Flüchtlingsbischof Heße will Wertedebatte
Für die Christen in Deutschland seien die Flüchtlinge auch eine Chance, so der Hamburger Erzbischof: "Manchmal bringt einem das Fremde das Eigene ein bisschen näher." Heße verlangte, den interreligiösen Dialog auf lokaler Ebene zu verstärken. Er zeigte sich zuversichtlich, dass die Bereitschaft zu interreligiösem Dialog und Engagement für Flüchtlinge anhalten werde: "Die Leute merken, wofür sie Christen sind - ein Gefühl, dass sie vielleicht lange vermisst haben", so Heße. "Es tut ihnen einfach gut zu wissen, wofür sie da sind, dass sie gebraucht werden."
Vorwürfe, die Kirchen lehnten alle Vorschläge der Bundesregierung zur Verringerung der Flüchtlingszahlen ab, wies Heße zurück: "Mit Zäunen und Mauern werden die Flüchtlingswellen nicht unter Kontrolle zu bekommen sein". Stattdessen müssten Fluchtursachen wie eine mangelhafte Versorgung von Flüchtlingen in den Nachbarländern Syriens beseitigt werden. Für die katholische Kirche sei "zentral, dass das individuelle Grundrecht auf Asyl nicht angetastet wird und dass die Einheit der Familie auch in der Flüchtlingspolitik gewahrt bleibt", beharrte Heße. Auch Sozialleistungen dürften wegen der Flüchtlinge nicht gekürzt werden.
Heße wies zudem die Behauptung zurück, dass die Kirche an der Flüchtlingskrise mit der Vermietung von Wohnraum verdiene. "Von Verdienen kann überhaupt keine Rede sein, wir nehmen das in Anspruch, was die öffentliche Hand auch anderen Anbietern gewährt", sagte dem Bayerischen Rundfunk. Um Immobilien auf Dauer instand halten zu können, brauche auch die Kirche Rücklagen. "Unsere Pfarrgemeinden dürfen nicht schlechter gestellt werden als alle anderen auch", so Heße.
Im November hatte Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) in einem Zeitungsinterview an die Kirchen appelliert, Grundstücke und Gebäude kostenlos oder nur für eine geringe Miete als Quartiere für Flüchtlinge anzubieten. "Barmherzigkeit braucht keine Miete", so seine Argumentation. Die Kirchen in Bayern wehrten sich daraufhin entschieden gegen den Vorwurf, sie wollten mit der Vermietung von Flüchtlingsunterkünften Geld verdienen. Die Diözesen verwiesen unter anderem darauf, dass Einnahmen nach dem Abzug der Instandhaltungskosten wieder in die Flüchtlingsarbeit zurückflössen. (bod/KNA)