Sanierung der Görlitzer Kathedrale Sankt Jakobus abgeschlossen

Für den Klimawandel gerüstet

Veröffentlicht am 13.03.2016 um 15:15 Uhr – Von Markus Kremser (KNA) – Lesedauer: 
St. Jakobus in Görlitz ist die östlichste Bischofskirche in Deutschland.
Bild: © KNA
Bistum Görlitz

Görlitz ‐ Auch sintflutartiger Regen soll der Görlitzer Kathedrale Sankt Jakobus nun nichts mehr anhaben können. Nach der Sanierung loben Denkmalschützer eine gelungene Verbindung von Ästhetik und Funktionalität.

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Die Sanierung von Turmschaft, Klinkerfassade, Dach und Fenstern kostete wie geplant 3,3 Millionen Euro, bilanzierte Dompropst Hubertus Zomack am Donnerstag. Davon kamen 2,2 Millionen Euro aus Städtebaufördermitteln des Bundes, des Landes Sachsen und der Stadt Görlitz. Das Bonifatiuswerk, das katholische Einrichtungen in Minderheitensituationen fördert, gab 630.000 Euro dazu. Weitere 1,2 Millionen Euro wurden jedoch zusätzlich für weitere, anfangs nicht vorgesehene Baumaßnahmen erforderlich.

Oberster Denkmalschützer ist begeistert

Am stärksten fällt ins Auge, dass die ursprüngliche neogotische Dachform mit Zwerchhäusern und Dreiecksgiebeln sowie der Zierdeckung mit Dachziegeln in drei unterschiedlichen Farben wiederhergestellt ist. Diese Dachform werde Stürmen, Starkregen und Schneelasten besser standhalten als das nach dem Zweiten Weltkrieg errichtete Dach, zeigte sich der Leiter der Bau-Abteilung des Bistums Görlitz, Thomas Backhaus, gewiss. Am 7. Mai 1945, kurz vor Kriegsende, wurde das Gotteshaus durch Artilleriebeschuss schwer beschädigt und anschließend nur mit den damals zu Verfügung stehenden Mitteln gesichert. Auch schwefelsaure Luft sowie der Lokomotivenrauch des nahe gelegenen Bahnhofes hinterließen ihre Spuren an der Fassade.

Der oberste Denkmalschützer von Görlitz, Peter Mitsching, lobte die denkmalgerechte Sanierung. "Ich bin begeistert, was die Handwerker hier geleistet haben", freute sich der Leiter der Denkmalschutzbehörde. Die wiederhergestellten Zierelemente seien nicht nur schön anzusehen, sondern hätten auch einen technischen Nutzen. Auch Architektin Doris Kohla erläuterte, dass die Ziertürmchen die tragenden Teile der Dachstuhlkonstruktion nun wieder wasserdicht abschließen können. Der neogotische Dachstuhl zeige eindrucksvoll ein ideales Zusammenwirken von Konstruktion und Ästhetik.

Der Görlitzer Dompropst Hubertus Zomack vor der Kathedrale St. Jakobus, die 2013 umfassend saniert wird.
Bild: ©Markus Kremser

Der Görlitzer Dompropst Hubertus Zomack zeigt die Kathedrale St. Jakobus während des Umbaus.

Nach Kohlas Angaben wurden 100.000 Ziegel auf 2.600 Quadratmetern Dachfläche verlegt und die Entwässerung gegenüber dem führeren Zustand verbessert. So gibt es nun mehr Fallrohre für das Wasser, das die stärkeren Niederschläge infolge des Klimawandels bringen. Überdies wurden Fassadenziegel im Wert von über einer halben Million Euro ausgetauscht. Bei der Instandsetzung von 1947/48 waren viele Ziegelverkleidungen nicht fachgerecht mit dem dahinterliegenden Mauerwerk verbunden. Eindringendes Wasser hatte in den folgenden Jahrzehnten große Schäden verursacht.

Zwei neue Glocken für die Kathedrale

Auch bei der Turm- und Fassadensanierung sind die ursprünglichen Baudetails nun rekonstruiert. "Neben der Turmuhr gibt es jetzt wieder zwei kleine Rosetten. Damit steht die Uhr wieder auf Füßen wie ein Wecker", so Thomas Backhaus. Ein Ziegelwerk fertigte die benötigten Steine für die Sanierung extra an, 25 individuelle Formen waren notwendig.

Die Sanierung brachte auch positive Überraschungen mit sich. So kosteten die Arbeiten am Turmschaft "nur" 374.000 Euro, ursprünglich waren 550.000 Euro veranschlagt. "Die Substanz wurde aber nach unten hin immer besser", so Backhaus. Im Turm wurde der alte Glockenstuhl durch einen neuen aus Eichenholz ersetzt, das Geläut ist nun durch zwei neue Glocken ergänzt. Die Kosten von 141.000 Euro für Glockenstuhl und Glocken konnten ganz aus Spenden finanziert werden. Erstmals ist die Kathedrale nun auch für Rollstuhlfahrer ohne fremde Hilfe zugänglich. Der Einbau eines Aufzugs am Westportal der Kirche für 130.000 Euro macht es möglich.

Von Markus Kremser (KNA)