Der Geschasste
Allerdings hat es auch der Bischof lange an einer klaren Linie fehlen lassen. An diesem Montag wird Mixa 75 Jahre alt und erreicht damit die offizielle bischöfliche Pensionsgrenze. Der Geistliche lebt heute zurückgezogen im Kreis Donau-Ries, residiert mit Haushälterin und Hund in der "Villa Barbara" im Kaisheimer Ortsteil Gunzenheim, der zum Bistum Eichstätt gehört. Das Jugendstilhaus hatte Mixa seinerzeit als Eichstätter Bischof selbst renovieren lassen. Nun sei er als Mieter "dankbar", dass er hier wohnen könne, sagt er. In der benachbarten Kirche hat der Ruheständler eine Wallfahrt wiederbelebt, feiert regelmäßig Pilgergottesdienst. "Das mache ich sehr gern", sagt er.
Rückblick, Frühjahr 2010: Wochenlang beherrscht das Thema Mixa die Schlagzeilen. Als Pfarrer in Schrobenhausen soll er einst Heimkinder geohrfeigt und Gelder veruntreut haben. Er sieht sich zudem mit dem Vorwurf des sexuellen Missbrauchs an einem Ministranten in Eichstätt konfrontiert, wo Mixa seit 1996 Bischof war. Der Streit spitzt sich zu, als er "die eine oder andere Watschn" einräumt und seinen Rücktritt anbietet. Papst Benedikt XVI. nimmt Mixas Ersuchen an - der aber widerruft, will persönlich mit dem Papst sprechen. "Die Bitte habe ich ein paar Mal wiederholt", sagt er heute. "Sie ist nicht erfüllt worden."
Erzwungener Rücktritt wegen unliebsamer Haltungen?
Vor allem der Eichstätter Vorwurf erwies sich, wie Mixa sagt, als Verleumdung und "vollkommene Lüge". Dies sei der "letzte Hammerschlag" gewesen, um ihn wegzubringen. "Und warum?" Der promovierte Theologe meint, den Grund zu wissen. Er glaubt, dass seine erzwungene Demission auch mit seinem entschiedenen Eintreten gegen Abtreibung und für den Lebensschutz zusammenhing.
Tatsächlich war Mixa ein markanter Kirchenvertreter in Deutschland. Stets habe er sich öffentlich für Ehe und Familie sowie für eine "sachgerechte Kindererziehung" eingesetzt, sagt der Geistliche. Heftig griff er etwa 2007 die Kita-Ausbaupläne der damaligen Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) an, mit der Frauen zu "Gebärmaschinen" degradiert würden. Mit umstrittenen Vergleichen löste der Bischof öfter Debatten aus.
Linktipp: Bischof Walter Mixa feiert 75. Geburtstag
Er sei dankbar auch für das, wo es "Prüfungen und Leiden gab", sagt Bischof Walter Mixa heute. Am Montag wird der frühere Bischof der Bistümer Augsburg und Eichstätt 75 Jahre alt.Im Bischofsamt galt Mixa zunächst als offen und leutselig. Das galt auch für seine Zeit als Militärbischof von 2000 bis 2010. Die Diözese Augsburg war für den gebürtigen Oberschlesier zur Heimat geworden - 1970 wurde er hier zum Priester geweiht, war viele Jahre Pfarrer. Doch als Oberhirte sah Mixa zusehends eine "Anti-Stellung" gegen sich entstehen, wie er sagt. Im Bistum hieß es zum Schluss, er habe sein Amt in einer Weise wahrgenommen, die "nun viele Wunden und eine tiefe Spaltung" hinterlasse.
Nach dem Rücktritt erlahmten die Bestrebungen, die Vorwürfe aufzuklären. Den Missbrauchsverdacht legte die Staatsanwaltschaft schnell zu den Akten. Zum Abgang des Bischofs hatten letztlich nicht die Vorhaltungen selbst geführt, sondern sein schlechtes Krisenmanagement sowie mangelnder Rückhalt in Diözese und Bischofskonferenz.
Kein Groll, sondern Demut
Trifft man Mixa heute, ist kaum Groll zu spüren. Er verwendet zwar Begriffe wie "Unerhörtheit" und "Verleumdung". Zugleich sagt er: "Es gibt auch innerhalb der Kirche nichts Vollkommenes. Jeder hat gute Seiten, aber auch Schwächen und Fehler." Das Geschehene habe er im Gebet aufarbeiten können. Voriges Jahr habe er um ein Gespräch bei Benedikt XVI. gebeten, doch Erzbischof Georg Gänswein habe ihn auf die lange Wartezeit verwiesen. "Da habe ich nur den Kopf geneigt und bin schweigend gegangen."
Den Geburtstag hat der pensionierte Oberhirte bei einem Pontifikalamt am Samstag in Wemding gefeiert. Das Erreichen der Altersgrenze ist für Mixa kein Einschnitt. Er will weiter Gottesdienste in der Umgebung feiern, Beichten abnehmen, Vorträge halten. Seelsorgliche Aufgaben habe er nie als "niederdrückende Last" empfunden, sagt er. Gerade heute sei es wichtig, "in einer einladenden und in sich begründeten, plausiblen Weise den Glauben zu verkünden".