Auch Laien als Pfarrbeauftragte geplant

Drastische Strukturreform in Diözese Rottenburg-Stuttgart geplant

Veröffentlicht am 01.12.2025 um 13:49 Uhr – Lesedauer: 

Rottenburg ‐ Die drittgrößte deutsche Diözese will kleinteilige Strukturen beenden: Aus 1.020 Kirchengemeinden sollen 50 bis 80 große Einheiten gebildet werden – "Raumschaften" genannt. Das Ziel: Kirchliches Leben langfristig sichern.

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Die Diözese Rottenburg-Stuttgart steht vor weitreichenden Veränderungen in der Struktur ihrer Seelsorge. Der Diözesanrat – also das oberste gewählte Laiengremium der Diözese – hat Bischof Klaus Krämer empfohlen, "aus aktuell 1.020 rechtlich selbstständigen Kirchengemeinden 50 bis 80 Raumschaften zu bilden". Die Bildung großer Einheiten soll Seelsorger von Verwaltungsaufgaben entlasten und das kirchliche Leben vor Ort finanziell und personell "langfristig sichern", wie Diözesanratssprecher Johannes Warmbrunn laut einer Mitteilung des Bistums vom Montag sagte.

Das bis auf eine Gegenstimme einstimmige Votum des Diözesanrats bei seiner Sitzung im Kloster Untermarchtal wurde von Bischof Krämer den Angaben zufolge direkt bestätigt. Die Entscheidung sei jedoch erst der Beginn für Überlegungen vor Ort, welche aktuellen Kirchengemeinden zusammenpassen und "wie die neuen Raumschaften auch ländlichen und großstädtischen Strukturen gerecht werden". Hierbei sei 2026 die Beteiligung aller Kirchengemeinden in der Diözese vorgesehen.

Gemeindliches Leben vor Ort dürfe nicht verschwinden

"Es ist ein erster Schritt, den wir heute tun. Wir setzen den Rahmen, den die Gemeinden und Dekanate im kommenden Jahr füllen werden", sagte Krämer. Er betonte, dass in den größeren Einheiten das bisherige gemeindliche Leben vor Ort weder verschwinden werde noch dürfe. Weihbischof Matthäus Karrer betonte: "Auch mit Bildung der neuen Raumschaften bleibt die Kirche am Ort. Sie bekommt nur ein anderes Gesicht."

Klaus Krämer, neuer Bischof von Rottenburg-Stuttgart, im Rottenburger Dom in Rottenburg.
Bild: ©KNA/Cordula Diebold (Archivbild)

"Das Ergebnis muss so sein, dass die Generation, die nach uns kommt und vielleicht auch die übernächste, noch gut damit arbeiten kann", sagte der Rottenburger Bischof Klaus Krämer zur Strukturreform.

Ähnliche Strukturreformen laufen in den meisten der 27 katholischen Bistümer in Deutschland. Im Nachbarbistum Freiburg starten zum Jahreswechsel 36 neue Großpfarreien, sie sind aus ehemals rund 1.000 Pfarreien entstanden.

Krämer sagte, beim Projekt "Seelsorge in neuen Strukturen" müsse man mutig, klug und besonnen vorangehen. "Das Ergebnis muss so sein, dass die Generation, die nach uns kommt und vielleicht auch die übernächste, noch gut damit arbeiten kann", betonte der seit einem Jahr amtierende Bischof. Der Diözesanrat sprach sich auch dafür aus, bei der Leitung der neuen Einheiten "neben Pfarrern auch geeignete Laien als Pfarrbeauftragte zu beteiligen". Wie dies rechtssicher möglich sei, soll noch ausgearbeitet werden.

Sinkende Mitgliederzahlen

Die Diözese Rottenburg-Stuttgart hatte im Frühjahr den Prozess "Kirche der Zukunft" gestartet. Ziel ist es, die Traditionen in den Kirchengemeinden zwischen Hohenlohe und Bodensee, Schwarzwald und Ostalb zu erhalten und in der Seelsorge "vor Ort ansprechbar" zu bleiben. Es gelte aber auch, "neue Menschen zu erreichen, die nach einem spirituellen Mehr im Leben suchen".

Auslöser für die Reformen seien der Rückgang der Mitgliederzahlen durch Austritt, die demografische Entwicklung, weniger Taufen und erwartete sinkende Kirchensteuereinnahmen. Außerdem nehme die Zahl derer ab, die einen Seelsorgeberuf ergreifen. (KNA)