Herrgottskinder – Die Elternkolumne

Petrus: Die erste Wetter-App der Welt

Veröffentlicht am 30.06.2025 um 00:01 Uhr – Von Stefanie Heinrichs – Lesedauer: 

Bonn ‐ Beim Eisessen mit ihrer Tochter merkt Stefanie Heinrichs, wie schnell eine beiläufige Redewendung zu einer großen Sinnfrage führen kann. Wer ist eigentlich dieser Petrus – und warum hoffen wir insgeheim, dass jemand das Wetter für uns regelt?

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Es war einer dieser Sommertage, an denen alles passte. Kein Wind, keine Hektik, keine lange Schlange vor der Eisdiele. Ich saß da mit meinem Becher Joghurt-Banane, meine Tochter mit Mango-Zitrone und bunten Streuseln – und während wir genüsslich löffelten, blinzelte ich zufrieden in die Sonne und sagte: "Also heute hat Petrus echt einen guten Tag. Er hat richtig schönes Wetter gemacht."

Meine Tochter hielt inne, der Löffel stoppte auf halbem Weg zum Mund. "Wer ist Petrus und warum macht er das Wetter?", fragte sie und sah mich mit gerunzelter Stirn an – dieser Blick, halb neugierig, halb skeptisch, wenn Erwachsene wieder mal Dinge sagen, die komisch klingen. Ich lächelte. "Das ist ... na ja ... so eine Redensart", antwortete ich.

"Das Wetter macht doch niemand, oder?"

"Aber das Wetter macht doch niemand, oder? Also ... wo wohnt der? Und warum sagt man das dann überhaupt, wenn es nicht stimmt? Ich verstehe das irgendwie nicht." Gute Fragen. Bessere, als man sie mal eben so bei einer Kugel Eis beantworten kann.

Ich überlegte, ob ich mit einem schnellen "Das hat man eben früher so gesagt, bevor es Wetter-Apps gab" durchkäme – aber ich wusste: Das würde ihr nicht reichen. Wie erklärt man, dass wir manchmal Dinge sagen, die eigentlich keinen Sinn ergeben. Denn ja, natürlich macht niemand das Wetter. Trotzdem hoffen wir manchmal, dass es "jemand gut mit uns meint". Vor dem Kindergartenfest. Dem Freibadbesuch. Der Fahrradtour zur Eisdiele.

Ein Kind mit lila Fahrradhelm und bunter Regenjacke fährt auf einem nassen, asphaltierten Weg durch eine grüne Hügellandschaft. Links im Gras steht ein Schaf, weiter vorne fährt eine weitere Person mit Fahrrad. Der Himmel ist bewölkt.
Bild: ©katholisch.de/Stefanie Heinrichs (Symbolbild)

Nicht immer hat Petrus einen guten Tag – aber gegen schlechtes Wetter hilft die richtige Kleidung.

Wir drücken Daumen, pusten Geburtstagskerzen aus, flüstern kleine Bitten in den Himmel – lauter kleine Rituale, die irgendwo zwischen Aberglauben und Hoffnung liegen. Nicht, weil wir sicher sind, dass da jemand sitzt, der Knöpfe drückt – sondern weil die Vorstellung schön ist, dass es da jemanden gibt, der an uns denkt. Und manchmal – wenn der Himmel aufreißt, genau in dem Moment, in dem wir das Picknick auspacken – dann fühlt es sich tatsächlich ein bisschen so an.

Was ich meiner Tochter dann gesagt habe? Ich habe versucht, ehrlich zu bleiben: "Petrus macht das Wetter nicht. Das kommt von allein. Aber wünschen darf man trotzdem. Und meckern auch. Und sich freuen, wenn's passt."

Ein Hausmeister für den Himmel

"Und wer war dann Petrus?", hakte sie nach – wie sie es immer tut, wenn sie es wirklich wissen will. Ich nahm einen weiteren Löffel Eis, überlegte kurz und sagte dann: "Petrus war ein Freund von Jesus. Einer der allerersten, die an ihn geglaubt haben. In Geschichten aus der Bibel wird erzählt, dass Jesus ihm ganz besondere Verantwortung gegeben hat – sogar den "Schlüssel zum Himmel". Deshalb stellen sich viele Leute Petrus wie einen Aufpasser vor. Und irgendwie haben sich die Menschen ausgedacht, dass er auch das Wetter macht."
 
Sie schaute zum Himmel. "Also so wie ein Hausmeister für den Himmel?" Ich lachte. "Ja, so ähnlich." Sie nickte und fragte, "Und gibt’s auch eine Redewendung für Eis, das nicht zu schnell schmilzt?" "Dafür brauchst du keinen Spruch – nur einen schnellen Löffel."

Von Stefanie Heinrichs