Bischöfe beenden Vollversammlung mit Aufruf zu mehr Flüchtlingshilfe

"Bleiben Sie engagiert!"

Veröffentlicht am 24.09.2015 um 16:40 Uhr – Von Steffen Zimmermann – Lesedauer: 
Vollversammlung

Fulda ‐ Die Frage, wie Flüchtlingen geholfen werden kann, stand im Mittelpunkt der Vollversammlung der Bischöfe in Fulda, die heute zu Ende ging. Aber auch die Familiensynode und ein Besuch des Bischofskollegiums im Vatikan waren Themen.

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Flüchtlingskrise

An den ersten beiden Tagen der Vollversammlung haben sich die Bischöfe intensiv mit der Flüchtlingsproblematik auseinandergesetzt. Unter anderem bekamen sie im Gespräch mit Akteuren aus der Flüchtlingsarbeit Einblick in die Arbeit vor Ort und die konkreten Probleme. Nach Angaben von Kardinal Reinhard Marx wurde den Oberhirten dabei deutlich, dass mit Blick auf den kommenden Winter die Beschaffung von Wohnraum für Flüchtlinge in Deutschland die dringlichste Aufgabe ist. "Viele kirchliche Einrichtungen sind mit großem Enthusiasmus bemüht, ihren Teil zur Bewältigung dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe zu leisten. Die Vollversammlung hat darum gebeten, dass diese Anstrengungen weitergehen und möglichst noch verstärkt werden", so der Vorsitzende der Bischofskonferenz in seinem Abschlussbericht.

In Fulda veröffentlichte die Bischofskonferenz auch ein "Wort der deutschen Bischöfe zur Hilfe für die Flüchtlinge". Darin bringen sie ihren Dank für die Arbeit mit den Flüchtlingen in Deutschland zum Ausdruck und rufen zu weiterem Engagement auf: "Wir bitten Sie: Bleiben Sie engagiert, lassen Sie sich von Hindernissen und Schwierigkeiten nicht entmutigen", so die Bischöfe wörtlich.

Um die vielfältige kirchliche Hilfe für Flüchtlinge in Deutschland künftig besser zu koordinieren, hat die Vollversammlung den Hamburger Erzbischof Stefan Heße zum "Sonderbeauftragten für Flüchtlingsfragen" ernannt. Heße soll zunächst für ein Jahr als Ansprechpartner und Moderator in bistumsübergreifenden Fragen der Flüchtlingsarbeit tätig werden. Ihm soll nach Angaben der Bischofskonferenz ein Arbeitsstab zugordnet werden, dem Vertreter kirchlicher Einrichtungen, die für die Flüchtlingshilfe von besonderer Bedeutung sind, angehören.

Linktipp: Wort der Bischöfe zur Flüchtlingshilfe

Unter dem Titel "Bleiben Sie engagiert!" haben die deutschen Bischöfe ein Wort zur Hilfe für die Flüchtlinge herausgegeben. Auf der Homepage der Deutschen Bischofskonferenz können Sie den Text im Wortlaut lesen.

Bischofssynode im Vatikan

Auch die im Oktober bevorstehende Bischofssynode im Vatikan war Thema der Beratungen in Fulda. Dabei haben die Bischöfe noch einmal das Vorbereitungsdokument der Synode, das so genannte "Instrumentum laboris", diskutiert. Kardinal Marx bezeichnete die Synode zum Abschluss der Vollversammlung als "große pastorale Chance für die Kirche, das christliche Familienbild zu stärken". Bei den Beratungen im Vatikan müsse es gelingen, das Thema Ehe und Familie umfassend und in einer offenen Weise zu diskutieren. In diesem Zusammenhang kritisierte der Erzbischof von München und Freising mit Blick auf die Debatten im Vorfeld der Synode eine "gewisse Verengung auf ganz wenige Themen".

Es gehe bei dem Treffen um die Frage, wie die Kirche dazu beitragen könne, dass Ehe und Familie gelängen. "Wenn Ehe und Familie nicht stark bleiben, ist die Zukunft unserer Gesellschaft geschwächt", so Marx weiter. Die überwältigende Mehrheit der Menschen wolle in einer Familie mit Kindern leben und das möglichst für ein ganzes Leben. "Wir als Kirche unterstützen das." Zugleich machte Marx klar, dass die Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe für die Bischöfe "außerhalb jedes Zweifels" stehe. Die Lehre und Überzeugung könne nicht verändert werden. "Wohl aber muss ein Weg gefunden werden, wie Gläubige, die nach einer zivilen Scheidung zivil abermals geheiratet haben, in der Kirche leben und mitwirken können", so der Vorsitzende der Bischofskonferenz.

Abschluss des Gesprächsprozesses

Zwei Wochen nach dem offiziellen Ende des Gesprächsprozesses haben die Bischöfe in Fulda noch einmal auf den fünfjährigen Dialog zurückgeblickt. "Für uns ist deutlich geworden: Es gibt eine lehrende, vor allem aber auch eine lernende Kirche", bilanzierte Kardinal Marx. Lehren und Lernen gehörten zu einem Kommunikationsprozess, den die Kirche fortsetzen wolle. Dieser Kommunikationsprozess sei auch ein geistlicher Weg, der seinen Ausdruck nicht zuletzt in der Feier der Eucharistie und im Glaubenszeugnis finde.

"Für die Zukunft ist es wichtig, Sprachformen weiterzuentwickeln, die die Einheit der Kirche fördern und nicht gefährden oder gar in Frage stellen", so Marx weiter. Deshalb gehe es nun darum, an die Ergebnisse des Gesprächsprozesses anzuknüpfen. Dabei werde auch die Frage eine Rolle spielen, ob und wie regelmäßige Treffen – ähnlich den Jahresforen des Gesprächsprozesses - auch in Zukunft realisiert werden könnten.

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Video: © katholisch.de

Die deutsche Sprache sowie die Öffnung des Arbeitsmarkts - das sind laut Kardinal Rainer Maria Woelki zentrale Schlüssel für eine erfolgreiche Eingliederung von Flüchtlingen. Gegenüber katholisch.de äußerte er sich zu der Frage, wie eine Kultur der Integration gelingen kann.

Enzyklika "Laudato si"

Ihre Beratungen in Fulda nutzten die Bischöfe auch, um noch einmal gemeinsam auf die im Juni veröffentlichte Enzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus zu blicken. Die breite, nahezu durchgängig positive öffentliche Aufnahme der Enzyklika zeige, "wie vielen Menschen sie Zuspruch und Ermutigung in ihrem Engagement für die Bewahrung der Schöpfung" sei und wie sehr ein solches Signal des Papstes erhofft worden sei, so die Bischöfe.

Mit der Enzyklika "Laudato si" reklamiere Papst Franziskus zur richtigen Zeit und auf starke Weise die Bewahrung der Schöpfung. "Er nimmt die Kirche, sich selbst und die Weltgemeinschaft in die Pflicht, verantwortlich mit der Schöpfung umzugehen", heißt es im Abschlussbericht der Vollversammlung.

Dokument "Gemeinsam Kirche sein"

Vorgestellt wurde in Fulda auch das neue Dokument "Gemeinsam Kirche sein - Wort der deutschen Bischöfe zur Erneuerung der Pastoral". Von dem Text, der von den Bischöfen Franz-Josef Bode und Felix Genn erläutert wurde, soll ein Impuls für die aktuelle pastorale Situation in Deutschland ausgehen.

Hintergrund für den Text ist eine Verständigung der Bischöfe aus dem Jahr 2011, mit Blick auf das 50-jährige Jubiläum des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) eine neue Lektüre der Konzilsdokumente "Gaudium et spes" und "Lumen gentium" vorzunehmen. "Gemeinsam Kirche sein" wolle den Weg begleiten, auf dem sich die Menschen in den Bistümern befänden - den Weg von der Volkskirche zu einer Kirche des Volkes Gottes, so die Bischofskonferenz.

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Video: © katholisch.de

"Wir müssen weg von der Versorgungslogik und hin zu einer Partizipationslogik" betonte Bischof Felix Genn am Mittwoch bei der Vorstellung des Dokumentes "Gemeinsam Kirche sein. Wort der deutschen Bischöfe zur Erneuerung der Pastoral".

Ad-limina-Besuch

Vom 16. bis 20. November werden die deutschen Bischöfe ihren nach dem Kirchenrecht vorgeschriebenen Ad-limina-Besuch im Vatikan absolvieren. Der Besuch "an den Schwellen der Apostelgräber" (lateinisch "ad limina apostolorum") wird der erste seit 2006 sein. In Fulda wurden nach Angaben der Bischofskonferenz das Programm des Besuchs strukturiert und notwendige Absprachen getroffen.

Heiliges Jahr der Barmherzigkeit

Die Bischöfe haben sich in Fulda dankbar gezeigt für die Initiative von Papst Franziskus, ein außerordentliches Heiliges Jahr der Barmherzigkeit auszurufen. Das Jahr, das am 8. Dezember beginnt und bis zum 20. November 2016 dauern soll, sei ein wichtiger Schritt, das Evangelium der Barmherzigkeit allen Menschen nahezubringen. Kardinal Marx kündigte für die kommenden Wochen ein eigenes Wort der Oberhirten zum Heiligen Jahr an; innerhalb der Bischofskonferenz ist der Würzburger Weihbischof Ulrich Boom "Beauftragter für das Heilige Jahr der Barmherzigkeit".

Themenseite: Vollversammlungen

Zweimal im Jahr trifft sich die Deutsche Bischofskonferenz zu Vollversammlungen - im Frühjahr an wechselnden Orten, im Herbst immer in Fulda. Die Themenseite gibt einen Überblick über die Berichterstattung von katholisch.de zu den Versammlungen.
Von Steffen Zimmermann