Das Gitter ist noch drin
Bis in die letzten Tage vor der feierlichen Wiedereröffnung liefen die Arbeiten an der Beschallungsanlage und an einigen Grabdenkmälern. Die bis zu 500 Jahre alten Grabsteine für Geistliche und Adlige sind in den vergangenen 24 Monaten sorgsam restauriert worden. "Ich habe den Dom in dieser Zeit auf eine ganz andere Art kennengelernt", sagt Christian Tiede. Der Dom war vollständig mit einem Gerüst ausgefüllt, berichtet der evangelische Dompfarrer.
"Wir hatten regelmäßig Baubegehungen direkt unterm Gewölbe. Das ist ein Ort, wo man sonst nicht hinkommt", sagt Tiede und blickt nach oben zu den grauen Kreuzrippen. "Von dort hat man einen vollkommen anderen Raumeindruck". Die grauen Kreuzrippen sind Teil der Farbgestaltung aus den Jahren um 1950. "Die Restauratoren haben gesucht, aber keine älteren Farbreste finden können", berichtet der evangelische Geistliche. Dementsprechend fiel der Entschluss, die Farbfassung wieder aufzugreifen. "Die Farben sind die gleichen, nur die Materialien sind andere", erklärt Tiede.
Neuerdings mit ökumenischen Stromanschluss
Zur Wiedereröffnung kam der Marienaltar an seinen angestammten Platz, und die neue digitale Beschallungsanlage wurde eingestellt. Im Chorraum sind Glasfenster des Wernigeroder Künstlers Günter Grohs eingesetzt. Die in einer Scheune eingelagerten Sitzbänke sind gereinigt. Die Elektroanlage in der Kirche ist nun vollkommen erneuert. Dabei wurde ein Kuriosum beseitigt: Die Kirche hatte zwei Stromanschlüsse, einen evangelischen und einen katholischen. "Es gibt jetzt nur noch einen, aber abgerechnet werden kann getrennt", erklärt Tiede.
Die neue Elektroanlage bietet erstmals die Möglichkeit, den Dom vollständig zu beleuchten. Bisher war es mitunter schwierig, im Gesangbuch zu lesen, berichtet der Hausherr des evangelischen Teils. Er weist auf das überarbeitete Gitter hin, das den Dom seit 1530 in einen katholischen und einen evangelischen Bereich teilt. "Es stand auch zur Diskussion, das Gitter rauszunehmen. Aber es ist ein geschichtliches Zeugnis", sagt Domdekan Klemens Ullmann vom Dresdner Domkapitel. Es ist Eigentümer des katholischen Teils des Bautzener Domes. Das Gotteshaus war die Bischofskirche des Bistums, bevor die Dresdner Hofkirche 1980 zur Kathedrale wurde.
Das Gitter hat eine neue Abdeckung aus Bronze erhalten. Darauf steht auf Deutsch und in der slawischen Sprache Sorbisch, die in der Region gesprochen wird, der Satz "Wir sollen alle eins sein" aus dem Johannesevangelium. "Das ist ein starkes Zeichen", sagt Ullmann. Er betont die gute Zusammenarbeit zwischen Protestanten und Katholiken. "Diese Domsanierung ist in wunderbarer ökumenischer Gemeinschaft gelungen", erklärt der Domdekan.
Die Sanierungskosten von 2,12 Millionen Euro wurden vor allem über Fördermittel von Stadt, Land und Bund finanziert. "Viele Bautzener haben für die Restaurierung ganz bestimmter Kunstwerke gespendet", fügt Dompfarrer Tiede hinzu. Einige baten bei Geburtstagen oder Jubiläen um Spenden für die Restaurierungen. "Jetzt müssen wir nur noch die Sanierung der beiden Orgeln in den nächsten Jahren hinbekommen", so Domdekan Ullmann. Denn auch davon hat der Bautzener Dom eine katholische und eine evangelische Ausführung.