Früherer Kölner Erzbischof zur verschwundenen Blutreliquie

Meisner: "Religiöse Überhitzung" als Tatmotiv

Veröffentlicht am 07.06.2016 um 16:55 Uhr – Lesedauer: 
Kriminalität

Berlin ‐ Kardinal Joachim Meisner hat die Blutreliquie Johannes Pauls II. kurz vor ihrem Verschwinden noch berührt. Dass er deshalb selbst als Täter verdächtigt werden könnte, glaubt er aber nicht.

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"Die Absicht ist ja vielleicht sogar edel - dass man den Heiligen aus irgendeiner religiösen Überhitzung heraus besonders verehren will", so der 82-Jährige. "Aber man darf natürlich nicht so über die Stränge schlagen, und dass die Verehrung dem Täter guttut, kann ich mir auch nicht vorstellen."

Seit dem Wochenende wird in Köln eine gläserne Kapsel mit einem Tuch vermisst, das einen Blutstropfen Johannes Pauls II. trägt. Die Reliquie wurde seit Ende 2013 im Kölner Dom verehrt. Kardinal Meisner ist der bisher letzte bekannte Zeuge, der sie noch gesehen hat.

Meisner: Ich hätte die da gar nicht rausgehebelt bekommen

Nach eigenen Angaben war Meisner am Samstagabend im Kölner Dom, um die Beichte abzunehmen. Da sei die Reliquie noch zu sehen gewesen. "Ich hatte noch meine Hand daraufgelegt, als Geste der Verehrung, und noch das Glas mit den Fingern gespürt." Dass er nun selbst als Täter verdächtigt werden könnte, kann er sich aber nicht vorstellen. "Ach, ich glaube nicht, dass jemand auf so einen absurden Gedanken kommen könnte. Schon allein, weil ich viel zu ungeschickt wäre. Ich hätte die da gar nicht rausgehebelt bekommen."

Nach Angaben des Domkapitels vom Dienstag wurde die ausgesetzte Summe als Belohung zur Auffindung der Reliquie dank privater Spenden auf 3.200 Euro mehr als verdoppelt. Laut Kölner Polizei gibt es bislang keinen neuen Sachstand.

Meisner nahm unterdessen laut eigenen Angaben den heiligen Antonius ins Gebet, im katholischen Volksglauben hilfreich bei der Suche nach verlorenen Dingen. "Dem habe ich gesagt: 'Jetzt zeig mal, was du kannst.' Ich habe ihm schon ziemlich eingeheizt. Deshalb bin ich guter Hoffnung. Ich würde mir wünschen, dass die Blutreliquie wieder da ist, wenn ich am nächsten Samstag wieder in den Beichtstuhl komme." (KNA)