Bischöfe suchen nach Alternativen

Aufgelöste Aufarbeitungskommission von Ost-Bistümern – Wie weiter?

Veröffentlicht am 09.07.2025 um 13:54 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ In einem bislang bundesweit einmaligen Vorgang wurde die Interdiözesane Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs aufgelöst. Wie geht es nun weiter? Ein Sprecher des Erzbistums Berlin nimmt Stellung.

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Gut fünf Wochen nach der Auflösung der gemeinsamen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Erzbistum Berlin sowie den Bistümern Dresden-Meißen und Görlitz und der Militärseelsorge ist noch keine Lösung für das weitere Vorgehen gefunden. "Die Bischöfe bedauern, dass es noch keinen neuen Sachstand gibt, führen aber intensive Gespräche darüber. Mit Blick auf die beginnende Sommerpause – in einzelnen Bundesländern sind bereits Schulferien – lässt sich derzeit kein Zeitrahmen festlegen", teilte ein Sprecher des Erzbistums Berlin auf Anfrage am Mittwoch mit.

In einem bislang bundesweit einmaligen Vorgang hatten die Bistümer am 3. Juni mitgeteilt, dass sie die Kommission aufgelöst haben. Die verantwortlichen Bischöfe Heiner Koch (Berlin), Wolfgang Ipolt (Görlitz), Heinrich Timmerevers (Dresden-Meißen) sowie Militärbischof Franz-Josef Overbeck begründeten den Schritt mit dem Rücktritt mehrerer Mitglieder des Gremiums. Zudem verwiesen sie auf den jüngsten Jahresbericht der Kommission vom November sowie ein Minderheitsvotum von Betroffenenvertretern vom Februar, worin anhaltende kommunikative Probleme und eine dysfunktionale Arbeit beklagt würden.

Erzbischof trifft Missbrauchsbeauftragte

Die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Kerstin Claus, und weitere Betroffenenvertreter hatten ihr Bedauern geäußert und darauf gedrängt, schnellstmöglich dafür zu sorgen, dass verlässliche Strukturen für die weitere Aufarbeitung geschaffen werden. Der Sprecher des Erzbistums erklärte, die Bischöfe fühlten sich dem Anliegen der Aufarbeitung weiterhin verpflichtet und prüften sorgfältig, wie die Aufarbeitung konstruktiv und unter Beteiligung von Betroffenen fortgeführt werden könne. Ein Gesprächstermin zwischen Erzbischof Koch und Claus sei verabredet. Den Bewerbern für eine ausgeschriebene Aufarbeitungsstudie sei ein Zwischenbescheid zugeschickt worden.

Die sogenannte Interdiözesane Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs (IKA) hatte sich am 10. Mai 2023 konstituiert. Die ursprünglich neun Mitglieder wurden von Landesregierungen, Bistümern und einem Beirat von Missbrauchsbetroffenen benannt. Aufgabe der Kommission war es, das Ausmaß sexualisierter Gewalt in den beteiligten Bistümern sowie kirchliche Rahmenbedingungen, die Missbrauch fördern könnten, zu ermitteln sowie zu bewerten und auf wirksame Präventionsmaßnahmen hinzuwirken.

Grundlage für die Berufung der Kommission ist eine Vereinbarung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und des damaligen Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, aus dem Jahr 2020. Entsprechende Aufarbeitungskommissionen wurden seitdem in allen deutschen (Erz-)Bistümern eingerichtet. (KNA)