Die Landsucht und die Flüchtlinge
Um Heimat, genauer um deren Gestaltung, geht es am heutigen Donnerstag, dem Landkirchentag der Grünen Woche zum Thema "zukunftsfähige Landwirtschaft". Die Katholische Landjugendbewegung beteiligt sich dabei am "Zukunftsforum Ländliche Entwicklung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft", das sie gemeinsam mit der Evangelischen Jugend in ländlichen Räumen (ejl) ausrichtet. Das titelgebende Thema "Angekommen? – Junge Flüchtlinge in ländlichen Räumen" beleuchten zwei Vorträge aus entgegengesetzten Blickwinkeln, nämlich aus dem des ländlichen Raumes und dem der jungen Flüchtlinge. Es sprechen Dietmar Horn, Ministerialdirektor aus dem Bundesumweltministerium, und Burkhard Wagner, Landesreferent bei der Evangelischen Jugendsozialarbeit in Bayern. Daneben gibt es auch Beispiele aus der Praxis.
Die Flüchtlingsdebatte ist nach wie vor aktuell. Zwischen Landjugend und Flüchtlingen sieht Daniel Steiger zudem spezielle Berührungspunkte. "Für unsere Landjugend ist das ein wichtiges Thema, weil wir eben wissen, was es heißt, seine eigene Heimat aufgeben zu müssen." Außerdem hätten gerade Kinder und Jugendliche ein hohes Solidarisierungspotential: "Die sehen einfach seit Monaten diese akute Not und wollen sie lindern, weil es um Menschen geht."
Schon 2014 habe die Bundesversammlung der KLJB entschieden, dass sie "mit Nachdruck" am Thema dranbleiben wolle – und das sei von ganz unten gekommen. "Der Diözesanverband München und Freising, in dessen Bereich ja auch Grenzübergänge hin zu Österreich liegen, war davon betroffen: Unsere Mitglieder haben vor Ort hautnah das Elend mitbekommen, als die ersten Flüchtlinge über die Grenze kamen." Die Mitglieder dort hätten sich dann in der Erstversorgung engagiert und seien auch erste Schritte zur Integration gegangen: "Sie haben ihre Gruppenstunden geöffnet, haben Aktivitäten gestartet, um die jungen Flüchtlinge aufzunehmen und mit ihnen Freizeit zu verbringen." Die waren vielfältig: Eine Schnippeldisko etwa, bei der gemeinsam Gemüse für ein Essen zerkleinert, gegessen und dann getanzt wurde, oder die "Rumpelkammer", die Altkleidersammlung, bei der nun junge Flüchtlinge eingeladen wurden, mitzuhelfen, oder Theaterprojekte. Die Landjugend stellte außerdem Informationsmaterialien zum Thema Flucht und Asyl im ländlichen Raum zusammen. "Das sind Broschüren und Hefte mit Hintergrundinformationen und Methoden für Gruppenstunden", so Steiger.
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Überhaupt hätten die Anliegen der KLJB und der Flüchtlinge viel gemein. "Auch die wollen schnelles Internet und Anbindung an die Städte." Bei zukunftsträchtigen Themen wie Ausbildungsmöglichkeiten, Arbeitsplätze und Infrastruktur auf dem Land könne man sich ebenfalls gegenseitig unterstützen.
Daniel Steiger, der selbst nach Berlin gereist ist, nimmt viel von der Grünen Woche mit. "Wir in der KLJB leben von den Dialekten und von den regionalen Diversitäten und Reichtümern. Diese Vielfalt bereichert." Es sei nichts, wovor man Angst haben müsse – im Gegenteil: "Wenn man Vielfalt richtig gestaltet, bildet das einen Reichtum heraus, der uns weiterbringen kann."