Orden untersagt öffentlichen Auftritt und Äußerungen in den Medien

Redeverbot für nationalistischen Priester in Polen

Veröffentlicht am 20.04.2016 um 10:40 Uhr – Lesedauer: 
Kirche

Krakau/Bialystok  ‐ Nach rechtsextremen Äußerungen hat eine katholische Ordensgemeinschaft in Polen ein Redeverbot gegen einen Priester verhängt. Der Ordensmann Jacek Miedlar hatte eine Messe für die rechtsextreme Organisation "Nationalradikales Lager" (ONR) gelesen.

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Dabei soll Miedlar laut örtlichen Medienberichten zu einem "kompromisslosen nationalkatholischen Radikalismus" aufgerufen haben, weil Polen von einem "bösartigen Tumor" befallen sei. Die Ordensprovinz mit Hauptsitz in Krakau verbot ihm jegliche öffentliche Rede sowie Aktivitäten in den Medien und sozialen Netzwerken. Zudem darf er keinerlei Tagungen oder Pilgerfahrten organisieren.

Das Erzbistum Bialystok hatte sich für die Beteiligung von Mitgliedern der rechtsextremen Organisation "Nationalradikales Lager" an der Messe in der Kathedrale entschuldigt. Die Kirche sei überparteilich, Nationalismus sei ihr fremd, teilte ein Bistumssprecher am Dienstag mit. Der Vorfall resultiere aus einem "Versehen" der Pfarreileitung.

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Polen ist gespalten, seit die neue nationalkonservative Regierung im Eiltempo den Staat umbaut und dabei die Macht des Verfassungsgerichts und der Medien beschneidet. Aber wo steht in diesem Streit die katholische Kirche?

Auch der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki, rügte die umstrittene Messe. Kirchen dürften nicht zur Verbreitung von Meinungen genutzt werden, die dem christlichen Glauben entgegenstünden. "Jeder kann seine persönliche Ansicht ausdrücken, aber in seinem eigenen Namen und in eigener Verantwortung", so der Bischof. "Die Kirche ist jedoch der Ort für die Verkündung des Evangeliums, das zur Liebe jedes Menschen animiert."

Hetze gegen Muslime

Miedlar hatte bei einer Kundgebung von Rechtsextremisten am Nationalfeiertag am 11. November in Warschau gegen Muslime gehetzt, wie auf einem Youtube-Video zu sehen ist. Auf seinem Twitter-Account bezeichnet er sich selbst als "Nationalist". Der 2015 zum Priester geweihte Ordensmann war zunächst in einer Pfarrei in Breslau (Wroclaw) tätig. Vor einiger Zeit wurde er der Tageszeitung "Gazeta Wyborcza" zufolge in ein geschlossenes Kloster versetzt.

Während des Gottesdienstes hatten im Mittelgang der Kathedrale ONR-Aktivisten mit Fahnen und Armbinden der rechtsextremen Organisation gestanden. Anlass war der 82. Jahrestag der ONR-Gründung. Nach der Messe beteiligen sich laut Polizeiangaben rund 400 Menschen an dem Marsch der Organisation durch die Innenstadt.

Dabei soll örtlichen Medien zufolge unter anderem gerufen worden sein "Tod den Feinden des Vaterlandes", "Wir verteidigen Europa, wir lassen Islamisten nicht hinein" und "Großes katholisches Polen". Die Staatsanwaltschaft prüft, ob gesetzeswidrig faschistische Propaganda verbreitet wurde, hieß es. (KNA)