Erstmals Frau Nummer eins der Kirche von England

Sarah Mullally wird erste Erzbischöfin von Canterbury

Veröffentlicht am 03.10.2025 um 11:49 Uhr – Lesedauer: 

London  ‐ Von drei auf eins: Schon als Bischöfin von London hat Sarah Mullally in der anglikanischen Staatskirche Geschichte geschrieben. Nun wechselt sie auf den Stuhl des Erzbischofs von Canterbury – und wird erste Primas.

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England bekommt erstmals eine anglikanische Primas: Sarah Mullally (63), bislang anglikanische Bischöfin von London, wird die Nummer eins der Kirche von England. Sie wurde am Freitag zur Nachfolgerin von Justin Welby (69) ernannt, wie der britische Sender BBC berichtete. Als 106. Erzbischof von Canterbury bleibt die frühere Krankenpflegerin die höchstrangige Frau in der Geschichte der anglikanischen Staatskirche.

Mullally ist die erste Frau in diesem Amt und die 105. Nachfolgerin des heiligen Augustinus von Canterbury, der um 597 von Papst Gregor I. nach England gesandt wurde, um die Angelsachsen zu missionieren. Er war der Gründer der englischen Kirche, die seit der Reformation im 16. Jahrhundert nicht mehr katholisch ist, sondern protestantisch wurde.

Die gelernte Krankenpflegerin Mullally wechselte 1999 für fünf Jahre als Leiterin Pflege ins britische Gesundheitsministerium. 2001 erhielt sie die Diakonenweihe und 2006 die Priesterweihe. Im Juli 2015 wurde sie vom anglikanischen Primas Welby zur Bischöfin geweiht; in Exeter war sie Englands zweite Diözesanbischöfin. Seit 1987 ist Mullally verheiratet; sie hat zwei Kinder.

"The King's Bishop"

Als Bischöfin von London war sie seit 2017 nicht nur die Nummer drei in der anglikanischen Hierarchie nach den Erzbischöfen von Canterbury und York. Als einer von fünf "Geistlichen Lords" ist der Bischof von London geborenes Mitglied des Oberhauses. Zudem ist er auch Dekan der - rechtlich eigenständigen - königlichen Kapellen, was ihm einen privilegierten Zugang zur Royal Family gibt. Wegen dieser Nähe wird er auch als "the King's Bishop" bezeichnet.

Die anglikanische Kirche entstand zur Zeit der Reformation in England. König Heinrich VIII. brach 1533 mit dem Papst, weil dieser sich weigerte, die Ehe des Königs zu annullieren. Als Oberhaupt einer neuen Staatskirche setzte sich Heinrich VIII. 1534 selbst ein. Weltweit zählt die anglikanische Kirche nach unterschiedlichen Angaben zwischen 77 und 85 Millionen Mitglieder.

Außerhalb Englands gibt es 42 anglikanische Kirchenprovinzen, darunter in den USA, Australien und in mehreren Ländern Afrikas, sowie fünf weitere Kirchen. Der englischen Mutterkirche steht der König als weltliches Oberhaupt vor. Geistliches Oberhaupt, Primas der Kirche von England sowie Ehrenoberhaupt der anglikanischen Weltgemeinschaft ist der Erzbischof von Canterbury. (KNA)