Zurück auf der Tagesordnung
Wowereit äußerte Verständnis für die Sorge der katholischen Kirche, den Religionsunterricht trotz ihrer Minderheitenlage sicherzustellen. Zugleich betonte er, eine höhere staatliche Förderung stehe nicht zur Debatte. Es könne jedoch um eine bessere Organisation des Unterrichts im Schulalltag und die Formen der staatlichen Refinanzierung gehen, zudem über die Sicherung der Religionslehrerausbildung an der Freien Universität.
Woelki erklärte, das Erzbistum stoße bei der Finanzierung des Fachs an seine Grenzen. Allein für Berlin belaufe sich die Deckungslücke in diesem Jahr auf 4,5 Millionen Euro. So könne die Kirche den Unterricht auf längere Sicht nicht mehr flächendeckend anbieten. Eine Konfrontation zwischen Staat und Kirche führe jedoch nicht weiter, betonte der Erzbischof.
Religion als freiwilliges Zusatzangebot
Bei einem Volksentscheid im Jahr 2009 war der gegenwärtige Status des Religionsunterrichts in Berlin bestätigt worden. Danach ist er neben dem Ethikpflichtfach ein freiwilliges Zusatzangebot, das staatlich bezuschusst wird. Allerdings sind die Landesmittel auf dem Stand von 2002 eingefroren. Sie decken nach Angaben des Erzbistums Berlin mittlerweile nur noch rund die Hälfte der Kosten. In Berlin haben derzeit rund 24.000 Schüler katholischen und 78.000 evangelischen Religionsunterricht, die Humanistische Lebenskunde besuchen mehr als 53.000 Schüler.
An dem ersten Treffen dieser Art seit 2007 nahmen alle Regierungsmitlieder des Berliner Senats sowie Spitzenvertreter des Erzbistums teil. Weitere Themen waren den Angaben zufolge der Kampf gegen soziale Missstände etwa bei Asylsuchenden. So kündigte der Bürgermeister gemeinsame Anstrengungen bei der Aufnahme syrischer Flüchtlinge an. Er dankte der katholischen Kirche für soziales Engagement "weit über ihren Bereich hinaus" und lobte sie als "verlässlichen Partner". Auf Nachfrage bestätigte er, dass er der katholischen Kirche weiter angehöre.
Sanierungspläne für Hedwigs-Kathedrale vorgestellt
Vor den Gesprächen besichtigten die Teilnehmer die Sankt-Hedwigs-Kathedrale. Dompropst Ronald Rother erläuterte dort die Sanierungspläne für die Bischofskirche. Woelki gab bekannt, dass das Erzbistum derzeit ein Bestandssicherungsgutachten für das Landesdenkmalamt erstellt. Dieses werde dann Grundlage für weitere Maßnahmen sein. Er hoffe, dass bis zum 1. November, dem 240. Jahrestag der Kirchweihe, die Ausschreibung für einen Architekten-Wettbewerb zustande komme. Die Kathedrale wurde im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört und anschließend innen in moderner Form wiederaufgebaut.
Wowereit bestätigte, der "dringende Renovierungsbedarf" des Gotteshauses sei "leicht zu erkennen". Der Senat werte die Pläne als "Zeichen zunehmender Repräsentanz der katholischen Kirche" in dem Umfeld, in dem auch die Staatsoper neu gestaltet werde. (stz/KNA)