"Meilenstein der Klimadiplomatie"
Nach zwei Wochen intensiver Verhandlungen hatten sich Delegierte von 195 Ländern am Samstagabend darauf verständigt, die durchschnittliche Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen, möglichst sogar auf unter 1,5 Grad. Das Abkommen sieht einen Mechanismus zur Überprüfung und Anpassung der zugesagten nationalen Klimaschutz-Maßnahmen vor.
Ferner wird den besonders bedrohten Ländern Unterstützung im Fall klimabedingter Schäden zugesichert – zum Beispiel in Form von sogenannten Unwetterversicherungen. Für schleichende Veränderungen wie steigende Meeresspiegel, schwindendes Trinkwasser oder vermehrte Dürre bieten die Versicherungen allerdings keinen Ausgleich. Stattdessen sollen armen Ländern ab 2020, wenn das Abkommen in Kraft tritt, jährlich 100 Milliarden Dollar zur Verfügung gestellt werden, um vom Klimawandel bedrohte Regionen abzusichern und die Energieversorgung umzustellen.
Peter Weiß, Sprecher für nachhaltige Entwicklung und globale Verantwortung im ZdK, bezeichnete das Ziel, die globale Erderwärmung so deutlich zu begrenzen, als "ehrgeiziger als vorab zu erwarten gewesen war". Das zentrale Element für das Zustandekommen des Vertrages ist für ihn die Zusicherung der Industrieländer, die Hauptverantwortung für die Finanzierung zu übernehmen und die armen Länder bei der Bekämpfung des Klimawandels sowie bei der Anpassung an klimabedingte Folgen zu unterstützen.
Als Wehrmutstropfen sieht Weiß dagegen die Höhe der Minderungszusagen aller Staaten sowie deren freiwilligen Charakter. Die Minderungsziele reichten bisher bei weitem nicht aus, um das formulierte Zwei-Grad-Limit zu erreichen. In diesen Fragen habe es erwartungsgemäß kaum Fortschritte im Rahmen der Verhandlungen gegeben. Umso wichtiger sei es, dass ein verpflichtender Mechanismus zur regelmäßigen Überprüfung der nationalen Klimaziele im Vertrag vereinbart worden sei.
BDKJ: "Dem Abkommen jetzt Taten folgen lassen"
Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und die Katholische Landjugendbewegung Deutschlands (KLJB) sind ebenfalls erfreut über den Ausgang des UN-Klimagipfels. "Es ist ein starkes politisches Signal", erklärt der BDKJ-Bundesvorsitzende Wolfgang Ehrenlechner, "allerdings müssen die Regierungen dem Abkommen jetzt Taten folgen lassen, damit die Lebensgrundlage für nachfolgende Generationen erhalten bleibt." Vor allem die 1,5-Grad-Grenze sei ein wichtiger Schritt. Falls es nicht gelinge, das Ziel einzuhalten, käme es zu einem Anstieg des Meeresspiegels, durch den die Böden auf kleinen Inselstaaten versalzen und unbrauchbar würden oder ganze Inseln im wahrsten Sinne des Wortes untergingen. "Vor allem Menschen in Ländern des globalen Südens verlieren ihre Lebensgrundlage", erläutert Ehrenlechner.
"Für das Erreichen des deutschen Klimaziels, bis 2020 die nationalen Treibhausgasemissionen um 40 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren, ist es unerlässlich, noch in dieser Legislaturperiode den Kohleausstieg einzuleiten", fordert Stephan Barthelme, Bundesvorsitzender der KLJB. Es dürf nicht sein, dass moderne Gaskraftwerke still stünden, während veraltete Kohlekraftwerke den Klimawandel befeuerten. "Deutschland muss als Vorreiter agieren und nicht nur mitlaufen", so Barthelme.
Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat übt dagegen Kritik an dem Abkommen. Zwar seien bei der Konferenz einige Punkte deutlich angesprochen worden, sagt Mittelamerika-Referentin Ines Klissenbauer katholisch.de. "Dennoch bin ich unzufrieden, weil die Zeit natürlich drängt." Bereits jetzt seien die Menschen in Lateinamerika vom Klimawandel betroffen und Existenzen bedroht, wenn Unwetter und Dürrezeiten ganze Ernten zerstörten. "Für die, die Hunger leiden kommen die Hilfen 2020 zu spät", so die Referentin.
In Lateinamerika wisse man genau, wer die Verursacher des Klimawandels seien, sagte Klissenbauer. Die Industrienationen hätten nicht nur viel zu hohe CO2-Ausstöße, sie würden auch durch das Roden ganzer Wälder und den Anbau von Monokulturen in Lateinamerika dazu beitragen. Daher müssten dringend Fonds für ärmere Staaten aufgesetzt werden. "Bisher sehen wir aber nur Lippenbekenntnisse und keine Maßnahmen", so Klissenbauer.
Fürst: Schlimmste Folgen des Klimawandels begrenzen
Der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Bischof Gebhard Fürst, sieht das Abkommen als Chance dafür, dass alle Länder mit gutem Willen die ihnen anvertraute Schöpfung gemeinsam bewahren können. Mit dem Pariser Abschluss wachse die Hoffnung, den Anstieg des Erdklimas auf unter zwei Grad zu halten und so die schlimmsten Folgen des Klimawandels zu begrenzen, so Fürst am Montag. Jetzt müssten den Papieren Taten folgen. Auch die Diözese Rottenburg-Stuttgart will dazu einen Beitrag leisten und hat ein neues integriertes Klimaschutzkonzept vorgesehen.
Die Deutsche Bischofskonferenz hatte das Pariser Klimaschutzabkommen bereits am Sonntag als "historischen Durchbruch" bewertet. Nie zuvor sei sich die Staatengemeinschaft bei einem so wichtigen Thema einig geworden, betonte Erzbischof Ludwig Schick, der in der Bischofskonferenz für weltkirchliche Fragen zuständig ist. "Solidarität, Transparenz und Verlässlichkeit kennzeichnen dieses Abkommen. Sie müssen auch dessen Umsetzung bestimmen", betonte Schick.
Das katholische Hilfswerk Misereor begrüßte das Klimaschutzabkommen ebenfalls. Allerdings werde der Vertag für die am meisten vom Klimawandel betroffenen Länder nicht befriedigend sein, sagte der Miseror-Experte für Umweltpolitik, Stefan Tuschen, in Paris der katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Auch falle das Abkommen etwa beim Thema Achtung und Schutz der Menschenrechte bei allen klimabedingten Maßnahmen oder beim Thema Ernährungssicherung und Landnutzung hinter die Erwartungen zurück.