Bozener Bischof räumt Fehlentscheidung bei Priester-Versetzung ein
Der Bischof von Bozen-Brixen, Ivo Muser, hat im Zusammenhang mit einer umstrittenen Personalentscheidung einen Fehler eingeräumt. "Ich war überzeugt, dass auch unter schwierigen Bedingungen eine Lösung möglich ist", sagte Muser am Samstag im "Morgengespräch" bei Rai Südtirol. "Offenbar habe ich mich getäuscht."
Zum 1. September hatte Muser einen Priester auf eine Seelsorgestelle in Südtirol versetzt – obwohl dieser in einem Missbrauchsgutachten belastet wird, das das Bistum Anfang 2025 vorgestellt hatte. Das Gutachten dokumentiert für den Zeitraum von 1964 bis 2023 insgesamt 75 Betroffene und 41 beschuldigte Priester. Zwar war der betreffende Geistliche 2009 strafrechtlich freigesprochen worden, allerdings wegen Verjährung. Zivilrechtlich erhielt die betroffene Familie später eine Entschädigung in sechsstelliger Höhe.
"Das Wichtigste ist das Vertrauen"
Eine Fachgruppe hatte den geplanten Einsatz geprüft und ihn unter Auflagen für vertretbar gehalten. Nach massiver Kritik aus der Bevölkerung sowie aus kirchlichen Bewegungen nahm Muser die Entscheidung am Wochenende jedoch zurück. "Das Wichtigste ist das Vertrauen", betonte der Bischof. Er glaube nun, mit der Abberufung die "richtige Entscheidung" getroffen zu haben.
Der Priester werde vorerst eine Sabbatzeit antreten und keine seelsorglichen Aufgaben übernehmen. "Er wird auf jeden Fall keinen seelsorglichen Dienst in unserer Diözese in der nächsten Zeit ausüben", sagte Muser.
Die Kehrtwende des Bischofs stieß bei katholischen Verbänden auf Zustimmung. Die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung, Irene Vieider, sagte: "Wir als katholischen Frauenbewegung haben nicht das Recht über Schuld und Unschuld zu entscheiden, aber wir mischen uns ein, wenn es darum geht mit Verdacht umzugehen." Solche Entscheidungen könnten nicht einfach akzeptiert und mitgetragen werden. Ihre Stellvertreterin Ingrid Raffeiner kritisierte, allein die geplante Ernennung habe "großen Schaden angerichtet" und sprach von einem "Scherbenhaufen". Sie warnte zudem vor einer "vergreisenden Kirche" und beklagte den Vertrauensverlust durch das Vorgehen des Bistums. Auch die Katholische Männerbewegung, die Katholische Jugend und die Jungschar begrüßten das Umdenken des Bischofs. (KNA)
09.09.25, 8.45 Uhr: Zitat im letzten Absatz präzisiert.
