Vor 50 Jahren kam John F. Kennedy durch ein Attentat ums Leben

Mythos und Trauma für die USA

Veröffentlicht am 22.11.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Geschichte

Bonn ‐ Der 22. November 1963 ging als der Tag in die Geschichte ein, an dem John F. Kennedy ermordet wurde. Die dramatischen Szenen, die sich damals in Dallas abspielten, gingen um die ganze Welt. Und auch heute, 50 Jahre danach, ist der Mythos um den charismatischen US-Präsidenten ungebrochen. Doch wer war dieser Mann?

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John Fitzgerald Kennedy kommt am 29. Mai 1917 in Brookline im US-Bundesstaat Massachusetts zur Welt. Er ist das zweite von insgesamt neun Kindern einer vermögenden und einflussreichen Familie: Sein Vater Joseph ist Inhaber eines Investment-Unternehmens, seine Mutter Rose die Tochter des Bostoner Bürgermeisters John Francis Fitzgerald.

Kennedy genießt eine privilegierte Kindheit und Jugend. Aber es gibt auch eine Schattenseite: Von klein auf ist sein Leben von Krankheit geprägt. Schon als Junge leidet er an zahlreichen Allergien, schwerem Asthma, extremer Müdigkeit und Rückenproblemen. Zeit seines Lebens muss er ein Stützkorsett und orthopädische Schuhe tragen. Um seine Schmerzen erträglich zu machen, nimmt er täglich eine Vielzahl verschiedener Medikamente ein.

Als Student trifft er den späteren Papst Pius XII.

Bedingt durch die Berufstätigkeit des Vaters zieht die Familie oft um, weshalb Kennedy verschiedene Privatschulen besucht. Nach seinem Schulabschluss 1935 verzögern seine gesundheitlichen Probleme zunächst die Aufnahme an einer Universität, bevor er 1936 mit dem Studium der Politik in Harvard beginnen kann. In dieser Zeit bereist er mehrmals das Vorkriegs-Europa, 1937 unter anderem auch Frankreich, Italien und Deutschland. In Rom trifft er sogar auf den späteren Papst Pius XII. , den er in einem Tagebucheintrag als "großen Mann" bezeichnet.

Ein Jahr nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in Europa beendet Kennedy sein Studium und meldet sich 1941 freiwillig zum Dienst bei der US-Armee. Aufgrund seines Gesundheitszustandes wird er zwar zunächst abgelehnt. Mit Hilfe des väterlichen Einflusses gelingt ihm jedoch der Eintritt in die US-Marine, bei der er eine Offiziersausbildung absolviert. Während des Krieges wird er als Kommandant eines Schnellbootes eingesetzt. Er erhält mehrere Auszeichnungen, darunter auch das noch von George Washington gestiftete Verwundetenabzeichen "Purple Heart". Bei seiner Heimkehr ist er ein gefeierter Kriegsheld.

Bild: ©KNA

Eugenio Pacelli wurde am 2. März 1939 zum Papst gewählt. Er nannte sich Pius XII.

Als Kennedys älterer Bruder Joseph 1944 im Kampf fällt, drängt ihn sein Vater zu einer Karriere in der Politik. Mit Nachdruck treibt er den Werdegang seines Sohnes voran. Mit Erfolg: 1947 erhält Kennedy einen Sitz im Repräsentantenhaus, 1952 wird er Mitglied des US-Senats. 1961 erreicht er schließlich das von seinem Vater geforderte Ziel: Am 20. Januar wird er als 35. US-Präsident ins Amt eingeführt. Mit seinen damals 43 Jahren ist er der bis dahin jüngste gewählte US-Präsident – und der erste und bisher einzige Katholik.

Charismatischer Hoffnungsträger

Kennedy beginnt seine Amtszeit in einer Phase außen- wie innenpolitischer Spannungen: Rassenunruhen erschüttern das eigene Land, während die ganze Welt durch den Kalten Krieg in Atem gehalten wird. Aufgrund seiner Jugend und seines Charismas setzen viele seiner Zeitgenossen große Hoffnungen in ihn. Wohl auch deswegen ist es für die Menschen ein tiefer Schock, als er am 22. November 1963 auf einer Wahlkampfahrt durch das texanische Dallas in seinem offenen Wagen erschossen wird. Die genauen Umstände des Attentats wurden nie völlig aufgeklärt.

Obwohl die Fachwelt seine Amtsführung eher mittelmäßig einstuft, sieht die amerikanische Bevölkerung in ihm bis heute einen der "großen" US-Präsidenten. Als eine seiner größten außenpolitischen Erfolge gilt die erfolgreiche Überwindung der sogenannten Kuba-Krise, bei der sich Amerika durch die Stationierung sowjetischer Atomraketen in der westlichen Hemisphäre einer direkten Bedrohung ausgesetzt fühlte.

Auch seine Reden und öffentlichen Auftritte machen ihn unvergessen. Besonders den Deutschen prägt er sich mit nur vier einfachen Worten ins Gedächtnis ein: "Ich bin ein Berliner". Darin bekundet er 1963 in West-Berlin seine persönliche Solidarität mit der Bevölkerung der geteilten Stadt, wie auch der ganzen Bundesrepublik und verspricht ihr die Unterstützung der USA als alliierte Schutzmacht.

Vor allem durch sein tragisches Ende wird er später weltweit zum Mythos – und zu einem Trauma für Amerika, das bis heute nicht ganz verarbeitet ist: Es dauerte 50 Jahre, bis auch in Dallas erstmals eine offizielle Gedenkfeier für den ermordeten US-Präsidenten abgehalten wird.

Von Christian Besner