Religionsvertreter rufen zum Kampf gegen den Klimawandel auf

Beten alleine reicht nicht

Veröffentlicht am 21.10.2015 um 00:01 Uhr – Von Joachim Heinz (KNA) – Lesedauer: 
Klima

Bonn ‐ Die Zeit drängt: Manchen Inselstaaten im Südpazifik steht das Wasser schon jetzt buchstäblich bis zum Hals. Die Religionen erklären den Umweltschutz vor dem UN-Klimagipfel in Paris deshalb zum "moralischen Imperativ".

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Demnach wurden zu Beginn des Treffens vor allem Verfahrensfragen heiß diskutiert. Das große Ziel, die Erderwärmung auf unter zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen, scheint weitgehend Konsens zu finden. Strittig sind Detailfragen: Wer überprüft die Einhaltung der einmal getroffenen Vereinbarungen? Wann ist ein globaler Ausstieg aus der umweltschädlichen fossilen Energie möglich? Und: Wie können jene Länder, die bereits jetzt schon unter den Folgen des Klimawandels leiden, die Anpassung an diesen Wandel finanzieren?

Pazifik-Präsident schlägt Alarm

Das klingt abstrakt - aber die Zeit drängt. Der Präsident von Kiribati, Anote Tong, funkte kürzlich noch einmal SOS. Den Bewohnern des Pazifikstaates steht schon jetzt das Wasser buchstäblich bis zum Hals. Die Verwüstungen des Zyklons "Pam", der im März über die 33 Inseln hinwegfegte, sind immer noch nicht behoben. "Die Menschen destabilisieren das Gleichgewicht, das Gott erschaffen hat, indem sie durch ihr Verhalten das Klima verändern", sagte Tong in einem "Zeit"-Interview. "Wir auf Kiribati haben dieses Problem nicht verursacht, aber wir müssen die Folgen tragen."

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Video: © katholisch.de

Anlässlich der UN-Klimakonferenz im Dezember 2015 in Paris rufen die Kirchen zu einem ökumenischen Pilgerweg für Klimagerechtigkeit auf.

Die Bewahrung der Schöpfung und der Ruf nach Gerechtigkeit: Beides steht auch im Mittelpunkt eines Appells von 154 Religionsvertretern, der am Dienstag der Chefin des UN-Klimaschutzsekretariates (UNFCCC), Christiana Figueres, überreicht wurde. Darin fordern die Unterzeichner, darunter der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, und der Weltkirche-Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Ludwig Schick, einen schrittweisen Ausstieg aus der fossilen Energie bis 2050.

In Paris gelte es, verbindliche und faire Übereinkünfte zu treffen; deren Einhaltung seien "mindestens alle fünf Jahre" zu überprüfen, sagt Schick. Der grüne Klimafonds müsse mit mindestens 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr ausgestattet werden, um Länder wie Kiribati zu unterstützen. Gefragt seien aber nicht nur Politik und Wirtschaft, sondern auch jeder Einzelne, betonen die Religionsvertreter. Es bedürfe einer grundlegenden Änderung des Konsumverhaltens hin zu einer ressourcenschonenden Lebensweise.

Religionen sollen zum Umdenken bewegen

"Das klingt nach einer guten Zusammenfassung eines guten Abkommens in Paris", nimmt UNFCCC-Chefin Figueres den Ball auf - und spielt ihn wieder ins Feld der Unterzeichner zurück. Einen globalen Rahmen für einen besseren Schutz des Klimas zu schaffen, sei das eine. Wichtig bleibe aber auch, die Regierungen vor Ort zum Umdenken zu bringen, um die Folgen des Klimawandels in fairer Weise schultern zu können. Für diesen "moralische Imperativ" sollten sich gerade die Religionen ins Zeug legen.

Themenseite: Enzyklika "Laudato si"

Am 18. Juni 2015 wurde die Enzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus veröffentlicht. Sie beschäftigt sich vorrangig mit ökologischen Fragen. Katholisch.de hat alles Wichtige rund um das Schreiben zusammengestellt.

"Wir sehen jetzt, was es bedeutet, wenn sich Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten in Bewegung setzen", schlägt die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Karin Kortmann, den Bogen zur aktuellen Flüchtlingsdebatte. Wenn es nicht gelinge, den Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur zu bremsen, "reden wir über bis zu 400 Millionen Klimaflüchtlinge".

Beten allein reicht nicht. Am Montag wollen katholische Bischöfe mit einem Appell an die Teilnehmer des Klimagipfels nachlegen. Die Initiative, die sich an die Forderungen aus der Umweltenzyklika von Papst Franziskus anlehnt, wurde vom Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden organisiert. Auch der Papst hatte zu Jahresbeginn einen schnellen Ausstieg aus der fossilen Energie gefordert - und einen grundlegenden Kurswechsel in Wirtschaft und Konsumverhalten gefordert.

Von Joachim Heinz (KNA)