Vandalismus im Bonner Münster
Stadtdechant Wilfried Schumacher zeigte sich von dem Vorfall tief erschüttert. Die Meldungen über Vandalismus häuften sich. "Nach vielen Vorfällen in anderen Kirchen hat es uns erneut getroffen", so Schumacher. Der Papst fordere dazu auf, die Kirchen für die Menschen offen zu lassen. "Aber wir müssen auch ständig in der Angst leben, dass sich Solches oder Ähnliches wiederholt", erklärt der Stadtdechant. Es müsse dafür gesorgt sein, "dass die Menschen geschützt und sicher beten können". Er wolle deshalb sorgfältig prüfen, ob das Münster weiterhin durchgehend geöffnet bleiben kann.
Nach bisherigen Erkenntnissen betrat der unbekannte Täter, den Zeugen als "etwa 35 Jahre alt und hellhäutig" beschrieben, am frühen Morgen die Krypta des Bonner Münsters. Anschließend öffnete er die Halterung des Schreins, in dem die Gebeine der Stadtpatrone ruhen, und zog ihn heraus. Ein Mitarbeiter, der den lauten Aufschlag hörte, verschloss umgehend alle Türen und alarmierte die Polizei. Die konnte den Täter vor Ort in Gewahrsam nehmen. Anzeige wurde bereits erstattet.
Es war nicht der erste Fall von Vandalismus im Bonner Münster. 2002 stürzte ein Unbekannter das zwei Meter hohe Holzkruzifix um und beschädigte es schwer. 2003 stieß ein damals 42-Jähriger Mann die Pieta, die "schmerzensreiche Muttergottes" von ihrem Podest. Zuletzt brachen Unbekannte einen massiven Schlussstein aus einem Fensterbogen der Ostapsis. Der herausgebrochene Stein fand sich auf dem Parkplatz des Münster-Pfarrhauses wieder.
Schumacher beobachtet mit Sorge, "wie nicht nur die Ehrfurcht vor Gotteshäusern gleich welcher Religion immer mehr schwindet, sondern wie auch der Umgang mit privatem Eigentum und öffentlichen Gütern immer rücksichtloser wird". Hier fehle es an Grundüberzeugung in der Gesellschaft.
Das Münster ist über den Gräbern christlicher Märtyrer erbaut, die heute als die Bonner Stadtpatrone Cassius und Florentius verehrt werden. Über ihrer Gruft steht der Schrein der Stadtpatrone. Er beinhaltet einen Sarkophag aus Eichenholz und ist mit Walzblei ummantelt. Er wurde 1971 von Künstler Hein Gernot geschaffen. Ein Bronzegestell umfasst den Schrein. (bod)
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.