Bischöfe und Laien ziehen Bilanz ihres Reformdialogs

Lese in bewegten Zeiten

Veröffentlicht am 12.09.2015 um 12:31 Uhr – Von Joachim Heinz (KNA) – Lesedauer: 
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Gesprächsprozess

Würzburg ‐ Nach fünf Jahren hat der Gesprächsprozess der Bischofskonferenz zur Zukunft der Kirche seinen Abschluss gefunden. Redebedarf allerdings wird es weiter geben, das zeigte sich auch bei der Debatte zur Verabschiedung des Abschlusspapiers.

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Vor fünf Jahren hatten die Bischöfe unter dem Eindruck des kurz zuvor bekanntgewordenen kirchlichen Missbrauchsskandals den Dialog zur Zukunft der Kirche gestartet. An diesem Freitag und Samstag fand er in Würzburg seinen Abschluss. Bischöfe und Laien machten sich bei einem letzten Forum an die Lese. Was wird daraus nun erwachsen?

Konflikte bei siebenstündiger Debatte

Ebenso vielstimmig wie der Ausblick von Experten auf den kommenden Weinjahrgang, fällt auch das Urteil der Teilnehmer über den Ertrag des Gesprächsprozesses aus. Der Redebedarf zwischen Bischöfen und Laien ist weiterhin groß. Das zeigte sich exemplarisch am Freitag bei der über siebenstündigen Debatte zur Verabschiedung des Abschlusspapiers. Noch einmal kamen einige der Konflikte zur Sprache, die weiterhin im Raum stehen: die Frage nach einer Zulassung von Frauen zum Weiheamt oder der Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen.

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Beim Jahrestreffen des Gesprächsprozesses der Deutschen Bischofskonferenz wurde das Abschlusspapier mit großer Mehrheit angenommen.

Um in der Welt der Winzer zu verweilen: Einige Teilnehmer wollten bei der Aussprache den Rebstöcken mehr Platz gönnen, hier und da gar so etwas wie Wildwuchs zulassen. Andere, wie der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer, drängten darauf, Triebe zurückzuschneiden, um dem Hauptstamm keine Kraft zu nehmen. "Wenn wir das so verabschieden, verlassen wir das Fundament unseres Glaubens", stellte er etwa bei der Debatte um eine Priesterweihe für Frauen klar. Die ist nach der lehramtlichen Verkündigung der Päpste definitiv unmöglich, für einige Teilnehmer des Gesprächsprozesses aber aus Gründen der Geschlechtergerechtigkeit geboten.

Bei allen Differenzen wollen beide Seiten das Gespräch fortführen. Die Bischöfe stellten am Samstag Elemente einer Botschaft (siehe Video) vor, die sie im November veröffentlichen wollen. Demnach ist geplant, den Dialog in Form eines alle zwei bis drei Jahre tagenden Konvents fortzusetzen, zu dem rund 120 Vertreter aus allen Bereichen des kirchlichen Lebens zusammenkommen sollen. Das wären dann nur ein gutes Drittel der bisherigen Teilnehmer, die Zusammensetzung soll aber gleichbleiben. In der Aussprache wurden wiederholt mehr Verbindlichkeit und die Verabredung konkreter Themen eingefordert.

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Zum Abschluss des Gesprächsprozesses haben Bischöfe und Laien überwiegend ein positives Fazit gezogen. Kritik äußerte dagegen der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer. Er nannte den Abschlussbericht "mutlos".

Ist das Glas nun halbvoll oder halbleer? Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, widersprach dem Eindruck, die Initiative sei folgenlos geblieben. Beispielhaft verwies er auf die Reform des kirchlichen Arbeitsrechts, eine stärkere Beteiligung von Frauen an kirchlichen Führungspositionen und eine neue Debatte über Ehe, Familie und Sexualität.

Ähnlich äußerte sich auch der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück. Er dankte unter dem Applaus der Teilnehmer dem emeritierten Erzbischof von Freiburg, Robert Zollitsch, der in seiner Amtszeit als Bischofskonferenz-Vorsitzender "mit viel Mut und Zähigkeit" den Prozess ins Rollen gebracht habe.

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Video: © katholisch.de

Dokumentation: Einführung von Bischof Bode zur "Botschaft der Bischöfe"

Wie beim Wein war für den Dialogprozess auch das Klima von Bedeutung. Seit 2010 haben sich da gewaltige Veränderungen ergeben. Auf den einfachen Arbeiter im Weinberg des Herrn, Benedikt XVI., folgte mit Franziskus ein Papst, der ebenfalls auf ein bescheidenes Auftreten setzt, dabei aber eine ganz eigene Dynamik entfaltet. Eine Weltbischofssynode zu Ehe und Familie, neue Debatten über Homosexualität, eine Kirchenrechtsreform zur Beschleunigung von Ehenichtigkeitsverfahren: Das alles klingt nach mehr als einem Sturm im Wasser- oder, um im Bild zu bleiben, Weinglas.

Gewandelte gesellschaftliche Herausforderungen

Aber auch die gesellschaftlichen Herausforderungen haben sich seit Beginn des Gesprächsprozesses grundlegend gewandelt: Die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals, der den Prozess auslöste, ist noch keineswegs abgeschlossen, wie der Trierer Bischof und Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz Stephan Ackermann betonte. Doch das Megathema derzeit sind die nach Deutschland strömenden Flüchtlinge, die das Bild des Landes dauerhaft verändern werden, wie Bischöfe und Laien in einem eigenen Aufruf festhielten. Es gehe darum, eine "Kultur der Integration" zu schaffen, sagte der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. Und so würde ein "Weinpapst" wie Stuart Pigott der Würzburger Auslese vermutlich vor allem eines bescheinigen: Einen mehr als "komplexen Charakter".

Themenseite: Gesprächsprozess

Nach fünf Jahren ist der Gesprächsprozess der Deutschen Bischofskonferenz mit einem abschließenden Gesprächsforum am 11. und 12. September 2015 in Würzburg zu Ende gegangen. Die Themenseite gibt einen Überblick über die katholisch.de-Berichterstattung über den Prozess.
Von Joachim Heinz (KNA)