Bestürzen nach Handgranaten-Anschlag auf Flüchtlingsunterkunft in Baden-Württemberg

Burger: "Anschlag auf Schutzsuchende"

Veröffentlicht am 29.01.2016 um 13:12 Uhr – Lesedauer: 
Stephan Burger ist seit 2015 Erzbischof von Freiburg.
Bild: © KNA
Flüchtlinge

Villingen-Schwenningen  ‐ Nach einem Handgranaten-Anschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft in Villingen-Schwenningen sind Politiker und Kirchenvertreter bestürzt. Auch der Freiburger Erzbischof Stephan Burger verurteilte die Tat scharf.

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"Wer der Meinung ist, unsere Demokratie und den Rechtsstaat oder gar unsere christliche Kultur mit Aggression und perfiden Anschlägen gegen Wehrlose verteidigen zu müssen, zeigt gerade durch sein Handeln, dass er unsere Werte mit Füßen tritt."

Kretschmann: Das ist unfassbar

Ähnlich schockiert ist auch der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne): "Also das ist wirklich unfassbar, dass jetzt schon mit Handgranaten - quasi mit militärischen Waffen - auf Asylsuchende losgegangen wird", sagte er am Freitag in Stuttgart. "Wir müssen einfach alles dafür tun, dass wir Extremismus [...], der die rote Linie überschreitet und zu Gewalt übergeht, dass wir den gesellschaftlich radikal ächten."

CDU-Spitzenkandidat Guido Wolf nannte die Attacke einen "Anschlag gegen die Menschlichkeit." Die Tat müsse mit der ganzen Härte des Rechtsstaates verfolgt und bestraft werden. "Die Täter dürfen nicht ungestraft davon kommen", twitterte Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) unter dem Hashtag #Handgranate. "Das ist Terrorismus", twitterte Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD). Grünen-Bundesvorsitzende Simone Peter sprach von einer "neuen, erschreckenden Kategorie des Hasses, die ein schrillendes Alarmsignal sein muss." Der Kampf gegen rechten Terror müsse von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zur Chefsache gemacht werden.

Keine Menschen zu Schaden gekommen

Gegen 1.15 Uhr wurde der Sprengkörper über einen Zaun auf den geteerten Innenhof der Erstaufnahmestelle geworfen, bestätigte die Polizei. Der Sicherheitssplint war gezogen, die mit Sprengstoff gefüllte Granate explodierte jedoch nicht. Menschen kamen nicht zu Schaden. Ein Wachmann bemerkte die Granate und alarmierte die Behörden. Die Granate wurde von Entschärfen später kontrolliert gesprengt. In der Unterkunft leben nach Auskunft des Regierungspräsidiums Freiburg 104 Flüchtlinge aus mehreren Ländern. (gho/KNA/dpa)

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Ob Naturkatastrophen, Armut oder Terror: Täglich verlassen Menschen ihre Heimat, um anderswo ein neues, ein besseres Leben zu beginnen. Die Flüchtlinge kommen auch nach Deutschland. Das bedeutet eine große Herausforderung für Politik, Gesellschaft und Kirche.