Wenn es in der Kirche nach Jesus ginge, würden Frauen geweiht werden

Theologe Beinert fordert Gleichberechtigung bei Weihe

Veröffentlicht am 07.07.2025 um 12:23 Uhr – Lesedauer: 

Zürich ‐ Eigentlich könne man die Frauenordination mit Blick auf Jesus Christus nicht mehr behindern, meint der Theologe Wolfgang Beinert. "Genau genommen, wären sonst Frauen nicht erlöst worden."

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Wenn es in der Kirche nach Jesus ginge, würden Frauen geweiht werden, meint der Theologe Wolfgang Beinert (92). Im Interview mit dem schweizerischen katholischen Internetportal "kath.ch" sagte er am Sonntag: "Wenn sich herausstellt, dass nach Jesu Willen Frauen und Männer gleichgestellt, gleichberechtigt und von gleicher Erlöstheit sind, dann kann man auch die Frauenordination nicht mehr behindern."

Der emeritierte Regensburger Dogmatiker erläuterte, "genau genommen, wären sonst Frauen nicht erlöst worden". Denn Erlösung meine christusförmig zu werden, also auch in persona Christi handeln zu können. "Darin besteht nach kirchenamtlichen Aussagen das Wesen der Weihe", sagte Beinert. Der Theologe betonte, da die Kirche "aus dem nachösterlichen Zusammenschluss der Jesus-Leute" entstanden sei, gebe die Botschaft Jesu die Form vor, die seine Gemeinschaft haben müsse. Jede Reform müsse also auf Jesus Christus ausgerichtet sein.

Kirche ist keine Demokratie?

Das oft gehörte Argument gegen Beteiligung aller in der Kirche, Kirche sei keine Demokratie, beruht nach Beinert auf einer Verwechslung. Demokratie sei zunächst eine Staatsform – anders als die Kirche. Mit Demokratie könne man aber auch bestimmte Verfahrensnormen bezeichnen, die die gleichnamige Staatsform vornehmlich benutze. "So ist schon immer die Mehrheitsentscheidung, die Wahl, die Einbeziehung der Subjekte in die Entscheidungsfindung eine angemessene Möglichkeit der Leitung von Gemeinschaften – ebenso wie Dekrete der obersten Autorität oder Gremienentscheidungen", so Beinert.

Die Kirche habe bereits jetzt demokratiegenerierte Leitungsinstanzen. "Man könnte auch von Synodalität sprechen", erklärte der Theologe. Die daraus erwachsenden Möglichkeiten und Notwendigkeiten sind laut ihm noch lange nicht am Ende: "Ich glaube, dass der Gedanke von Synodalität in der Kirche nicht mehr unterdrückt werden kann."

Das Christentum sieht Beinert auf der nördlichen Halbkugel am Scheideweg: "Ohne Reformen im tiefen Sinn kann sie durchaus marginalisiert oder minimalisiert werden, so wie es in der Antike dem afrikanischen Christentum ergangen ist." Doch der Theologe sieht einen Ausweg: Wenn die Kirche bereit sei, "zeit-gemäss" zu handeln, könne sie "erneut blühen und zum Segen werden". (KNA)