Innenministerium fördert Projekt mit 500.000 Euro

Christen, Juden und Muslime starten Förderprojekt

Veröffentlicht am 01.06.2016 um 11:39 Uhr – Lesedauer: 
Flüchtlinge

Berlin ‐ Ein Bündnis von Christen, Juden und Muslimen in Deutschland will Integrationsprojekte für Flüchtlinge fördern. Das Bundesinnenministerium unterstützt die neue Initiative mit einer halben Million Euro.

  • Teilen:

Dem Bündnis gehören die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) und der Zentralrat der Juden sowie der Zentralrat der Muslime, die Türkisch-Islamische Union, der Verband der Islamischen Kulturzentren und der Islamrat an. Das Förderprojekt heißt: "Damit aus Fremden Freunde werden". Es findet im Rahmen einer bereits bestehenden Kooperation unter dem Titel "Weißt du, wer ich bin?" statt. Dabei unterstützten die Trägerorganisationen zwischen 2004 und 2011 mehr als 100 lokale Initiativen eines interreligiösen Dialogs. Das Bundesinnenministerium fördert die auf Flüchtlingshilfe ausgerichtete Neuauflage mit insgesamt einer halben Million Euro.

Beim Auftakt in der Berliner Katholischen Akademie würdigte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Günter Krings (CDU), das Vorhaben. Bei nur wenigen interreligiösen Initiativen arbeiteten maßgebliche christliche, jüdische und muslimische Organisationen schon auf der Ebene der Projektträger zusammen.

Heße: Religionen können Frieden stiften

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße betonte, Christen, Juden und Muslime müssten das "friedensstiftende und integrationsfördernde Potenzial von Religion" auch im Alltag bezeugen. Es sei ihm "ein besonderes Anliegen, dass die Sorge für schutzsuchende Menschen und der Dialog zwischen den Religionen enger als bisher miteinander verknüpft werden", so der Sonderbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für Flüchtlingsfragen.

Linktipp: "Weißt du, wer ich bin?"

In einer gemeinsamen Initiative wollen Christen, Juden und Muslime die Zusammenarbeit bei der Flüchtlingshilfe fördern. Ab Ende Mai können sich Projekte um eine finanzielle Unterstützung bewerben.

Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Abraham Lehrer, betonte, das Projekt sei "bitter nötig" angesichts der "Warnungen vor einer angeblichen Überfremdung Deutschlands". Der Sprecher des Koordinierungsrates der Muslime und Generalsekretär des Islamrats, Burhan Kesici, betonte, Integration geschehe vor allem auf lokaler Ebene. So würdigte er den Beitrag der Katholischen Akademie in Berlin zum christlich-islamischen Dialog, den sie auch nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den USA verstärkt fortgesetzt habe.

Die ACK-Vizevorsitzende und evangelisch-methodistische Bischöfin Rosemarie Wenner äußerte sich zuversichtlich, dass gemeinsames Engagement für Flüchtlinge auch ein "Türöffner" zum interreligiösen Dialog werde. Der evangelische Berliner Bischof Markus Dröge und Erol Pürlü vom Verband islamischer Kulturzentren riefen christliche, jüdische und muslimische Flüchtlingshelfer auf, gemeinsam in die Unterkünfte zu gehen, um Ängste der Träger vor einer Radikalisierung der Flüchtlinge zu entkräften. Doron Kiesel vom Zentralrat der Juden betonte, viele Flüchtlinge brächten keine Erfahrung mit Religionsfreiheit mit und müssten sich erst damit vertraut machen. (KNA)

Themenseite: Auf der Flucht

Die Flüchtlingskrise fordert Staat, Gesellschaft und Kirchen mit ganzer Kraft heraus. Auch die katholische Kirche in Deutschland engagiert sich umfangreich in der Flüchtlingsarbeit. Weitere Informationen dazu auf der Themenseite "Auf der Flucht".