Von Anfang an saubere und minuziöse Aufarbeitung
"Der Diözese Würzburg ging es von Anfang an um eine saubere und minuziöse Aufarbeitung", sagte ein Bistumssprecher am Samstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Nach einer am Wochenende auf der Internetseite des Bistums veröffentlichten Chronologie gab es gegen einen hochrangigen Geistlichen innerkirchliche Ermittlungen wegen des Vorwurfs des sexuellen Missbrauchs einer Minderjährigen.
Chronologie des Bistums Würzburg
Zum "Spiegel"-Bericht zum Vorwurf des sexuellen Missbrauchs durch einen Priester der Diözese Würzburg und zu dem hierzu durchgeführten Verfahren veröffentlicht die Bischöfliche Pressestelle eine Chronologie zum Vorgehen des Bistums.Demnach schrieb die vatikanische Glaubenskongregation Ende 2015 dem Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann, das Verfahren sei einzustellen. Zuvor sei eine kirchenrechtliche Voruntersuchung beim Offizial der Erzdiözese München und Freising, Lorenz Wolf, zum Ergebnis gekommen, dass der Vorwurf gegen den Beschuldigten "begründet nicht aufrechterhalten werden kann".
Mit dieser Veröffentlichung reagierte das Bistum auf einen Bericht des Magazins "Spiegel", das nach eigener Darstellung die umfangreichen Akten des kirchlichen Ermittlungsverfahrens ausgewertet hat. Der Bericht hält der Kirche vor, den Beschuldigten geschützt, ihm Verfahrensvorteile verschafft und nicht sauber ermittelt zu haben.
Der Beschuldigte, der die Vorwürfe bis heute bestreitet, soll 1988 die damals 17-jährige Tochter eines angehenden Diakons in einem kirchlichen Exerzitienhaus zum Oralverkehr gezwungen haben. Ihre Eltern meldeten der Chronologie des Bistums zufolge dies erstmals im Herbst 2012 dem Würzburger Bischof. Der unabhängige Missbrauchsbeauftragte des Bistums, der Kriminologe und Strafrechtsprofessor Klaus Laubenthal, sei eingeschaltet worden. Am 10. März 2014 habe dieser das Ergebnis einer Plausibilitätsprüfung vorgelegt und eine kirchenrechtliche Voruntersuchung empfohlen. Laut "Spiegel" hält Laubenthal den Tatverdacht gegen den Geistlichen auch nach Abschluss dieses Verfahrens für begründet.
Nach Darstellung des Magazins ist die Frau grundsätzlich zu einer Aussage bereit gewesen. Sie sei aber im kirchlichen Ermittlungsverfahren nicht gehört worden. Wolf sagte dazu der KNA, die Beschuldigerin habe sich einer persönlichen Aussage "immer verweigert". Allerdings seien ihre Schilderungen schriftlich in die Untersuchung eingeflossen und ein forensisches Gutachten erstellt worden. Der Bischof habe "nichts liegen gelassen" und jeweils alle Meldungen in diesem Fall zeitnah dem Missbrauchsbeauftragten weitergegeben. (KNA)
Ergänzung, 27. März: Stellungnahme der Diözese Würzburg
Am Abend des 27. März hat die Diözese Würzburg eine zusammenfassende Stellungnahme veröffentlicht:
"Im Umgang mit dem gegenüber einem Priester der Diözese Würzburg erhobenen Vorwurf sexuellen Missbrauchs ging es der Diözese Würzburg von Anfang an um eine saubere und minutiöse Aufarbeitung. Bischof Dr. Friedhelm Hofmann hat jeweils alle Meldungen in diesem konkreten Fall zeitnah dem Missbrauchsbeauftragten in der Diözese Würzburg, Professor Dr. Klaus Laubenthal, weitergegeben. Nach den Gesprächen mit der Anzeigeerstatterin und mit dem Beschuldigten kam Professor Laubenthal in seiner Plausibilitätsprüfung zu dem Ergebnis, dass tatsächliche Anhaltspunkte für den Verdacht eines sexuellen Missbrauchs an einer minderjährigen Person durch den Beschuldigten vorliegen. Der gesamte Bericht Laubenthals, einschließlich seiner Plausibilitätsprüfung, wurde unverändert der kirchenrechtlichen Voruntersuchung zugeführt."
Die vollständige Stellungnahme finden Sie bei der Diözese Würzburg