Bayerischer Landesbischof als EKD-Ratsvorsitzender bestätigt

Bedford-Strohm muss Weg in die Zukunft weisen

Veröffentlicht am 11.11.2015 um 11:07 Uhr – Von Michael Evers (dpa) – Lesedauer: 
Evangelische Kirche

Bremen ‐ Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm ist als Ratsvorsitzender der EKD wiedergewählt worden. Auf ihn warten in seiner nächsten Amtszeit große Herausforderungen. Dazu zählt etwa die rückgängige Mitgliederzahl in den Landeskirchen.

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Außerdem vertritt Bedford-Strohm als oberster Repräsentant von 23 Millionen evangelischen Christen die Anliegen der Kirche in klarer Sprache in Politik und Gesellschaft. Auf den obersten Geistlichen warten dennoch etliche Herausforderungen - denn die Aussichten der Kirche sind nicht rosig. Der 55-Jährige war vor einem Jahr außerplanmäßig gewählt worden, weil sein Vorgänger Nikolaus Schneider wegen der Erkrankung seiner Frau das Amt aufgegeben hatte. Auf der Tagung der EKD-Synode in Bremen wurde Bedford-Strohm jetzt für die kommende, sechsjährige Amtsperiode wiedergewählt.

Mit Bedford-Strohm war die Kirche auf einen ruhigen Kurs zurückgekehrt, nachdem es unter seinem Vorgänger interne Querelen um ein unglücklich formuliertes Positionspapier zur Familie gegeben hatte. Schneider wiederum war in der laufenden Amtszeit 2010 in die Bresche gesprungen, nachdem die Ratsvorsitzende Margot Käßmann nach einer Alkoholfahrt zurücktrat.

Das Fundament bröckelt

Ist nun also wieder alles im Lot bei Deutschlands Protestanten? Mitnichten, muss man sagen, denn das Fundament der Kirche bröckelt an vielen Stellen. Selbst ein Theologe in Bremen nannte die Lage "desolat". Schuld ist nicht alleine der schleichende Mitgliederschwund in den 20 Landeskirchen, der über das mit dem demografischen Wandel Erwartbare hinaus geht. Binnen zehn Jahren sank die Zahl der Gläubigen um 2,8 Millionen. Mittelfristig wird zudem mit deutlich geringeren Kirchensteuereinnahmen gerechnet. Viele beschäftigt auch eine schrumpfende Relevanz und Akzeptanz kirchlicher Positionen. Von regelrecht kirchenfeindlichen Tendenzen ist manchmal die Rede.

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Dabei können die Kirchen gerade in der Flüchtlingskrise mit vorgelebter christlicher Nächstenliebe punkten. 120.000 evangelische Ehrenamtliche sind derzeit im Einsatz und scheinen - so der erste Eindruck - auch wieder Kirchenferne in die Gemeinden zu locken. Dieser Wachstum an der Wurzel deckt sich mit dem Ergebnis einer Studie des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD. Demnach werden nicht Gottesdienste und Gebete die Zukunft der Kirche sichern, sondern soziales Engagement und ehrenamtlicher Einsatz in den Gemeinden.

Aber reicht das aus? Weiterhin laboriert die evangelische Kirche mit einem 2006 gestarteten Reformprozess, der ihre aus dem 19. Jahrhundert stammenden Strukturen straffen soll. Es müsse beobachtet werden, ob die Kirche ihre Anstrengungen in Kindergärten und Schulen sowie im Internet weiter verstärkt, sagte die Präses der EKD-Synode, Irmgard Schwaetzer, am Dienstag. Das Konzept ist nicht neu und der Erfolg der multimedialen evangelischen Präsenz schwer messbar. 

Hoffnung auf das 500. Reformationsjubiläum

Einen frischen Impuls erhofft sich die Kirche vom 500-jährige. Reformationsjubiläum, das sie 2017 groß feiern möchte. Eine Hürde im Anlauf zum Jubiläum ist jedenfalls schon genommen. Mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, dem Münchner Kardinal Reinhard Marx, hat Bedford-Strohm ein teilweise gemeinsames Programm geplant. Kirchenkenner wissen, dass dies nicht selbstverständlich ist.

Marx gratuliert Bedford-Strohm zur Wahl

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, gratulierte Bedford-Strohm und wünschte dem neuen EKD-Rat Gottes Segen. Mit der Wahl werde die "Ökumene der kurzen Wege" fortgesetzt, schreibt Marx in seiner in Bonn veröffentlichten Gratulation. Dieser Weg gelte auch für das Miteinander der Kirchen, die etwa in der Sterbehilfedebatte oder im Einsatz für die Flüchtlinge gemeinsam ihre Stimmen erhoben hätten. Dies werde "angesichts einer einer rasant zunehmenden Säkularisierung" künftig "mehr als je zuvor" notwendig sein. (kim/KNA)
Von Michael Evers (dpa)