Türkischer Staat enteignet Kloster bei Istanbul
Die Insel Chalki hat bezüglich der Enteignung beziehungsweise Schließung kirchlicher Einrichtungen durch die türkische Obrigkeit bereits eine lange Geschichte. In den 1930er Jahren wurde dort das orthodoxe Marienkloster, in dem sich auch eine Handelsschule befand, der Kriegsmarine überantwortet.
1971 schrieb das Unterrichtsministerium der berühmten Theologischen Hochschule von Chalki den Anschluss an eine staatliche Universität vor. Patriarch Athenagoras I. (1948-1972) zog es vor, den Unterricht an dieser Bildungsstätte für seine Geistlichkeit einzustellen. So rettete er wenigstens die Gebäude und die wertvolle Bibliothek vor der Vereinnahmung. Armenier und Presbyterianer, die der Eingliederung ihrer Hochschulen in das staatliche System damals zustimmten, verloren bald darauf auch deren Liegenschaften. Das Seminar von Chalki hingegen ist zwar schon 45 Jahre geschlossen, jedoch weiter im Besitz des Ökumenischen Patriarchats.
Linktipp: Özdemir - Union darf Christen "nicht ganz vergessen"
Angesichts des Flüchtlings-Abkommens mit der Türkei hat Grünen-Chef Özdemir die Union aufgefordert, die Christen in dem Land "nicht ganz" zu vergessen. Unterdessen wurden am Montag die ersten Migranten in die Türkei zurückgeschickt.Das jetzt beschlagnahmte Metamorphosis-Kloster wurde im frühen 19. Jahrhundert als Eremitensiedlung (Skiti) durch den Mönchsvater Makarios gegründet. Damals erfasste die "Skiten-Bewegung" vom Berg Athos her die gesamte damalige europäische und asiatische Türkei. Sie wollte frühe Formen des orientalischen Mönchtums erneuern. Nach ihrem Gründer wurde die Skiti bis zuletzt auch "Makarios" genannt. Sie liegt auf einem bewaldeten Hügel oberhalb einer malerischen Bucht.
In den 1960er Jahren wurde die Skiti von der Türkei wie viele andere Kirchen, Klöster, Schulen für "mazbut" (in Ordnung gebracht) erklärt. Die kirchlichen Einrichtungen wurden staatlicher Besitz, aber den früheren Eigentümern weiter zur Benutzung überlassen.
Nutzungsrecht der Kirchen aufgehoben
2007 wurde auch dieses Nutzungsrecht der Verklärungs-Skiti aufgehoben. Bulldozer drangen ins Klostergelände ein, rissen die Gebäude nieder; die Kirche wurde verwüstet. Patriarch Bartholomaios I. feierte seitdem an jedem 5. August eine Verklärungsvigil in einer Zeltkapelle auf dem verwilderten Klostergelände. Nun wurde die zerstörte Skiti endgültig beschlagnahmt und ein inzwischen zurückgekehrter Mönch verjagt. (KNA)