Kunstpreis für junge Künstler ausgeschrieben
"Das Wort ist ja fast aus dem Wortschatz verschwunden", meint Dorothea Tesching, Gemeindereferentin bei der Akademie in Halle an der Saale. "Wir hoffen, dass der Wettbewerb dazu beiträgt, dass es eine neue Bedeutung erhält." Der Preis wird dieses Jahr zum ersten Mal vergeben. Anlass sind die 3. Halleschen Mauritiustage, eine Kulturveranstaltung, die vom 22. bis zum 24. September stattfinden wird; Themengeber ist das "Heilige Jahr der Barmherzigkeit". Eine Jury wird den Gewinner auswählen, die zehn besten Beiträge in der Moritzkirche ausgestellt. "Der Wettbewerb soll auch die Moritzkirche mehr in den Blickpunkt rücken", meint Dorothea Tesching. Je nach Resonanz könne der Preis auch in den nächsten Jahren wieder vergeben werden.
Die Halleschen Mauritiustage
Die Halleschen Mauritiustage finden seit 2014 einmal jährlich rund um die Moritzkirche in Halle statt. Der Anlass vor zwei Jahren war der Abschluss einer Maßnahme, mit der das Bistum Magdeburg von 2007 bis 2013 seine rund 15.000 kirchliche Kulturgüter inventarisiert und kulturhistorisch bewertet hatte. Bei den ersten Halleschen Mauritiustagen ging es um "Christliche Kunst in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft", das Motto letztes Jahr war "Denk-mal: Musik – 90 Jahre Sauer-Orgel".Der Wettbewerb ruft Studenten der Bildenden Kunst von Kunsthochschulen sowie Absolventen, deren Abschluss nicht länger als zwei Jahre her ist, auf, sich mit der "Haltung der Barmherzigkeit" auseinanderzusetzen. "Barmherzig zu sein ist in gleicher Weise elementar und herausfordernd", heißt es in der Ausschreibung. Die Bibel und die christliche Tradition benenne barmherzige Handlungen – die aber kein Gesetzestext seien, vielmehr "Versuche, die Sinnrichtung von Barmherzigkeit zu erfassen."
Rechtsansprüche statt Gnade und Barmherzigkeit
Die Akademie beschreibt zudem das Spannungsfeld, in dem der Begriff steht: Zwischen dem Wunsch nach Barmherzigkeit und dem menschlichen Ungenügen im Barmherzigsein bestehe eine Kluft, in der sich die "Dynamik und Tragik unserer Geschichte(n)" ereigne. Darüber hinaus setze der Sozialstaat auf Rechtsansprüche statt auf Gnade und Barmherzigkeit – die vielen Flüchtlingshelfer zeigten jedoch, dass es ein "Mehr" brauche im Vergleich zu rechtlichen Ansprüchen und Regelungen.
Auch wenn die Ausschreibung einen christlichen Hintergrund habe, suchten die Ausrichter "keine explizit katholischen Beiträge", so Dorothea Tesching. "Wir wollen insbesondere junge Menschen anregen, sich mit dem Thema zu beschäftigen und junge Künstler fördern." Daher richte sich die Ausschreibung nicht an etablierte Künstler.