Die Geburtsstadt Jesu gleiche einem Freiluftgefängnis

Franziskaner im Heiligen Land: Bethlehem ist tot

Veröffentlicht am 11.08.2025 um 13:02 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Hass und Rache, Arbeitslosigkeit und Abwanderung – der Gaza-Krieg trifft auch die Christen im Heiligen Land schwer. Ein prominenter Ordensmann aus der Region hat nun mit dramatischen Worten die Lage in Jesu Geburtsstadt Bethlehem beschrieben.

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Hass und Rache herrschen nach Worten des stellvertretenden Franziskaner-Kustos Ibrahim Faltas im Heiligen Land. "Jeder hat Angst vor dem anderen. Der Schmerz ist überall, alle leiden. Die Israelis und die Palästinenser leiden. Es leiden die Juden, die Muslime und die Christen", so Faltas im Interview der italienischen Tageszeitung "Corriere della Sera" (Wochenende).

Jesu Geburtsstadt Bethlehem im Westjordanland sei mittlerweile menschenleer – "die Stadt ist tot", so Faltas. Aufgrund fehlender Pilger arbeiteten die Menschen seit 22 Monaten nicht mehr, 175 christliche Familien seien weggezogen. "Wollen Sie Bethlehem ohne Christen sehen?", fragte die prominenteste arabische Katholiken-Stimme im Heiligen Land. In Jerusalem sehe es nicht besser aus, weil 90 Prozent der Christen im Tourismus arbeiteten, aber Geschäfte und Hotels geschlossen seien.

"Es wird noch mehr Tote geben"

Von Arbeitslosigkeit betroffen seien Tausende Palästinenser, die zuvor in Israel gearbeitet hätten, aber seit dem 7. Oktober 2023 nicht mehr ausreisen dürften. "Wenn Gaza zu einem Freiluftfriedhof geworden ist, dann sind Bethlehem und das Westjordanland Freiluftgefängnisse", so Faltas.

Vor Einnahme-Plänen des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu von Gaza warnte der Franziskaner: "Es wird noch mehr Tote geben, unter der Bevölkerung von Gaza und auch unter den israelischen Soldaten. Auch die Geiseln werden sterben. Und wir werden eine noch größere Zerstörung erleben, auch wenn das schwer vorstellbar ist." (KNA)