Hamburger Weihbischof empört über "Sprüche vom Untergang des Abendlandes"

Jaschke: Scharfe Kritik an Pegida und Co.

Veröffentlicht am 10.12.2015 um 12:27 Uhr – Lesedauer: 
Hans-Jochen Jaschke ist Weihbischof im Erzbistum Hamburg.
Bild: © KNA
Gesellschaft

Hamburg ‐ Weihbischof Hans-Jochen Jaschke hat in der Flüchtlingsdebatte scharfe Kritik an rechtspopulistischen Bewegungen geäußert. "Was mich empört, sind Sprüche wie der vom Untergang des Abendlandes", sagte Jaschke bei einer Diskussion in Hamburg.

  • Teilen:

Nach dem Zweiten Weltkrieg habe Deutschland rund 15 Millionen Flüchtlinge aufgenommen, gab Jaschke zu bedenken. "Das ging irgendwie. Dann muss das doch auch heute zu schaffen sein." Es sei "beeindruckend und berührend", wie viele Menschen sich hierzulande um die Flüchtlinge kümmerten. Doch auch jene, die sich angesichts der Flüchtlingsdebatte Sorgen machten, müssten ernst genommen werden.

Hamburgs evangelische Bischöfin Kirsten Fehrs erklärte, in der Bevölkerung seien mitunter "diffuse Ängste" gegenüber Flüchtlingen im Spiel, bei manchen eine "Wahnsinnswut", wie die mehr als 600 Brandanschläge gegen Flüchtlingsunterkünfte zeigten. Das mache ihr Angst, sagte Fehrs. Andererseits hätten viele Menschen die Herausforderungen der Flüchtlingskrise angenommen. "Uns wachsen Menschen und Kräfte zu, von denen wir gar nichts geahnt haben, gerade auch viele junge Leute", so die Bischöfin. Es sei faszinierend, mit welcher Selbstverständlichkeit und Professionalität die Ehrenamtlichen die Arbeit für die Flüchtlinge organisierten.

Versagen der internationalen Gemeinschaft

Die Bischöfin, die kürzlich Flüchtlingslager in Jordanien besucht hatte, nannte das Versagen der internationalen Gemeinschaft eine der Ursachen für die Fluchtbewegungen. Da die reichen Länder zu wenig in das Welternährungsprogramm (WFP) einzahlten, verelendeten die Flüchtlinge in Jordanien immer mehr und machten sich daher erneut auf den Weg. Manche gingen nach Syrien zurück, andere kämen nach Europa.

Leonardo Emberti von der Gemeinschaft Sant'Egidio warnte davor, dass der Libanon und das kurdische Gebiet im Nordirak unter der Last des Flüchtlingszustroms zusammenbrechen könnten. Der Libanon habe bei einer Bevölkerungszahl von 4 Millionen etwa 1,5 Millionen Schutzsuchende aufgenommen, der Nordirak bei 5 Millionen Einwohnern etwa 1,3 Millionen Flüchtlinge. Ein Zusammenbruch könne katastrophale Folgen haben, auch für die Christen in der Region. Nur im Libanon und im Nordirak seien Christen im Mittleren Osten noch relativ sicher. (KNA)

Themenseite: Auf der Flucht

Ob Naturkatastrophen, Armut oder Terror: Täglich verlassen Menschen ihre Heimat, um anderswo ein neues, ein besseres Leben zu beginnen. Die Flüchtlinge kommen auch nach Deutschland. Das bedeutet eine große Herausforderung für Politik, Gesellschaft und Kirche.