Kritik an medialer Inszenierung von Klosterbesetzer-Nonnen
Schwester Christine Rod, Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz, hat die Berichterstattung über die aus dem Seniorenheim ins Kloster zurückgekehrten Goldensteiner Nonnen kritisiert. "Es hat etwas Tragisches, die Lösung, die der Orden für die verdienten Schwestern geschaffen hat, so darzustellen", sagte Rod im Interview mit dem Salzburger Rupertusblatt. "Braucht es die Inszenierung mit Boxhandschuhen oder auf der Sprossenwand? Das entspricht nicht ihrer Lebenskultur und ihrem Alter."
Rod bemängelte: "Wir leben im Zeitalter medialer Inszenierung und die lebt von Überspitzung, Konflikt und Einseitigkeit." Natürlich hätten die Bilder eine große Macht: Die drei Nonnen würden für Außenstehende "exotisch" erscheinen. Es sei auch seltsam, "dass sich die mediale Öffentlichkeit an einer Welt abarbeitet, die es eigentlich so nicht mehr gibt: Nonnen in strenger Tracht, Schulheime und ein Flair von Trapp und Romy Schneider". Die Nonnen und ihre Unterstützerinnen haben es inzwischen zu internationaler Berühmtheit gebracht. Von BBC bis CNN berichten internationale Medien über den Konflikt. Auf Instagram haben die "nonnen_goldenstein" bereits 25.400 Follower.
Rod: Regelung kirchenrechtlich einwandfrei
Rod erklärte, kirchenrechtlich sei die Lage klar. Wenn Ordensgemeinschaften zu klein würden oder die Mitglieder ein sehr hohes Alter erreichten, bestimme das Dikasterium für Orden im Vatikan einen Ordensoberen – entweder aus der eigenen Ordensfamilie oder aus einer anderen Gemeinschaft. Im Fall der Goldensteiner Schwestern seien dies die Föderationspräsidentin der Augustiner Chorfrauen in Deutschland, Schwester Beate Brandt, sowie der österreichische Propst Markus Grasl, der als Ordensoberer eingesetzt wurde. Rod erklärte, Grasl sei in der Übergangsphase jede Woche einen Tag zur Begleitung vor Ort gewesen.
Auf menschlich-emotionaler Ebene gehe es um Fragen der altersgerechten Betreuung – ähnlich wie in jeder Familie. Aufgrund des hohen Alters und des Gesundheitszustandes sei ein selbstständiges Leben im Kloster nicht mehr möglich gewesen, so Rod: "Da auch die eigens angestellte Assistenz nicht mehr ausreichend war, brauchte es einen weiteren Schritt." Im Heim der Halleiner Franziskanerinnen seien professionelle Pflege und die Möglichkeit, das geistliche und spirituelle Ordensleben weiterzuführen, gewährleistet.
Doch die drei Ordensfrauen haben sich laut ORF-Bericht (Dienstag) offiziell vom Heim abgemeldet. Unterstützerinnen und Unterstützer würden sich nun um Pflege und die Lebenshaltungskosten der betagten Schwestern kümmern. Harald Schiffl, Sprecher des für die Frauen zuständigen Stifts Reichersberg, betonte: "Wenn die Schwestern im Haus einen Unfall haben, dann sind jetzt jene verantwortlich, die sie in das Haus zurückgebracht haben." Plätze im Heim stünden weiterhin bereit. Darauf angesprochen, wie es nun weitergehen kann, räumte Rod ein: "Wir wissen es derzeit nicht. Solange die Situation so aufgeheizt ist, wird es wohl keine gemeinsame Lösung geben." Wenn man wieder miteinander reden könne, sei vielleicht ein neuer Anlauf möglich. (KNA)
