Laurent Stefanini soll künftig bei der Unesco arbeiten

Paris verzichtet auf schwulen Botschafter im Vatikan

Veröffentlicht am 06.04.2016 um 17:59 Uhr – Lesedauer: 
Diplomatie

Paris ‐ Frankreich verzichtet darauf, einen homosexuellen Mann zum Botschafter beim Heiligen Stuhl zu machen. Der Diplomat Laurent Stefanini soll stattdessen sein Land künftig bei der Unesco vertreten, beschloss das französische Kabinett am Mittwoch.

  • Teilen:

Die französische Regierung hatte Anfang 2015 den offen homosexuell lebenden Diplomat vorgeschlagen; der Vatikan wollte ihn unter Verweis auf die französische Familienpolitik (Stichwort: "Ehe für alle") nicht. Die Nominierung Stefaninis war vom Kirchenstaat offiziell unbeantwortet geblieben. In einem ungewöhnlichen Schritt lud Papst Franziskus den Diplomaten Ende April 2015 zu einem rund 15-minütigen Gespräch. Dabei habe er Stefanini seine persönlichen Gedanken zu dem Vorgang mitgeteilt, hieß es im Anschluss.

Der 56-jährige Stefanini war bereits von 2001 bis 2005 als Botschaftsrat in der französischen Vertretung beim Heiligen Stuhl tätig. Er ist praktizierender Katholik und gilt als ausgewiesener Experte für Religionsfragen. Im Herbst arbeitete der Diplomat an der Organisation des Pariser Weltklimagipfels mit.

Hollande hatte Stefanini stets als "einen der besten französischen Diplomaten" bezeichnet. Der Vatikan kann wie andere Staaten auch einen vorgeschlagenen Botschafter ablehnen. Dies kommt allerdings relativ selten vor. (luk/dpa/KNA)

Linktipp: Keine besten Freunde

Der gesetzlich verankerte Laizismus in Frankreich treibt oft merkwürdige Blüten - und verunsichert Staat wie Gesellschaft. Ein homosexueller Vatikanbotschafter und ein Konzert zur Syrien-Hilfe werfen nun neue Schlaglichter.