95 mal Martin Luther
Das liegt auch daran, dass unterschiedliche Akteure beteiligt sind. Allein in Wittenberg haben eine Staatliche Geschäftsstelle "Luther 2017" und eine Geschäftsstelle der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) "Luther 2017 - 500 Jahre Reformation" ihren Sitz. Darüber hinaus gibt es zahlreiche regionale Akteure, die eigene Akzente setzen. Eine Broschüre der beiden Wittenberger Büros zu den Höhepunkten verzeichnet vor allem nationale und internationale Ausstellungen, aber auch einen Gottesdienst, ein Pop-Oratorium und eine Opernproduktion, einen Europäischen Stationenweg und schließlich ein "Konfi- und Jugendcamp" in Wittenberg.
Bei der Suche nach den Inhalten wird man besonders bei den Ausstellungen fündig. An der Spitze stehen drei große "nationale Sonderausstellungen". Das Deutsche Historische Museum zeigt in Berlin die Schau "Der Luthereffekt. 500 Jahre Protestantismus in der Welt". Die nationale Sicht steht im Zentrum der zweiten Ausstellung auf der Wartburg unter dem Titel "Luther und die Deutschen". Die dritte der Sonderausstellungen ist unter dem Titel "Luther! 95 Menschen - 95 Schätze" in Wittenberg zu sehen. An diesem "authentischen Ort" sollen 95 Menschen "mit ihrer existenziellen Beziehung zu Martin Luther und seinem Werk" vorgestellt werden. Der zweite Teil will die historische Figur Luther "wieder freilegen" - und das mittels "95 Schätzen".
Vorwort als Kontrapunkt
Fast wie ein Kontrapunkt dazu wirkt die Perspektive, die der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm in seinem Vorwort einbringt. Die Protestanten wollten 2017 in ökumenischer Gemeinschaft mit allen christlichen Kirchen und Konfessionen weltweit feiern. "Nicht als ein Luther-Festival, sondern als Christusfest", bekräftigt Bedford-Strohm. Dies kommt besonders beim Versöhnungsgottesdienst "Healing of memories" (Heilung der Erinnerung) am 11. März 2017 in Hildesheim zum Ausdruck. Einen geistlich-liturgischen Akzent setzt auch der "Reformationssommer-Festgottesdienst" am 28. Mai auf dem Elbufer vor Wittenberg, der zugleich den Abschluss des Kirchentags von Berlin und der parallelen regionalen "Kirchentage auf dem Weg" bildet. Diese stehen unter der Losung "Du siehst mich".
Unter dem Motto "Tore der Freiheit" ist in Wittenberg eine "Weltausstellung Reformation" geplant. Darunter ist eine Art "Markt der Möglichkeiten" in der Altstadt zu verstehen, bei dem Kirchen aus aller Welt, internationale Institutionen, Organisationen, Initiativen und Kulturschaffende ihre Sicht auf die Reformation darstellen können. Auch in anderen Teilen Deutschlands sind größere Ausstellungen in Planung.
Ökumene: Was verbindet? Was trennt?
Ein Haus mit vielen Wohnungen: So lässt sich - vereinfacht - die Ökumene beschreiben. Das Haus, das viele Kirchen und Gemeinschaften beherbergt, umspannt die ganze Welt. Die Familien in diesem Gebäude sind Katholiken, Protestanten, Orthodoxe, Kopten, Altkatholiken, Anglikaner und Freikirchler.Soweit die wichtigsten Eckpunkte der Broschüre. Diese verzeichnet überraschenderweise nicht die zentralen Gottesdienste und Festakte am 31. Oktober in Berlin zur Eröffnung und ein Jahr später in Wittenberg zum Abschluss. Erwähnenswert sind auch zwei weitere Termine im September 2017: Am 14. September soll es in Trier einen "Ökumenischen Christusfest-Gottesdienst" geben - in Kooperation mit der Deutschen Bischofskonferenz und anderen ökumenischen Partnern -, zwei Tage später in Bochum ein "ökumenisches Fest", bei dem das "gemeinsame gesellschaftliche Zeugnis der Christen in Deutschland" am Ende des Gedenkjahrs besonders herausgestellt werden soll.
Franziskus kommt nach Lund
Einen eigenen Akzent - über das Luthertum hinaus - setzt die Versammlung der Weltgemeinschaft Reformierter Kirche vom 27. Juni bis 7. Juli 2017 in Leipzig. Der Lutherische Weltbund hat seine Vollversammlung 2017 nach Windhoek in Namibia gelegt. Allerdings hält er bereits in diesem Sommer eine Ratstagung in Wittenberg ab. Und am 31. Oktober feiert er im schwedischen Lund sein 70-jähriges Bestehen und in diesem Rahmen einen Versöhnungsgottesdienst. Dazu wird auch Papst Franziskus erwartet - das ökumenische Highlight somit gleich zum Beginn des Gedenkjahrs.