Der Kardinalsrat setzt seine Beratungen zur Kurienreform fort

Arbeiten am Vatikan der Zukunft

Veröffentlicht am 13.09.2015 um 14:21 Uhr – Von Johannes Schidelko (KNA) – Lesedauer: 
Arbeiten am Vatikan der Zukunft
Bild: © KNA
Vatikan

Vatikanstadt ‐ Die Kurienreform ist derzeit aus den Schlagzeilen verschwunden. Doch mit dem K9-Rat verbinden sich weiter hohe Erwartungen. Ab Montag beraten die Kardinäle gemeinsam mit Franziskus wieder über mögliche Reformen.

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Die neun Kardinäle aus aller Welt, darunter für Europa der Münchener Kardinal Reinhard Marx, haben in den vergangenen zwei Jahren der Reihe nach die Arbeit der Kongregationen, der Räte und der übrigen Dikasterien untersucht und Änderungsvorschläge gemacht. Einige Reformprojekte sind bereits auf dem Weg. So schuf der Papst vor eineinhalb Jahren neue Strukturen für den Wirtschafts- und Finanzbereich, der immer wieder für Negativschlagzeilen gesorgt hatte: nämlich das Wirtschaftssekretariat unter Leitung des australischen Kardinals George Pell und den von Marx koordinierten Wirtschaftsrat.

Dann wurde im Kampf gegen die Missbrauchsskandale eine eigene Kinderschutzkommission gegründet, die vom Bostoner Kardinal Sean O'Malley betreut wird. Und unmittelbar nach der K9-Sitzung im Juni fasste der Papst per Dekret die neun eigenständigen und oft parallel arbeitenden vatikanischen Medieneinrichtungen unter dem Dach eines neuen Kommunikationssekretariates zusammen.

Vage Aussagen zur Zukunft der vatikanischen Medieneinrichtungen

Allerdings gibt es für dieses Sekretariat, zu dessen Präfekt der bisherige Chef des Vatikan-Fernsehens Dario Vigano gemacht wurde, bislang noch keine Statuten. Binnen vier Jahren sollen so unterschiedliche Behörden wie Radio Vatikan, das Fernsehen CTV, die Zeitung "Osservatore Romano" samt Fotodienst sowie Medienrat, Verlag, Druckerei und Internetbüro zusammenwachsen, hieß es vage.

Dabei sollen ineffiziente oder technisch überholte Dienste wie etwa die Radiokurzwelle heruntergefahren, Doppel- und Mehrfacharbeit abgebaut, der Dienst des Presseamtes ausgebaut und dafür mehr Synergien genutzt werden. Ob das, wie zunächst zugesagt, unter Wahrung des Personalstands vonstatten geht und welche Struktur am Ende stehen soll, scheint derzeit noch offen.

Kardinal Reinhard Marx während einer Pressekonferenz.
Bild: ©dpa

Kardinal Reinhard Marx ist als Vertreter von Europa Mitglied im K9-Rat für die Kurienreform.

Nächstes Reformprojekt könnte die Errichtung einer Großbehörde für Laien, Familien- und Lebensfragen sein, vermuten Beobachter. Das Konzept wurde bereits in früheren Sitzungen beraten und könnte bald umgesetzt werden. Dagegen dürfte die Gründung des Sozialministeriums noch etwas auf sich warten lassen. Hier sollen die Aufgaben von vier bisherigen Räten zusammengeführt werden: Gerechtigkeit und Frieden, Caritas, Krankenpastoral und Migranten.

Unklar ist, wie im Vatikan künftig der Kulturbereich organisiert werden soll. Noch nicht abschließend behandelt scheint auch die Zukunft der Kirchengerichte, die mancher bereits mit dem Rat für Gesetzestexte unter einem Dach zusammengeführt sah. Wenig ändern dürfte sich an der Arbeit der Behörden für Ökumene und für interreligiösen Dialog.

Abschluss der Kurienreform schon 2016?

In den nächsten Tagen dürfte der Kardinalsrat auch über die Präambel der neuen Kurienverfassung fortsetzen. Sie enthält die Leitlinien für die Arbeit der Vatikanbehörden, der päpstlichen Angestellten und deren Kooperation mit den Ortskirchen. Sie muss regeln, wie die Koordination innerhalb der Kurie verbessert werden kann, vielleicht durch häufigere Kabinettssitzungen und mehr Transparenz zwischen den bislang weitgehend eigenständigen Behörden.

Zwar hat schon die Kurienverfassung "Pastor bonus" von 1988 stark das Subsidiaritätsprinzip unterstrichen, wonach Fragen und Probleme womöglich zunächst auf Ebene der Ortskirchen gelöst werden sollen, bevor sie nach Rom kommen. Doch nicht immer sei dieser Dienstcharakter der Kurie deutlich geworden, klagen Bischöfe. Zudem muss sich zeigen, ob und wo Laien künftig in den Vatikanbehörden mehr Platz erhalten. Ob die Kurienreform, mit der sich hohe Erwartungen auch an den Reformwillen von Papst Franziskus verbinden, bereits 2016 abgeschlossen sein kann, ist noch ungewiss.

Linktipp: Langzeitprojekt Kurienreform

Zum fünften Mal hat im Vatikan der Kardinalsrat zur Kurienreform getagt, der in besonderer Weise für den Reformwillen von Papst Franziskus steht. Die Kardinäle aus allen Kontinenten - der acht Mitglieder wurden durch die regelmäßige Teilnahme von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin mittlerweile zum sogenannten "K9-Rat" - haben sich diesmal auch neuen Bereichen zugewandt, wie Vatikansprecher Federico Lombardi zum Abschluss am Freitag mitteilte.
Von Johannes Schidelko (KNA)