Von Kirche beauftragter Kommunikationsberater erklärt, wie es dazu kam

Konflikt um Klosterbesetzer-Nonnen – Wenn Reden nicht mehr hilft

Veröffentlicht am 19.09.2025 um 00:01 Uhr – Von Madeleine Spendier – Lesedauer: 

Bonn ‐ Auf diesem Foto gibt Schwester Bernadette Bangler den Takt an. Vor einem Jahr haben die drei Augustiner Chorfrauen die Ehrenbürgerschaft von Elsbethen erhalten. Damals lebten sie noch in einem Pflegeheim bei Hallein. Seitdem die Ordensfrauen in ihr Kloster zurückgekehrt sind, tobt ein medienwirksamer Konflikt.

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Der Klosterstreit in Goldenstein ruft starkes Medieninteresse hervor. Die drei in ihr Kloster Goldenstein bei Salzburg zurückgekehrten Augustiner Chorfrauen scheinen ihre mediale Präsenz zu genießen. Der für sie zuständige Ordensobere, Propst Markus Grasl vom Stift Reichersberg, hält sich weitgehend zurück. Für Medienanfragen ist nun ein Kommunikationsberater aus Wien eingesetzt worden. Im Interview mit katholisch.de erklärt Harald Schiffl, der Mitbegründer einer Agentur für Krisenkommunikation in Österreich ist, die momentane Situation des Klosterstreits. 

Frage: Herr Schiffl, denken Sie, es tut der Kirche gut, wie sich dieser Konflikt gerade in den Medien zeigt?

Schiffl: Diese mediale Aufheizung des Klosterkonfliktes ist nicht gut. Und es tut der Kirche nicht gut, wie sich diese drei Ordensfrauen verhalten. Es gibt Menschen, die das bewusst befeuern. Es sind vermutlich jene Menschen, die die Schwestern begleiten, sich um sie kümmern und sie betreuen und gleichzeitig darum bemüht sind, dass das Ganze medial am Kochen gehalten wird. Die Schwestern werden aus meiner Sicht ein Stück weit in den Medien vorgeführt und benutzt. Ich weiß gar nicht, ob es den drei über 80-jährigen Frauen überhaupt bewusst ist, was sie damit anrichten.

Frage: Und wäre es da daher nicht umso wichtiger, dass sich der Ordensobere einschaltet und etwas dazu sagt?

Schiffl: Es ist in größeren Organisationen und Unternehmen, aber auch in Diözesen durchaus üblich, dass die Kommunikation von jemand anderem übernommen wird. Ich habe jetzt die Funktion des Kommunikators und spreche für den Ordensoberen Propst Markus Grasl.

Frage: Haben Sie sich schon direkt an die Schwestern gewandt und versucht mit ihnen zu reden? Denn die Schwestern laden immer wieder zum Gespräch ein, auch öffentlich.

Schiffl: Ich finde es hat etwas Befremdliches, dass das Kloster, die Klausur zum Rummel- und Tummelplatz gemacht wird, Medienvertreter aus und ein gehen. In dieser aufgeheizten Situation gibt es keine Chance mit vernünftigen Argumenten durchzudringen und Gehör zu finden. So wie es gerade ist, ist ein persönliches Gespräch nicht sinnvoll. Es braucht die nötige Ruhe, fernab einer Medienöffentlichkeit, um dann neu aufeinander zugehen zu können. Im Moment breitet sich der Konflikt medial aber immer weiter aus.

Frage: Andere Ordensangehörige fragen sich, warum es überhaupt zu diesem Konflikt kommen konnte oder die drei betagten Ordensfrauen nicht in ein anderes Augustinerinnern-Kloster übersiedelt wurden. Warum wurde zuvor nicht ausreichend kommuniziert?

Schiffl: Es wurde in den vergangenen Jahren viel mit den Schwestern kommuniziert, das hat Propst Grasl so getan, das hat auch sein Vorgänger schon gemacht. Die Schwestern behaupten in Interviews, dass sie ohne Information in das Altenheim überstellt wurden. Aber das war nicht so. Dieser Vorgang wurde mit ihnen vorher besprochen. Wenn sie in ein anderes Augustinerinnen-Kloster gehen sollten, dann hätten die Schwestern ins Ausland übersiedeln müssen. Ein Wohnplatz in der Nähe ihrer ehemaligen Wirkungsstätte war deshalb die erste Wahl. Durch ihre selbst organisierte Rückkehr in das Kloster Goldenstein machen sie deutlich, dass sie von ihrem Ordensgelübde wenig halten. Sie haben bei ihrem Eintritt ins Kloster versprochen, ihrem Oberen Gehorsam zu leisten. Ihr Verhalten entspricht dem aber nicht. Sie machen das, was sie wollen. Dieses Verhalten kann Konsequenzen haben.

Bild: ©Hans Hathayer / Stift Reichersberg (Archivbild)

2022 war die Welt für sie noch in Ordnung. Schwester Bernadette feiert gemeinsam mit Propst Markus Grasl ihr Eisernes Professjubiläum im Kloster Goldenstein.

Frage: Welche Konsequenzen meinen Sie?

Schiffl: Da gibt es einige, auch kirchenrechtliche. Den Schwestern muss klar sein, wenn sie gegen ihre Gelübde verstoßen, dann kann das Auswirkungen haben. Ich denke nicht, dass ihr Verhalten kirchlicherseits einfach so hingenommen werden kann.

Frage: Denken Sie, der Vatikan wird dann eingeschaltet werden?

Schiffl: Das habe ich nicht gesagt. Die drei Schwestern haben einen Ordensoberen. Dieser Obere ist für sie verantwortlich. Und er nimmt seine Verantwortung seit Jahren auch intensiv wahr. Auf ihn müssten und sollten sie hören.

Frage: Auf der Internetseite des Stiftes Reichersberg finden sich viele Fotos, die die Schwestern  früher gut aufgehoben und inmitten der Gemeinschaft der Reichersberger Augustiner-Chorherren zeigen. Warum ist dieser Streit so eskaliert?  

Schiffl: Ich finde es auch schade, dass nur Negatives kommuniziert wird und das Gute vergessen wird. Und ich finde es tragisch, dass die vernünftigen Lösungen, die gefunden wurden, jetzt so dargestellt werden. Die Schwestern selbst scheinen das auch alles vergessen zu haben. Auch die vielen Bemühungen des Propstes. Er hat sie wöchentlich besucht, sich um sie und ihr Wohlergehen gekümmert. Er hat seine Aufgabe ernst genommen und nimmt sie als ihr Ordensoberer selbstverständlich wahr. Das wird in dem Konflikt vergessen. Es war und ist selbstverständlich für ihn aus christlicher Nächstenliebe heraus. Er hat alles getan, damit es den Schwestern gut geht und sie ein gutes Leben führen können. Jetzt wird ihm so viel Schlechtes unterstellt, das ist nicht richtig.  

Frage: Die Schwestern behaupten, sie wären vor zwei Jahren im Nachthemd ins Altenheim gebracht worden? War das denn so?  

Schiffl: Mit den Schwestern wurde die Übersiedelung ins Pflegeheim besprochen. Dass es den Schwestern nicht leichtgefallen ist, ist verständlich. Denn sie wohnten seit Jahrzehnten auf Schloss Goldenstein und haben sich in der Schule engagiert, mit aller Liebe und allem Herzblut. Den Vorgang einer Übersiedlung in ein Pflegeheim kennen viele Familien aus eigener Erfahrung, wenn die alten Eltern zu pflegen sind. Manchmal geht es nicht anders. 

Bild: ©Stift Reichersberg / Hans Hathayer (Archivbild)

Dieses Foto entstand vor etwa einem Jahr und zeigt die beiden Augustiner Chorfrauen Schwester Bernadette und Schwester Rita mit ihrem Ordensoberen Markus Grasl bei einer Dankesfeier für ihr langes Wirken in Goldenstein. Damals waren sie noch in dem Pflegeheim Kahlsperg bei Hallein. Schwester Regina konnte damals aufgrund einer Erkrankung nicht dabei sein und verfolgte die Feier über eine Übertragung vom Krankenbett aus.

Frage: Die Schwestern wollen nun ja medial beweisen, dass sie es doch gut allein hinbekommen …   

Schiffl: Jene, die sie ins Kloster rückübersiedelt haben, haben jetzt die Verantwortung für sie.

Frage: Was raten Sie den Schwestern von Goldenstein? 

Schiffl: Ich wiederhole nur, was der Propst mit großer Geduld auch immer wieder sagt: Es gibt einen Ort, an dem sie gut aufgehoben und umsorgt leben können. Dort im Pflegeheim haben sie alles, was sie brauchen. Und dazu auch eine Gemeinschaft anderer Ordensfrauen, in der sie aufgehoben wären. Dort sollten sie sein.  

Frage: Laut Medienberichten haben sich die drei von dem Pflegeheim bereits abgemeldet …  

Schiffl: Meines Wissens sind sie nicht abgemeldet. Das Pflegeheim ist der Ort, wo sie sein sollen. Auch wenn es bestimmt schön ist für sie, wieder auf Goldenstein zu sein. Sie sollten zurück in ihr Pflegeheim, wo sie umfassend versorgt werden. Ich finde es fahrlässig sie im Kloster zu belassen.  

Frage: Wird der Treppenlift wieder eingebaut werden?  

Schiffl: Nein. Es werden seitens des Propstes keine Investitionen mehr in das Kloster getätigt werden.

Frage: Das klingt hart …  

Schiffl: Die Schwestern haben es vor Jahren verweigert, dass ihr Kloster barrierefrei und altersgerecht umgebaut wird. Es wurde ihnen mehrfach angeboten, so dass sie auf dem Schloss Goldenstein hätten verbleiben können. Sie wollten es nicht. Sie haben einen Ort, wo sei sein sollen. Das ist das Pflegeheim in Kahlsperg bei Hallein.  

Frage: Kann man die drei Ordensfrauen nicht einfach dort in ihrem Kloster leben und sterben lassen, so wie sie es sich wünschen?  

Schiffl: Der beste und sicherste Ort für die Schwestern ist das Pflegeheim, wo sie umsorgt werden.   

Von Madeleine Spendier