Vor 600 Jahren wurde der Ordensstifter Franz von Paola geboren

Franz von Paola: Der Veganer unter den Heiligen

Veröffentlicht am 27.03.2016 um 00:01 Uhr – Von Anselm Verbeek (KNA) – Lesedauer: 
Heilige

Bonn ‐ Er war ein Asket vor dem Herrn. Dennoch brachte ausgerechnet der von ihm gegründete Orden ein Starkbier hervor. Vor 600 Jahren wurde Franz von Paola geboren.

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Er fastete nicht nur in der vorösterlichen Zeit, sondern lebenslang; auf den Tisch kamen bei ihm kein leckerer Ersatz von Fleisch wie Fisch, Käse- oder Milchspeisen, sondern streng vegane Gerichte. Der Kalabrese Franz von Paola hatte in Rom große Probleme, bis die Päpste ihm zu den drei gewöhnlichen Gelübden von Armut, Keuschheit und Gehorsam auch ein viertes Zusatzgelübde billigten - eine streng vegane Ernährungsweise.

Francesco di Paola, nach alter Tradition wohl geboren am 27. März 1416 in Paola bei Cosenza, liebte einfache Kost: Brot, Öl, Gemüse und Obst bei einem Krug Wasser. Wein - das Alltagsgetränk des Südens - verbot der Ordensgründer seinem Bettelorden der Minimen. Im deutschen Sprachraum sind sie auch als Paulaner bekannt, benannt nach dem Geburtsort des Stifters.

Ein Kochtopf mit viel frischem Gemüse steht auf einem Holzbrett.
Bild: ©Inga Nielsen/Fotolia.com

Mit frischem Gemüse lassen sich leckere und gesunde Gerichte kochen.

Wenn der Leib fastet, wird der Geist gereinigt

Der rigide Asket in schwarzer Kutte soll 91 Jahre alt geworden sein. Trotz strengsten Fastens war er gesund und kräftig, sein Teint lange rosig und glatt - auch ohne Anti-Aging-Cremes. In der Ordensregel hat Franz sein Gebot des "ewigen Fastens" begründet: "Wenn der Leib fastet, so wird der Geist gereinigt, der Sinn erhoben, das Fleisch dem Geist untertänig, das Herz demütig und zerknirscht". Die feierliche Fasten-Strenge wirkte auf viele anziehend, weil der Bettelmönch mit dem Rübezahl-Bart sein Opferleben mit Leichtigkeit vorlebte, voller Heiterkeit dem Dasein und voller Hilfsbereitschaft dem Menschen zugewandt.

Heute verbindet sich mit dem Namen des kompromisslosen Asketen kurioserweise der Genuss eines Münchner Biers, des "Paulaner". Unter den verschiedenen Bierspezialitäten hat es vor allem das Bockbier zu überregionaler Berühmtheit gebracht. 1627 bezogen Paulanermönche in der Vorstadt Au ein Kloster. Am Todes- und Festtag des Stifters, dem 2. April, und in der folgenden Woche durften die Mönche ihr selbst gebrautes Bier öffentlich ausschenken: das "Sankt Vater Bier". Der Paulanerkonvent ging unter, das Bockbier aber lebte fort als "Salvator". Das Profil des Ordensgründers ziert das Paulaner-Logo.

Beim Starkbierfest auf dem Nockherberg trat viele Jahre lang ein "Fastenprediger" unter dem Namen des Paulaner Braumeisters Bruder Barnabas auf, um Politiker zu "derblecken", also mit Spott zu übergießen.

...Gott erhalt's!

Warum haben sich im frühen Mittelalter so viele Klöster auf das Bierbrauen spezialisiert? Wieso findet man in der Bibel 1543 Verse über Wein, aber nur 16 über Bier? Warum dürfen Christen Alkohol trinken, Muslime aber nicht?

Ein Bußprediger war er nicht

Was hätte Franz von Paola, der ein Kämpfer gegen den "Konsumterror" und den Luxus an den Renaissance-Höfen gewesen ist, wohl dazu gesagt?

Ein Bußprediger wie der Florentiner Zeitgenosse Savonarola, der eine ganze Stadt seinem Tugenddiktat unterwerfen wollte, ist der Paulaner nicht gewesen. Der uralte Ruf nach Erneuerung der Kirche wurde von Franz zuerst als persönliche Umkehr verstanden. Als 13-Jähriger diente er ein Jahr lang als Küchenjunge in einem Franziskanerkloster nahe Paola. Aber die Gemeinschaft entsprach nicht dem hohen Ideal, das er von seinem Namenspatron - dem heiligen Franziskus - hatte.

Der Holzschnitt einer Brauerei
Bild: ©katholisch.de/Heinrichs

Der Holzschnitt einer Brauerei hängt in der Kantine der Paderborner Brauerei.

Einsiedler und Prophet

Auf Pilgerfahrt nach Assisi fand der junge Mann eine Antwort. Er bezog eine Felshöhle in der Bergeinsamkeit Kalabriens. Denn auch der Ägypter Antonius der Einsiedler und der Mönchsvater Benedikt von Nursia hatten als Eremiten ihren geistlichen Weg begonnen. Franz von Paola zog mit seinem Leben in Nächstenliebe, Buße und Demut bald Gleichgesinnte an. Sie führten ein Aussteigerleben in einer vermeintlich "christlichen" Umgebung, in der Jesu Forderung als fromme Worte abgetan wurden: "der Größte unter euch soll werden wie der Kleinste" (Lk 22,26). Als die Gemeinschaft wuchs, wurde aus der Eremitensiedlung ein Kloster; Tochtergründungen blühten auf.

Bei aller Demut war Franz von Paola eine starke Persönlichkeit, die hart und kühn gegen Mächtige auftreten konnte. Wie ein Robin Hood stritt der Paulaner für soziale Gerechtigkeit - statt mit Pfeil und Bogen kämpfte er mit Gottes Wort. Der Ruf eines Heiligen und Wundertäters schützte ihn. Am 2. April 1507 starb Franz von Paola in Tour. Als der Einsiedler von Kalabrien 1519 heiliggesprochen wurde, zählte sein Orden bereits Hunderte von Klöstern.

Von Anselm Verbeek (KNA)