Mönch Anselm Grün gibt Tipps gegen die "Dämonen" unserer Zeit

Die dunkle Seite der Macht gibt es nicht nur in der Star-Wars-Saga. Der Münsterschwarzacher Benediktiner und Bestsellerautor Anselm Grün nimmt sie in seinem neuen Buch in den Blick. Es beschäftigt sich mit Kräften, Mächten und Tendenzen, die den Menschen am Leben hindern, sei es von innen oder außen. Welchen Umgang mit ihnen Grün empfiehlt, steht schon im Titel: "Widerstehen und Wachsen". Wo der Mönch moderne Dämonen am Werk sieht und was er empfiehlt:
- gegen die Flut von Kommunikation: Im Sinne einer "Askese" Widerstand leisten gegen den Drang, alles jederzeit wissen zu müssen. Sich lieber auf wenige, verlässliche Quellen beschränken, statt unzählige Informationen aufzunehmen, die nicht verarbeitet werden können.
- gegen eine Instrumentalisierung der Spiritualität: Hinschauen, wo sie politischen Interessen oder nur dem eigenen Wohlbefinden dient. Einen einseitigen Rückzug ins Spirituelle meiden, auch Überlegenheitsgefühle aufgrund besonderer Erlebnisse. Sensibel für Ungerechtigkeit bleiben.
- gegen die Verabsolutierung von Ökonomie: Wirtschaftliche Entscheidungen an den Bedürfnissen von Menschen ausrichten, nicht nur an Zahlen. Wachstumszwang und eine rein ökonomische Bewertung von Gesundheit, Kultur oder Religion infrage stellen.
- gegen das Ego: Das eigene Ich wichtig nehmen, aber Selbstbezogenheit überwinden. Hilfe und Engagement sollten nicht aus Geltungssucht, sondern aus tatsächlichem Bedarf erfolgen – eine lebenslange Aufgabe.
- gegen Rechthaberei, Polarisierung und Spaltung: Besser zuhören statt vorschnell urteilen; versuchen, die Beweggründe des Gegenübers zu verstehen. Respektvoller Dialog wirkt polarisierenden Tendenzen entgegen und fördert Zusammenhalt.
- gegen Erwartungs- und Darstellungsdruck: Ein gutes Maß für das eigene Leben finden und anerkennen, dass keine Rolle gespielt werden muss. Auf permanente Selbstdarstellung, etwa in sozialen Medien, verzichten.
- gegen den Mangel an Mitgefühl: Empathie bewusst einüben – als Gegengewicht zu gesellschaftlicher Kälte –, auch gegenüber Andersdenkenden. So wird echtes Verstehen möglich.
- gegenüber Blindheit: Gesellschaftliche Probleme wie Klimawandel oder das Leid Geflüchteter nicht ausblenden; anstelle reiner Anklage im eigenen Umfeld aktiv werden, zum Beispiel durch bewussten Konsum. Kleine Veränderungen können Impulse für größere Bewegungen geben.
Grün rät zudem dazu, die Rolle der Hoffnung nicht zu vernachlässigen. Diese weise in eine bessere Zukunft – trotz aller Widrigkeiten: "Die Hoffnung befreit uns von der Fixierung auf das Negative, sie ermutigt uns, voranzuschreiten und daran zu arbeiten, dass unser Leben menschenwürdiger wird." (KNA)
Das Buch
Grün, Anselm: Widerstehen und Wachsen. Die Macht des Dunklen in unserer Zeit – und wie wir ihr entgegentreten. Herder 2025, 144 Seiten, 18 Euro. ISBN: 978-3-451-60165-1.