Manche Dinge lassen Kriminelle mittlerweile stehen

Spenden und Papstkreuz geklaut: Weiter viele Einbrüche in Kirchen

Veröffentlicht am 23.08.2025 um 00:01 Uhr – Von Joachim Heinz (KNA) – Lesedauer: 

Bonn ‐ Mal verschwinden wertvolle Kunstgegenstände, mal verrichtet ein Mann seine Notdurft im Eingangsbereich. In und um Kirchen erfasst die Polizei zahlreiche Delikte. Manches lassen die Diebe aber inzwischen links liegen.

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In Berlin-Tempelhof verschwanden im vergangenen Jahr 22 Tablet-Computer aus dem Proberaum einer Kirche. In Baden-Württemberg brach eine Täterin vermutlich mit einer Haarspange in die Sakristei einer Kirche ein und ließ dort goldene Kelche, Reliquienkreuze, Hostienschalen und weitere Gegenstände im Gesamtwert von 15.000 Euro mitgehen. Und auf dem Neuen Friedhof im rheinland-pfälzischen Dannstadt-Schernheim montierten unbekannte Täter an rund 60 Gräbern bronzenen Grabschmuck ab und entwendeten zudem 120 Bronzeplatten von Urnenwänden. Ähnliche Fälle trugen sich kurz zuvor in Mutterstadt und Schifferstadt zu. Der Gesamtschaden beläuft sich laut Polizei auf einen sechsstelligen Betrag.

Immer wieder geraten Kirchen, andere religiöse Gebäude oder Friedhöfe ins Visier von Dieben und Vandalen. In den vergangenen beiden Jahren lag die Zahl der erfassten Fälle von Diebstählen und Sachbeschädigungen bundesweit jeweils im mittleren vierstelligen Bereich, wie aus einer Umfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) unter allen Landeskriminalämtern hervorgeht. Das Problem ist nicht neu – und die Zahlen bleiben seit Jahren relativ konstant. Laut Einschätzung der Behörden lassen sich aus den vorgelegten Daten keine signifikanten Steigerungen ablesen.

Ärgerlich und nicht selten kostspielig sind solche Vorfälle trotzdem. In einigen katholischen Bistümern und evangelischen Landeskirchen ist man deswegen dazu übergegangen, "Hotspots" zu sichern. Vonseiten der Evangelischen Kirche von Westfalen, der viertgrößten evangelischen Landeskirche, heißt es etwa: Aufwendige Sicherheitsmaßnahmen wie Alarmanlagen seien in größeren Citykirchen wie Dortmund oder Bielefeld vorhanden. Die Pressestelle des Erzbistums Köln teilt auf KNA-Anfrage mit, es habe schon immer Diebstähle und Vandalismus in Kirchen gegeben. "Grundsätzlich scheint aber eine gewisse Unwissenheit, beziehungsweise Respektlosigkeit gegenüber sakralen Gebäuden und Gegenständen zuzunehmen."

Wenig Wissen um Motive

Zu den Motiven der Kriminellen können die Landeskriminalämter wenig sagen. Die Gründe für Vandalismus oder Sachbeschädigung an Kirchen seien sehr vielfältig, so das Landeskriminalamt Hessen. Ein häufiges Motiv bei Diebstählen sei dagegen "eine schnelle und unkomplizierte Geldbeschaffung". Viele Kirchen verfügten über frei zugängliche Opferstöcke, in denen Spenden gesammelt werden. "Zudem befinden sich in zahlreichen Gotteshäusern sakrale Gegenstände wie Kelche, Leuchter oder Kreuze, die oft aus wertvollen Materialien bestehen und sich bei Edelmetallhändlern zu Geld machen lassen."

Verwüsteter Kreuzweg
Bild: ©Peter Miller

Vandalismus in und um Kirchen ist seit Jahren ein Problem.

Vandalismus, Sachbeschädigung oder der Klau wertvoller Kunstgegenstände: das Spektrum der in den vergangenen Jahre aktenkundig gewordenen Delikte ist und bleibt groß. In Bayern etwa wird seit 2023 nach einem sogenannten Pektorale von Papst Benedikt XVI. (1927-2022) gefahndet, das dieser der Traunsteiner Pfarrkirche Sankt Oswald vermachte. Das etwa 10 bis 15 Zentimeter große Brustkreuz aus vergoldetem Silber, besetzt mit diversen Edelsteinen, dürfte gut 800 Euro Materialwert haben. Der ideelle Wert dagegen ist deutlich größer. Obwohl der Täter gefasst wurde, tauchte das Papstkreuz bisher nicht wieder auf.

Zu den spektakulären Einzelfällen in Niedersachsen zählte das dortige Landeskriminalamt eine von der Polizeiinspektion Wolfsburg/Helmstedt aufgenommen Tatserie. "In insgesamt zehn Fällen hat eine männliche Person ihre Notdurft im Bereich von Kircheneingängen verrichtet, diese teilweise verschmiert und damit eine Nutzung der Kirche vorübergehend unmöglich gemacht." Der Täter habe ermittelt werden können.

Laut der Einschätzung des Leiters der Kunstfahndung beim Landeskriminalamt Bayern, Christian Klein, gingen die Delikte in den Corona-Jahren 2020 und 2021 deutlich zurück. Damals hätten die Menschen lange Phasen zu Hause verbracht. Inzwischen sei aber wieder ein leichter Anstieg zu bemerken. Änderungen stellt der Experte allerdings beim Diebesgut fest. Heiligenfiguren oder fromme Darstellungen würden weniger geklaut. Dafür fehle offenbar zunehmend der Markt.

Von Joachim Heinz (KNA)