Medien veröffentlichten Dekret heißt es, dass die beiden Visitatoren – der Benediktiner-Abtprimas Jeremias Schröder und die Generalsekretärin der Österreichischen Ordensobernkonferenz Christina Rod – den Leitungsstil und das Führungsverhalten des Abtes untersuchen sollen. Dabei stehen der Umgang mit geistlicher Macht, Rechtstreue und der Umgang mit Vorwürfen von Missbrauch und anderen schweren Verfehlungen im Mittelpunkt. Die Visitation soll im Herbst beginnen.

Das fast 900 Jahre alte Stift Heiligenkreuz ist das zweitälteste noch bestehende Zisterzienserkloster. Es wurde 1133 südwestlich von Wien gegründet. Abt ist seit 2011 der aus Oberfranken stammende Maximilian Heim. In Deutschland hat Heiligenkreuz zwei Priorate. Seit 1988 sind die Mönche in Bochum-Stiepel, 2018 wurde das Priorat Neuzelle in Brandenburg errichtet. Zuletzt war das Stift in der Diskussion, nachdem sich die Innsbrucker Theologie-Fakultät von dem Heiligenkreuzer Pater Edmund Waldstein distanziert hatte wegen Vorwürfen der Nähe zu rechtskonservativen und reaktionären Netzwerken. (fxn)