Der frühere Bundestagspräsident sprach bei einer Veranstaltung in Berlin

Thierse: Friedenspotenzial der Religionen nutzen

Veröffentlicht am 16.04.2016 um 09:48 Uhr – Lesedauer: 
Wolfgang Thierse.
Bild: © KNA
Religion

Berlin ‐ Derzeit sei es üblich, stets die Gefährlichkeit von Religionen zu betonen, so Wolfgang Thierse. Das sei eine Verwechslung von Religion mit Ideologisierung, sagte der frühere Bundestagspräsident bei einer Veranstaltung am Freitag in Berlin.

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Wer so denke, vergesse, dass nichtreligiöse Ideologien im vergangenen Jahrhundert in Europa viel Gewalt und Terror begründet hätten. Thierse betonte: "Wenn Religion Teil des Problems ist, muss sie auch Teil der Lösung sein". Er äußerte sich bei einer Veranstaltung zum Thema "Friedensethische Grundsätze und politische Verantwortung im 21. Jahrhundert", die von der Arbeitsgemeinschaft Christinnen und Christen in der SPD organisiert wurde.

Den Ländern gehe etwas von ihrer kulturellen DNA verloren

Der Leiter des Bereichs Weltkirche und Migration der Deutschen Bischofskonferenz, Ulrich Pöner, verwies auf die zurückgehende Zahl der Christen in den Ländern des Nahen Ostens durch Verfolgung und Flucht. Diesen Ländern gehe damit nicht nur etwas von ihrer kulturellen DNA verloren, so Pöner. Diese Entwicklung habe auch Auswirkungen auf die internationalen Beziehungen. Zudem könne "der Konsens in unserem Land zwischen Christen, Muslimen, Juden und Atheisten gefährden", warnte Pöner.

Die Präsidentin von Brot für die Welt, Cornelia Füllkrug-Weitzel, rief die Politik dazu auf, Nichtregierungsorganisationen stärker bei ziviler Konfliktprävention miteinzubeziehen. Sie hätten oft Kontakte in die Zivilgesellschaft, die der Politik verschlossen blieben. Es müsse eine bessere Koordinierung geben, damit Nichtregierungsorganisationen Friedensprozesse besser unterstützen könnten. (KNA)

Linktipp: In Flüchtlingsdebatte über Rolle der Religion sprechen

In der Flüchtlingsdebatte fordert der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse einen offenen Dialog über die Rolle der Religion. Für eine gelingende Integration müsse die Gesellschaft klären, "welchen (nicht nur historischen) Rang und welche Gegenwärtigkeit die christlich-jüdische Prägung unserer Kultur beanspruchen darf und soll", schreibt der SPD-Politiker in einem Gastbeitrag in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".